Glühen von
Schmucklegierungen
Wichtige Grundlagen
… glühen mit der offenen Flamme
Durch Kaltverformung ändern sich die Mate-
rialeigenschaften, die Festigkeit und Härte
steigen, die Dehnung nimmt ab. Das Gefüge
wird in einen Zwangszustand gebracht. Mit
steigender Verformung werden zur Umfor-
mung immer höhere Kräfte benötigt; über-
schreitet die eingesetzte Kraft die Festigkeit,
bricht das Material. War die Verformung groß
genug (in der Regel > 50%) wird bei Errei-
chen einer materialabhängigen Temperatur
die Rekristallisation ablaufen, es vollzieht sich
eine Kornneubildung. Das Gefüge ist in der
Regel feinkörniger als im Ausgangszustand.
Platinlegierungen werden auf einer Kera-
mikunterlage mit offener Flamme bei 950 –
1000 °C (Weißglut) geglüht. Als bewährte
Einrichtungen gelten sauerstoff- und was-
serstofferzeugende Apparaturen. Wir emp-
fehlen bei Glüh-, Löt- und Schweißvorgän-
gen die blaue Flamme (Sauerstoff/ Wasser-
stoff). Ab 1300 °C sollte zum Schutz der
Augen unbedingt mit einer Schutzbrille –
wegen UV-Abstrahlung – gearbeitet werden.
Um Schädigungen zu vermeiden, sollte man
folgende Stoffe mit Platinlegierungen nicht
in Verbindung bringen.
1. Kohlenstoffe
2. Silizium
3. Borate
Praktische Grundregeln für das Glühen
b … bei maximaler Verformung – niedriger
Glühtemperatur und kurzer Glühdauer
erzielt man ein optimales Gefüge.
4. Fremdmetalle
b … Bearbeitungshinweise zu den diversen
Metallen sollten unbedingt eingehalten
werden.
… glühen im Ofen
Bei der Ofenglühung sollte je nach
Materialstärke eine Glühtemperatur von
900 – 1000 °C eingehalten werden.
Glühdauer ca. 8 Minuten.
b … um Schädigungen durch Oxidbildung so
gering wie möglich zu halten, sollten
Glühungen so wenig wie möglich durch-
geführt werden.
Glühen von Palladiumlegierungen
Palladiumlegierungen überzeugen durch
die hohe Verformbarkeit ohne Zwischenglü-
hung. Bei Erreichen des max. Verformungs-
grades sollte jedoch die Zwischenglühung bei
750 – 800 °C (Dunkelrotglut) erfolgen; an-
Glühen von Farbgoldlegierungen
Die Farbgoldlegierungen werden am besten
bei 600 – 650 °C (Dunkelrotglut) ca. 5 –
10 Min. – abhängig von der Größe des Werk-
stückes – geglüht. Abschrecken in Wasser ist schließend in Wasser ablöschen. Als Fluss-
empfehlenswert.
mittel empfehlen wir Platinclean. Als Glüh-
oder Schweißunterlage empfehlen wir
„Keraplat“. Zum Beizen empfehlen wir eine
10 –15%ige Ameisensäure HCOOH.
Glühen von Weißgoldlegierungen
Pd-Weißgold-Legierungen einige Minuten bei
600 – 750 °C (Hellrotglut), Ni-Weißgold-Legie-
rungen nicht höher als 700 – 750 °C (Kirsch-
rotglut). Nie auf Kohle oder Gips weichglühen
(Gefahr chemischer Reaktionen!). Pd-Weiß-
gold-Legierungen können in Wasser abge-
schreckt werden; Ni-Weißgold-Legierungen
sollte man an der Luft abkühlen lassen; da-
nach in Allpex bei 60 – 65 °C im Beizgerät ab-
beizen. Zur Entfernung von hartnäckigen
Ni- oder Co-Oxiden empfehlen wir eine Spe-
zialbehandlung mit Flussmittel h. Zuerst wird
das gesamte Werkstück mit Flussmittel h
benetzt und anschließend auf 400 – 450 °C
gleichmäßig erwärmt. Nach der Temperatur-
behandlung bildet sich eine glasige Schicht.
Diese wird dann mit heißem Wasser abge-
waschen.
Glühen von Silberlegierungen
Bei der Glühung von Silberlegierungen mit der
offenen Flamme sollte man möglichst darauf
achten, dass mit einer weichen Flamme im
abgedunkelten Raum gearbeitet wird. Nur so
ist sichergestellt, dass die zu erzielende
Dunkelrotglut rechtzeitig erkannt und die er-
forderliche Glühtemperatur 600 – 620 °C
(Dunkelrotglut) nicht überschritten wird.
Nach Erreichen der Glühtemperatur sollte
das Werkstück in Wasser abgelöscht werden.
Als Beizmittel empfehlen wir„Allpex“.
Achtung!
So genannte Wärmebrüche (Bruch der Korn-
grenzen) entstehen dann, wenn zu früh oder
zu stark geglüht wird. Eine Glühung sollte erst
erfolgen, nachdem das Material mindestens
50 – 60% kaltverformt wurde. Die Flamme
sollte reduzierend eingestellt sein (kein Sauer-
stoffüberschuss), da es sonst zu einer tiefer-
gehenden Oxidation infolge Sauerstoffdiffu-
Glühen von Schmuckplatin-
legierungen
Um eine Diffusion von Verunreinigungen in
das Material bzw. chemische Reaktionen mit
dem Platin zu verhindern, sollte vor jedem
Glühvorgang und nach jedem Walz- oder Zieh- sion kommen kann (Blausilber). Eine Entfer-
prozess das Metall mit einer 10%igen Salpe-
tersäure (HNO3) abgebeizt werden.
nung dieser tiefergehenden Oxidation ist
nicht möglich.
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