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Die edelmetallverarbeitende Industrie in Deutschland  
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© 2016 Deutscher Bundestag  
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Die edelmetallverarbeitende Industrie in Deutschland  
Aktenzeichen:  
Abschluss der Arbeit:  
Fachbereich:  
WD 5 – 3000 – 015/16  
04.04.2016  
WD 5: Wirtschaft und Technologie, Ernährung, Landwirtschaft und  
Verbraucherschutz, Tourismus  
Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages  
bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Ihre Arbeiten geben nicht die Auffassung des Deutschen Bundestages, eines sei-  
ner Organe oder der Bundestagsverwaltung wieder. Vielmehr liegen sie in der fachlichen Verantwortung der Verfasse-  
rinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geben nur den zum Zeit-  
punkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand wieder und stellen eine individuelle Auftragsarbeit für einen Abge-  
ordneten des Bundestages dar. Die Arbeiten können der Geheimschutzordnung des Bundestages unterliegende, ge-  
schützte oder andere nicht zur Veröffentlichung geeignete Informationen enthalten. Eine beabsichtigte Weitergabe oder  
Veröffentlichung ist vorab dem jeweiligen Fachbereich anzuzeigen und nur mit Angabe der Quelle zulässig. Der Fach-  
bereich berät über die dabei zu berücksichtigenden Fragen.  
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Inhaltsverzeichnis  
1.  
Vorgehensweise  
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2.  
Edelmetalle und edelmetallverarbeitende Industrie  
Definition Edelmetalle  
Edelmetalle für die Industrie  
Statistiken  
4
4
7
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2.1.  
2.2.  
2.3.  
3.  
EU-Kommissionsvorschlag für eine Verordnung  
11  
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1.  
Vorgehensweise  
Die vorliegende Arbeit analysiert die „edelmetallverarbeitende Industrie“ indem zunächst der  
Begriff Edelmetalle definiert und seine Einsatzfelder aufgezeigt werden.  
Ergänzend werden Statistiken des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sowie der Statista GmbH  
Hamburg berücksichtigt. Bezüglich des EU-Kommissionsvorschlags für eine Verordnung zur Er-  
füllung der Sorgfaltspflicht in den Lieferketten des Rohstoffsektors (COM/2014/ 111 final –  
2014/0059 (COD)) wird auf Stellungnahmen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie  
(BMWi)/Bundesregierung, des Deutschen Industrie-und Handelskammertages (DIHK), des Bun-  
desverbandes der Deutschen Industrie e.V. (BDI) sowie der Wirtschaftsvereinigung Metalle e.V.  
verwiesen.  
2.  
Edelmetalle und edelmetallverarbeitende Industrie  
2.1. Definition Edelmetalle  
Die Statista GmbH führt zum Begriff “Edelmetalle“ wie folgt aus1:  
„Unter Edelmetallen versteht man Metalle, die besonders korrosionsbeständig sind. Dazu zählen  
Gold, Silber und einige Platinmetalle. Korrosionsbeständig bedeutet, dass sie bei Raumtempera-  
tur an der Luft entweder gar nicht oder nur langsam und in sehr geringem Umfang reagieren oder  
oxidieren. Edelmetalle werden in der Regel im Bergbau gewonnen. Gold liegt meist gediegen vor,  
muss also nicht durch Reduktion gewonnen werden. Allerdings liegt es meist nur in sehr kleinen  
Partikeln vor, was die Gewinnung sehr aufwendig macht. Silber wird meist aus Silbererzen redu-  
ziert, oft zusammen mit Blei-, Kupfer- und Zinkerzen als Sulfide oder Oxide.  
Der britische Bergbau- und Minenkonzern Glencore Xstrata erreichte im Jahr 2014 einen Umsatz  
von insgesamt 209 Milliarden US-Dollar und ist damit mit Abstand der umsatzstärkste Bergbau-  
konzern weltweit. Mit insgesamt 122 Milliarden US-Dollar hat jedoch die britisch-australische  
Firma BHP Billiton den höchsten Marktwert der Branche, mit mehr als 14 Milliarden US-Dollar  
wurde zudem der höchste Gewinn verzeichnet.  
Gold gilt als einer der wertvollsten Rohstoffe der Welt. Im Jahr 2014 lag der Wert einer Feinunze  
bei etwa 1.266,40 US-Dollar. In den USA lagern die größten Goldreserven, 2014 waren es noch  
über acht Millionen Tonnen. In Deutschland lagern noch etwa 3,4 Millionen Tonnen Gold im Bo-  
den. Das meiste Gold wird in China abgebaut. Das Land förderte 2014 etwa 450 Tonnen des Edel-  
metalls, gefolgt von Australien mit etwa 270 Tonnen. Das Metall findet besonders im Schmuck-  
bereich Verwendung, so wurden dafür 2014 etwa 2.500 Tonnen nachgefragt. Ebenfalls beliebt ist  
Gold als Investmentanlage, da es weniger Schwankungen ausgesetzt ist als Papiergeldanlagen.  
Außerdem wird Gold noch in der Elektronik, Optik oder Medizin verwendet.  
Silber ist ein weiches, gut verformbares Edelmetall mit der höchsten elektrischen Leitfähigkeit  
aller Elemente und der höchsten thermischen Leitfähigkeit aller Metalle. In Peru lagert mit fast  
100.000 Tonnen die größte Menge an Silberreserven weltweit. Australien besitzt mit 85.000 Ton-  
nen ebenfalls eine beachtliche Menge an Reserven. Im Jahr 2014 wurden in Mexiko etwa 4.700  
Tonnen Silber gefördert, damit war es das Land mit der höchsten Minenproduktion von Silber  
1
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weltweit. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften des Metalls werden etwa 46 Prozent der  
Produktionsmenge in der Industrie verwendet. Doch auch Silber hat als Geldanlage großen Wert.  
Zudem wird es für Schmuck, Besteck und in der Fotoindustrie verwendet.  
Auch Platin und Palladium als Platinmetalle zählen zu den Edelmetallen. In Südafrika wurden  
2014 etwa 110 Tonnen Platin in Minen produziert. Palladium wird besonders in Russland abge-  
baut, etwa 80 Tonnen im Jahr 2014. Platin wird besonders im Fahrzeugbau nachgefragt, aber  
auch in der Schmuckindustrie. Weit über 90 Prozent der weltweiten Platinreserven lagern in  
Südafrika, das entspricht etwa 63.000 Tonnen.“  
Die Internetplattform Goldsilbershop.de präzisiert die Arten der Edelmetalle2 indem auch auf die  
einzelnen Bestandteile der Gruppe der Platinmetalle eingegangen wird:  
Gold (Au) wurde bereits im vierten Jahrtausend vor Christus von Arbeitern im alten Ägypten  
entdeckt. Gold glänzt gelb und ist neben Kupfer eines der wenigen farbigen Metalle. Gold ist  
weich und dehnbar und kommt vorwiegend in der Herstellung von Schmuck, in der Zahnmedi-  
zin, in der Elektronik sowie von Münzen und Barren zur Anwendung. Goldbarren und Goldmün-  
zen zu kaufen, ist eine Investition in Edelmetalle, die komplett von der Mehrwertsteuer befreit  
ist.  
Silber (Ag) wurde bereits im fünften Jahrtausend vor Christus von der Menschheit verwendet.  
Silber ist ein weiß glänzendes Edelmetall, das weich, dehnbar und polierfähig ist. Silber ist der  
beste metallische Leiter für Strom und Wärme, kommt jedoch vorwiegend in der Herstellung von  
Schmuck, Münzen und Barren, Besteck und von chirurgischen Instrumenten zum Einsatz. Sil-  
berbarren als Investition in Edelmetalle werden mit 19 % Mehrwertsteuer versteuert, für Silber-  
münzen und Münzbarren galt bis zu, 31.12.2013 der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 %. Seit  
2014 sind sie auch mit 19% zu besteuern.  
Platin (Pt) wurde den historischen Angaben zufolge etwa 3.000 vor Christus entdeckt. Platin  
glänzt grauweiß und ist dehnbar. Zum Einsatz kommt Platin vorwiegend in der Herstellung von  
medizinischen und elektrischen Geräten sowie von Schmuck. Aus dem Edelmetall Platin werden  
zudem auch Platinbarren und Platinmünzen hergestellt, die dem vollen Mehrwertsteuersatz un-  
terliegen.  
Palladium (Pd) wurde im 1803 von William Hyde Wollaston entdeckt und gehört zur Gruppe der  
Platinmetalle PGM. Das silberweiß glänzende Edelmetall ist schmiedbar und kann Wasserstoff  
aufnehmen. Zum Einsatz kommt Palladium hauptsächlich in der Reinigung von Wasserstoff so-  
wie als Legierungs- und Überzugsmetall. Palladiumbarren und Palladiummünzen als Investition  
in Edelmetalle werden mit 19 % Mehrwertsteuer versteuert.  
Rhodium (Rh) gehört ebenfalls zu den Platinmetallen und wurde 1803 von einem englischen  
Chemiker entdeckt. Das Edelmetall ist in keiner Säure löslich, silberweiß und dehnbar. Ange-  
wandt wird Rhodium aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit für medizinische Geräte und dünne  
Spiegelüberzüge.  
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Osmium (Os) wurde ebenfalls 1803 entdeckt und ist das schwerste natürliche Element und Me-  
tall unserer Erde. Osmium wird als Kontrastmittel eingesetzt sowie in Verbindung mit Iridium in  
Füllfederhalterspitzen.  
Iridium (Ir) wurde 1803 entdeckt, ist silberweiß, spröde und sehr hart. Das Edelmetall gehört zu  
den Platinmetallen und wird bei der Platinherstellung und aus der Verhüttung von Nickelerzen  
gewonnen.  
Ruthenium (Ru) wurde 1844 als letztes der Platinmetalle entdeckt. Das sehr seltene, harte und  
spröde Edelmetall kommt in der Produktion von feuerfesten, keramischen Farbstoffen zum Ein-  
satz.“  
Der Edelmetallkonzern Heraeus verweist auf die folgenden Minengesellschaften, die sich maß-  
geblich mit der Förderung von Gold, Silber und Platin befassen3:  
Goldproduzenten  
Anglogold Ashanti Ltd.  
Barrick Gold Corporation  
Gold Fields Ltd.  
Newcrest Mining Limited  
Newmont Mining Corporation  
Silberproduzenten  
Coeur d’Alene Mines Corporation  
Grupo México, S.A.B. de C.V.  
Hochschild Mining Plc.  
Industrias Peñoles S.A.  
Platinproduzenten  
Anglo Platinum Ltd.  
Impala Platinum Holdings Ltd.  
Lonmin Plc.  
MMC Norilsk Nickel  
Northam Platinum Ltd.  
Stillwater Mining  
Wesizwe Platinum Ltd.  
Xstrata Plc.  
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2.2. Edelmetalle für die Industrie  
Die Edelmetallhandelsplattform Goldpreis.de veranschaulicht die industrielle Verwendung der  
Edelmetalle wie folgt4:  
Edelmetalle in der Schmuckindustrie  
Der größte Teil des geförderten Goldes wird zu Schmuck verarbeitet. 2013 lag die weltweite  
Nachfrage in diesem Bereich bei über 2.361 Tonnen. Dies entspricht einem Anteil von rund 47  
Prozent an der Gesamtnachfrage. Die wichtigsten Märkte für Goldschmuck sind China und In-  
dien.  
Auch die Edelmetalle Platin und Silber sind beliebte Materialien zur Herstellung von Schmuck,  
auch wenn der Verbrauch deutlich geringer als bei Gold ist. Rund 33 Prozent des weltweit nach-  
gefragten Platins werden zur Herstellung von Schmuck verwendet. Silber liegt mit einem Anteil  
von 18 Prozent im Verhältnis zur Gesamtnachfrage auf dem dritten Platz, allerdings ist die Nach-  
fragemenge mit 6.185 Tonnen wesentlich höher als die von Platin mit rund 71 Tonnen. Das  
Schlusslicht der vier Edelmetalle ist Palladium mit einer Nachfrage von rund 18 Tonnen im Jahr.  
Industrielle Nutzung der Edelmetalle  
In der Industrie finden lediglich ca. 12 Prozent des geförderten Goldes Verwendung. Als klassi-  
sches Beispiel ist Nutzung von Gold in Zahnfüllungen zu nennen. Zudem wird das Edelmetall  
bei der Herstellung von Elektroteilen und -geräten (z.B. vergoldete Steckverbindungen auf Plati-  
nen) sowie der Produktion von optischen Geräten genutzt.  
Die industrielle Nutzung von Silber ist sehr breit gestreut. Rund 54 Prozent des geförderten Edel-  
metalls werden in diesem Bereich verbraucht. In der Elektro- und Automobilindustrie wird Sil-  
ber verwendet, da es sich durch eine hohe Leitfähigkeit auszeichnet. So ist in fast jedem Auto  
eine Unze Silber enthalten. Auch in der Raumfahrtindustrie und zur Herstellung von Solaranla-  
gen wird das Edelmetall in zunehmendem Maße benötigt. Des Weiteren wird es in der Fotografie  
im Rahmen der Bildentwicklung genutzt. Aufgrund der guten Reflektionseigenschaften wird Sil-  
ber auch bei der Beschichtung von Spiegeln verwendet. Zudem wirkt es antibakteriell und wird  
aus diesem Grund in der Kosmetik sowie der Medizin genutzt. Viele medizinische Instrumente  
und auch spezielle Wundauflagen sind silberbeschichtet und liefern so einen höheren Schutz vor  
Infektionen.  
Wie die Edelmetalle Silber und Palladium, so hat auch Platin aufgrund seiner Eigenschaften in-  
nerhalb der Industrie ein breites Einsatzgebiet – ca. 64 Prozent der jährlichen Platinnachfrage  
stammen aus diesem Bereich. Das Edelmetall ist nicht nur Bestandteil von Fahrzeugkatalysato-  
ren, sondern dient auch als Katalysator zur Herstellung von Salpetersäure. Platin wird auch als  
Material für Laborgeräte verwendet, da es keine Flammenfärbung erzeugt. Zudem wird Platin bei  
der Herstellung von Thermoelementen, in Schmelztiegeln für Glas sowie für medizinische Im-  
plantate wie den Herzschrittmacher verwendet.  
Auch Palladium wird zur Herstellung von Katalysatoren in Automobilen verwendet. Rund 60  
Prozent des weltweiten Verbrauchs entfallen auf diesen Industriezweig. Außerdem ist Palladium  
ein hervorragender Katalysator zur Beschleunigung chemischer Reaktionen und wird aus diesem  
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Grund in der Chemie eingesetzt. Palladium wird zudem als Material für Zahnimplantate und me-  
dizinische Instrumente verwendet. Insgesamt beträgt der Industrieanteil an der gesamten Palladi-  
umnachfrage ca. 93 Prozent.“  
Ergänzend verweist der führende deutsche Industrielieferant Heraeus auf die folgenden Schlüs-  
selindustrien5:  
Autoindustrie und ihre Zulieferer  
Chemische und petrochemische Industrie  
Elektronikindustrie  
Glasindustrie  
Pharmazeutische Industrie  
Düngemittelindustrie  
Schmuckindustrie  
und exemplarisch auf sieben Edelmetalle und ihre Verwendung:  
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24.03.2016)  
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Ein FAZ-Artikel bemerkt zu Heraeus ergänzend: „Heraeus beschäftigt nach eigenen Angaben  
weltweit mehr als 11000 Mitarbeiter, wobei eine kleine Minderheit der Beschäftigten, die 50  
Köpfe zählende Riege der Edelmetallhändler die Hauptverantwortung trägt. Die Mitarbeiter sind  
in Hanau, in Hongkong und in New York, im Zentrum der Finanzwelt tätig. Die Präsenz in meh-  
reren Zeitzonen ermöglicht Heraeus, rund um die Uhr mit Edelmetallen zu handeln. Heraeus be-  
nötigt Edelmetalle für industrielle Produkte, die für Automobilhersteller und Medizintechnik-  
Unternehmen, für die Halbleiterindustrie und Elektronikfirmen bestimmt sind. Außerdem liefert  
der Konzern auch Speziallegierungen, die sich in Zähnen wiederfinden, und Systeme zur Erhal-  
tung und zum Wiederaufbau von Zähnen.“6  
2.3. Statistiken  
Eine Statistik der Statista GmbH Hamburg zeigt die Wertstruktur der deutschen Rohstoffimporte  
in den Jahren 2011 bis 2014 auf7. Im Jahr 2011 machte die Einfuhr von Edelmetallen insgesamt  
acht Prozent des Gesamtwertes der nach Deutschland importierten Rohstoffe aus.  
6
7
1411018.html (Stand: 24.03.2016)  
rohstoffe-nach-wert/ (Stand: 24.03.2016)  
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Eine weitere Statistik des Hauses beschäftigt sich mit den Ergebnissen einer Umfrage unter Ge-  
schäftsführern und Inhabern deutscher mittelständischer Unternehmen. Diese gaben im Rahmen  
der Umfrage an, welche Rohstoffe oder rohstoffintensiven Vorprodukte ihr Unternehmen bezieht.  
Hierbei ergab sich, dass sechs Prozent der Unternehmen der Gesamtwirtschaft Edelmetalle bezie-  
hen. Beim Verarbeitenden Gewerbe lag der Anteil bei 10 Prozent der Unternehmen.  
Befragt wurden 2.720 Unternehmen aus dem kleinen Mittelstand (Jahresumsatz von 2,5 bis 12,5  
Millionen Euro), 1.120 Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand (Jahresumsatz von 12,5 bis  
100 Millionen Euro) und 160 Unternehmen aus dem großen Mittelstand (Jahresumsatz über 100  
Millionen Euro)8.  
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ens-deutscher-unternehmen/ (Stand: 24.03.2016)  
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Die Statista GmbH Hamburg hat ein Dossier zum Thema Edelmetalle erstellt. Das Statista-Dossier  
Edelmetalle9 stellt weitere relevante Statistiken zu diesem Thema in einer präzisen Übersicht zu-  
sammen (Anlage 1).  
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat ergänzend die zu diesem Industriezweig verfügbaren  
Angaben aus der Vielzahl der Einzelstatistiken des Verarbeitenden Gewerbes (u.a. Unterneh-  
mens-, Produktionserhebungen, Kostenstruktur- und Investitionserhebungen) übersandt.  
Im Rahmen der amtlichen Statistik wird der Bereich der edelmetallverarbeitenden Industrie ge-  
mäß Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) unter der Rubrik 24.41 „Erzeugung und erste  
Bearbeitung von Edelmetallen“ erfasst. Dabei ist zu beachten, dass die Berichtskreise der einzel-  
nen Erhebungen des Verarbeitenden Gewerbes variieren (z.B. unterschiedliche Erfassung von Be-  
trieben/Unternehmen mit 20 bzw. 50 Beschäftigten und mehr), ebenso die Aktualität der Ergeb-  
nisse. Näheres hierzu ist den in den übersandten Unterlagen befindlichen Erläuterungen und me-  
thodischen Hinweisen zu den einzelnen Statistiken zu entnehmen.  
Die übersandten Unterlagen setzen sich wie folgt zusammen:  
mehrere Datenextrakte aus der GENESIS-Online-Datenbank zur Entwicklung des Wirtschafts-  
zweiges „Erzeugung und erste Bearbeitung von Edelmetallen bezüglich diverser Betriebs- und  
Unternehmensdaten (Umsatz, Beschäftigte, Anzahl der Betriebe/Unternehmen, Produktions-  
werte, Wertschöpfung etc.) sowie zur Kostenstruktur und Investitionstätigkeit in diesem  
Wirtschaftszweig. Die Angaben liegen in der Regel seit 2008 vor (Anlage 2).  
Auszüge aus diversen aktuellen Fachserien/Arbeitsunterlagen des Verarbeitenden Gewerbes,  
mit deren Hilfe Sie detailliertere Angaben zur Produktion, zu Unternehmensdaten, zur Kos-  
tenstruktur wie auch zur Unternehmenskonzentration für diesen Wirtschaftszweig im Ver-  
gleich zum gesamten Verarbeitenden Gewerbes bzw. mit anderen Industriezweigen finden  
(Anlage 3).  
Daten zur gesamten Warenaus- und einfuhr Deutschlands an Edelmetallen/-Plattierungen so-  
wie eine differenzierte Darstellung der jeweiligen Aus- bzw. Einfuhren nach einzelnen Ur-  
sprungs- und Zielländern auf der Basis des Warenverzeichnisses für den Außenhandel  
(Anlage 4).  
3.  
EU-Kommissionsvorschlag für eine Verordnung  
Zur politischen Einordnung führt die IHK Karlsruhe aus:  
„Die Europäische Kommission hatte im März 2014 vorgeschlagen, ein freiwilliges System der  
Selbstzertifizierung für alle Importeure von Wolfram, Tantal, Zinn und Gold aus Konfliktgebieten  
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zu etablieren. Idee dahinter ist, ein verantwortungsbewusstes Handeln bei der Einfuhr von mine-  
ralischen Rohstoffen in die EU zu stärken, um die Finanzierung bewaffneter Konflikte durch  
Rohstoffabbau und -handel zu unterbinden“ (Anlage 5):  
Vorschlag für eine VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES zur  
Schaffung eines Unionssystems zur Selbstzertifizierung der Erfüllung der Sorgfaltspflicht in der  
Lieferkette durch verantwortungsvolle Einführer von Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und  
Gold aus Konflikt- und Hochrisikogebieten /* COM/2014/0111 final – 2014/0059 (COD) */  
Weiter bemerkt die IHK Karlsruhe, das EU-Parlament habe am 20. Mai 2015 über den Kommissi-  
onsvorschlag für eine Verordnung zum Handel mit Konfliktrohstoffen abgestimmt. Eine knappe  
Mehrheit im EU-Parlament habe sich dafür ausgesprochen, dass eine Zertifizierung nicht mehr  
nur auf freiwilliger Basis, sondern verpflichtend für Importeure gelten soll. „Nach dem Votum  
des Parlaments sollen verbindliche Prüfpflichten auch für Unternehmen der nachgelagerten Lie-  
ferketten gelten, d. h. für solche, die die vier Rohstoffe für die Herstellung von Produkten ver-  
wenden.  
Das Parlament hat die erste Lesung zum Gesetzgebungsverfahren nicht formal abgeschlossen und  
verhandelt nun gemeinsam mit dem Rat und der Kommission über einen Kompromiss.  
Sollte es auf EU-Ebene zu einer Verpflichtung auch für nachgelagerte Lieferketten kommen, wird  
dies voraussichtlich ähnliche Folgen haben, wie der US-amerikanische Dodd-Frank Act: Anfra-  
gen zur Nachverfolgung der Lieferketten führen zu einem hohen bürokratischen, zeitlichen und  
finanziellen Aufwand für Unternehmen in ganz Europa. Ob die Regelung eine tatsächliche Ver-  
besserung der Situation beim Rohstoffabbau in den Konfliktgebieten bewirkt, ist nach den Erfah-  
rungen des Dodd-Frank-Acts fraglich.“10  
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat das Thema „Konfliktrohstoffe: Auf  
der Suche nach dem richtigen Hebel“ in seinem Newsletter Nr. 50 vom 10.12.2015 aufgegriffen  
und für eine freiwillige Selbstzertifizierung möglichst weit am Anfang der Lieferkette, also bei  
Rohstoffimporteuren als erstem „Berührungspunkt“ plädiert (Anlage 6)11.  
Der Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI), der Deutsche Industrie- und Handels-  
kammertag (DIHK) und der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V.  
(BGA) haben eine gemeinsames Positionspapier zur Thematik erstellt (Anlage 7)12.  
10  
11  
12  
IHK Karlsruhe, Konfliktrohstoffe.  
tuelle_Meldungen/Konfliktrohstoffe/2631254 (Stand: 24.03.2016)  
DIHK, 2015, „Konfliktrohstoffe“ Auf der Suche nach dem richtigen Hebel, in: Daten, Fakten, Argumente,  
Newsletter Nr. 50 v. 10.12.2015.  
BDI, DIHK, BGA, September 2015, Gemeinsame Position zur geplanten EU-Initiative zum verantwortungsvollen  
Bezug von Rohstoffen aus Konfliktregionen.  
fliktmineralien.pdf (Stand: 24.03.2016)  
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Die WirtschaftsVereinigung Metalle (MV Metalle) bewertet den aktuellen Entwurf der EU-Kom-  
mission zu Konfliktrohstoffen kritisch. Er stehe diametral zum Beschluss des Europäischen Rats  
und stelle einen Angriff auf die Grundstoffindustrie in Europa dar13. Ein Positionspapier der WV  
Metalle ist der Anlage 8 zu entnehmen.  
Die Bundesregierung hat sich zum, von der EU-Kommission vorgelegten, Vorschlag für eine Ver-  
ordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Unionssystems zur  
Selbstzertifizierung der Erfüllung der Sorgfaltspflicht in der Lieferkette durch verantwortungs-  
volle Einführer von Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und Gold aus Konflikt- und Hochrisiko-  
gebieten /* COM/2014/0111 final – 2014/0059 (COD) mehrfach geäußert:  
Der Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Matthias Machnig  
beantwortete stellvertretend eine Schriftliche Frage an die Bundesregierung (März 2015,  
Frage Nr. 207) wie folgt (Anlage 9)14:  
„Die Bundesregierung begrüßt den Vorschlag der EU-Kommission (KOM) einer Verordnung  
(VO) zur Schaffung eines Unionssystems zur Selbstzertifizierung. Durch die vorgeschriebene  
Auditierung der Sorgfaltspflicht-Maßnahmen der verantwortungsvollen Importeure in Ver-  
bindung mit der zusätzlichen Kontrolle durch eine nationale Behörde erhält die Selbstzertifi-  
zierung eine hohe Glaubwürdigkeit. Die KOM hat den Entwurf der VO im Rahmen der aus-  
schließlichen Zuständigkeit für Handelspolitik vorgelegt. Der Ansatz ist fokussiert auf den  
Upstream Bereich der Lieferkette (Abbau bis Hütte/Raffinerie), da die Hütten/Raffinerien der  
entscheidende „Flaschenhals“ und damit eine wichtige Stellschraube für Sorgfaltspflichten  
in der Lieferkette sind. Die geplante EU-Verordnung sieht zudem erstmals die — weltweite —  
Anwendung von Sorgfaltsregeln für Unternehmen aus dem Rohstoffsektor vor und geht da-  
mit über alle bestehenden Regulierungen im Bereich Konfliktmineralien hinaus. Damit wird  
Neuland betreten. Auch dürfte die Regelung insgesamt erhebliche rechtliche Fragen aufwer-  
fen. Daher sollten zunächst Erfahrungen mit diesem Ansatz und dem freiwilligen System ab-  
gewartet werden. Die Revisionsklausel nach drei Jahren (Art. 15 Abs. 3) lässt jede Option im  
Lichte der Erfahrungen mit diesem komplexen Thema zu.“  
Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Caren Lay, Niema  
Movassat, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIELINKE.– Drucksache  
18/5030 –  
Diskussion um den Entwurf einer Verordnung der Europäischen Union zu Konfliktminera-  
lien, Drucksache 18/5241 v. 17.06.2015 (Anlage 10)15.  
ENDE DER BEARBEITUNG  
13  
WV Metalle, 2016, ROHSTOFFPOLITIK, Konfliktrohstoffe: WVMetalle kritisiert Entwurf der EU-Kommission.  
tail/?tx_artikel_feartikel[artikel]=3432&tx_artikel_feartikel[back]=presse%2F&tx_artikel_feartikel[ac-  
tion]=show&cHash=25d4145178f57f3a628556bc08e57b8a (Stand: 24.03.2016)  
14  
15  
erty=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf (Stand: 24.03.2016)