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In den vergangenen Jahren hat sich jedoch die Angebots- und Preis–
situation auf den Rohstoffmärkten dramatisch verändert. Die Triebfeder ist
in fernöstlichen Staaten, insbesondere China und Indien zu suchen, deren
Wirtschaftswachstum sich enorm entwickelte. Dieses liegt in China derzeit
bei über 10%. Noch in den vergangenen Jahren überschwemmte China den
Weltmarkt mit billigen Rohstoffen. Mittlerweile ist aber aus dem Export–
land ein Importland geworden, woraus sich ein regelrechter Paradigmen–
wechsel ergeben hat. Seit November 2006 wird auf eine Reihe von wichti–
gen mineralischen Rohstoffen sogar ein Exportzoll eingehoben, um den Ex–
port der für die chinesische Wirtschaft wichtigen Rohstoffe zu erschweren
und somit den Export höherwertiger Güter zu fördern (O’DRISCOLL, M.
2006a).
Auch Indien zählt zu den aufstrebenden Rohstoffnationen. Anlässlich
des 19. Weltbergbaukongresses 2003 in New Delhi kündigte der indische
Staatspräsident Abdul Kalam in seiner Inaugurationsrede an, den Anteil des
Bergbaus am indischen Bruttoinlandsprodukt von (damals) 3 bis 5% auf 10%
steigern zu wollen. Im Gegensatz zu China agiert Indien durchaus auch als
Exportland. Da beispielsweise aufgrund von Langzeitverträgen mit indi–
schen Abnehmern nur unzureichende Erlöse erzielt werden können, wird
mehr als die Hälfte der Eisenerzproduktion zu den derzeit hohen Welt–
marktpreisen exportiert.
Um Engpässe bei der Rohstoffversorgung erkennen zu können, ist es
erforderlich, die Entwicklungen im internationalen Bergbau sorgfältig zu
prüfen, um allenfalls entsprechende Gegenmaßnahmen treffen zu können.
Eine sorgfältige Prüfung der Versorgungssicherheit setzt die Klärung einer
Reihe von Fragen voraus. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden an
Hand von ausgewählten mineralischen Rohstoffen in erster Linie die unter–
schiedlichen regionalen Trends diskutiert. In der Folge werden sektorale
Trends, wie Konzentration von Lieferländern, Produzenten, die politische
Stabilität der Lieferländer etc. analysiert.
2. Grundsätzliches über Lagerstätten von Edelmetallen
Als Edelmetalle werden natürlich vorkommende, schwach reaktive,
nicht oder nur äußerst schwer oxidierbare Schwermetalle mit besonderen
chemischen und physikalischen Eigenschaften verstanden (Tab. 1). Dazu
zählen Gold, Silber, Platin und die Platingruppenelemente (Palladium, Rho–
dium, Iridium, Osmium, Ruthenium).
Edelmetalle treten in der Natur äußerst selten auf. Als Faustregel gilt,
dass 9 Elemente die Erdkruste zu 99% aufbauen (siehe Tab. 2). Von einer
Lagerstätte wird dann gesprochen, wenn der Durchschnittsgehalt in der
Erdkruste um ein Vielfaches überschritten wird. Während etwa der Durch–
schnittsgehalt des Eisens in der Erdkruste bei ca. 5% (= 50.000 ppm) liegt —
dieser Wert wird auch als „Clark-Wert“ bezeichnet —, gelten Eisenerzlager-