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Edelmetall-  
Handbuch  
Know-how für Ihr Investment  
INHALT  
Inhalt  
2
9
Warum in Edelmetalle investieren?  
Edelmetalle im Portfolio  
14  
Die einzelnen Edelmetalle:  
Gold, Silber, Platin und Palladium  
Direkte und indirekte Anlage in Edelmetalle  
Wie in Edelmetalle investieren?  
Börse Frankfurt als Marktplatz für  
Edelmetall-ETCs  
31  
47  
59  
71  
Zukunft der Edelmetalle  
Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie uns  
gerne anrufen unter +49-(0)69-2 11-1 83 10. Oder  
schreiben Sie uns an  
VORWORT  
Vorwort  
Angesichts der seit einigen Jahren anhaltenden Null-  
zinsphase und expansiver Geldpolitik bedeutender  
Notenbanken weltweit suchen Anleger vermehrt Schutz  
in Sachwerten. Egal, ob Unternehmensbeteiligungen,  
Immobilien, Kunst, Oldtimer oder eben Edelmetalle –  
so unterschiedlich diese Assetklassen auch sind, ihre  
Bedeutung für Anleger hat in den vergangenen zehn  
Jahren stark zugenommen. Insbesondere Gold gilt  
als sicherer Hafen und Krisenwährung, deren Preis mit  
zunehmender Nervosität steigt. Und noch etwas Ande-  
res haben diese Anlageformen gemeinsam: Sie werden  
häufig in intransparente Nischenmärkte mit einge-  
schränkter Fungibilität und hohen Risiken gehandelt.  
Transparenz in das Investment in Edelmetalle zu  
bringen ist ein Ziel dieses Buchs. Wir wollen Ihnen auf-  
zeigen, in welcher Form und mit welchen Vor- und  
Nachteilen bzw. Chancen und Risiken Sie Ihr Geld in  
Gold, Silber, Platin und Co. investieren können.  
Denn insbesondere die Idee einer Absicherung mit Gold  
kann ein sehr emotionales Thema sein, und Emotio-  
nalität bei der Geldanlage ist nicht immer der beste  
Berater. Viel Erfolg!  
Edda Vogt  
Deutsche Börse AG  
WARUM IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
2
Warum in Edelmetalle  
investieren?  
Gold, Silber, Platin und Palladium – besonders in unsiche-  
ren Zeiten erfreuen sich Edelmetalle großer Beliebtheit.  
Mitte August 2018 stieg der Goldbestand an Xetra-Gold®  
der Deutschen Börse auf fast 180 Tonnen und damit auf  
ein neues Rekordniveau. Speziell Gold gilt als „Krisen-  
währung“ und Schutzschild gegen Inflation.  
Ein großer Pluspunkt aller Edelmetalle ist die geringe  
oder sogar negative Korrelation zu anderen Anlage-  
klassen. Edelmetallpreise bewegen sich also in der Regel  
unabhängig oder sogar gegenläufig zu diesen, vor  
allem zu Aktienkursen. Das ist umso wichtiger, als die  
Preisentwicklung von Aktien und Anleihen heute nicht  
mehr verlässlich gegenläufig ist: So gaben während der  
Finanzkrise auch die Kurse von Anleihen nach, in den  
vergangenen Jahren bewegten sich Aktien- und Anleihe-  
kurse ebenfalls oft im Gleichklang. Selbst in ruhigeren  
Zeiten sind Edelmetalle daher als Diversifikator für das  
Portfolio gesucht.  
Doch Edelmetalle sind auch kein unumstrittenes Invest-  
ment. Während Gold zum Beispiel für die „Goldbugs“,  
also die eingefleischten Goldfans, das einzige wahre  
Investment ist, sprechen Kritiker von der „ältesten  
Spekulationsblase der Welt“. Das Problem ist, dass Gold  
keinen direkt bestimmbaren, „inneren“ Wert hat, denn  
es produziert keinen Ertrag, der gewerbliche Nutzen be-  
schränkt sich vor allem auf die Schmuckindustrie. Über  
den angemessenen Preis lässt sich also gut streiten.  
Silber, Platin und Palladium finden viel bzw. vor allem  
in der Industrie Anwendung. Hier ist es aufgrund des  
WARUM IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
3
technischen Fortschritts inklusive Veränderungen im  
Bedarf und eventuell neuer Einsatzmöglichkeiten aber  
alles andere als klar, wie sich die Nachfrage tatsächlich  
entwickeln wird.  
Wer sich als Anleger für Edelmetalle interessiert, sollte  
die Vor-, aber auch die Nachteile von Investitionen in  
Edelmetalle kennen, ebenso die Vor- und Nachteile von  
direkten oder indirekten Anlagen. Mit diesem Handbuch  
möchten wir Ihnen Edelmetalle im Allgemeinen und  
Exchange Traded Commodities, also börsengehandelte  
Rohstoff-Produkte, im Besonderen vertrauter machen  
– ganz gleich, ob Sie sparen, anlegen oder spekulieren  
wollen.  
Edelmetallinvestments – Ihre Vor- und Nachteile  
Wie alle Investments hat auch die Anlage in Gold,  
Silber, Platin oder Palladium Vorteile, aber auch Nachteile.  
Hier die wichtigsten, die Anleger kennen sollten:  
Die Vorteile  
Edelmetalle als Inflationsschutz bzw. Krisenwährung  
Insbesondere Gold und – mit Einschränkungen Silber –  
gilt als klassischer Schutz gegen Inflation. Begründet  
wird das vor allem damit, dass Gold, im Gegensatz zu  
Papiergeld, nicht beliebig vermehrbar ist. Viele Studien  
kommen zu dem Ergebnis, dass Gold diese Funktion  
auch tatsächlich erfüllen konnte.  
Allerdings hängt das Ergebnis solcher Untersuchungen  
sehr von den betrachteten Zeiträumen ab. Klar ist in je-  
dem Fall, dass es immer wieder einzelne Jahre und auch  
längere Phasen gab, in denen die Goldpreisentwicklung  
hinter der Inflation zurückblieb, etwa zwischen 1992 bis  
Anfang 2006 und auch zwischen 2011 und heute.  
Unumstritten ist hingegen, dass Gold in Zeiten extremer  
Krisen und bei sehr hoher Inflation seiner Schutzfunktion  
WARUM IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
4
in den meisten Fällen nachkommen konnte. Ein völliger  
Wertverfall ist quasi ausgeschlossen, im Gegensatz zu  
Bargeld behält Gold in einer Krise mit Hyperinflation  
und Währungsreform einen Wert. Beispiele aus der Ver-  
gangenheit sind die Inflation in Deutschland 1923 und  
die Phase nach dem Zweiten Weltkrieg.  
Auch in der letzten großen Finanzkrise ab 2007 profi-  
tierten Goldanleger: Beispielsweise fiel der DAX® zwi-  
schen Herbst 2007 und März 2009 um über die Hälfte,  
während der Goldpreis (in US-Dollar) im gleichen Zeit-  
raum um rund 30 Prozent stieg1. Gold scheint also vor  
allem in extremen Krisenzeiten sowie Phasen, in denen  
die Inflationsraten auf bis zu zweistellige Werte an-  
schwellen, ein wirksamer Schutz zu sein. Bei „normalen“  
oder auch etwas höheren Inflationsraten – auch über  
längere Zeiträume – gilt das nicht unbedingt.  
Gold im Vergleich zu Aktien  
Historisch gute Absicherung in Krisenzeiten2  
US  
EAFE  
Zeitraum  
Ereignis  
Monate Aktien Aktien  
Gold  
+7 %  
Okt 1987 – Nov 1987  
1987 Finanzkrise  
2
3
-32 %  
-20 %  
-23 %  
-25 %  
Iraq dringt in Kuwait  
ein  
Jul 1990 – Okt 1990  
Jul 1998 – Aug 1998  
+8 %  
LTCM-Krise  
1
25  
17  
-19 %  
-49 %  
-57 %  
-17 %  
-7 %  
Sep 2000 – Sep 2002 Tech-Blase platzt  
Nov 2007 – Feb 2009 Globale Finanzkrise  
-49 %  
+16 %  
-56 % +28 %  
1
boerse-frankfurt.de  
Quelle: Mercer Deutschland GmbH 2017  
2
WARUM IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
5
Geringe bis negative Korrelation zu Aktien und Anleihen  
Für Edelmetalle und speziell auch Gold spricht darüber  
hinaus die geringe bzw. zum Teil auch negative Korrela-  
tion zu anderen Anlageklassen. So haben sich Goldpreis  
und Aktienkurse in der Vergangenheit in der Regel in  
unterschiedliche Richtungen bewegt. Das hängt damit  
zusammen, dass Gold in unsicheren Börsenzeiten  
stärker nachgefragt wird. Bei guten Aussichten an der  
Börse gilt Gold hingegen als verzichtbar.  
Auch für Gold und Anleihen kommen Untersuchungen  
zu dem Ergebnis, dass deren Korrelation gering ist. Ge-  
rade für als sicher geltenden Staatsanleihen – Beispiele  
sind Bundesanleihen und US-Treasuries – wird zum Teil  
aber auch ein Gleichlauf mit dem Goldpreis festgestellt.  
Endliche Vorkommen  
Für Edelmetalle als Anlageklasse spricht des Weiteren,  
dass die Vorkommen begrenzt sind, also nicht beliebig  
vermehrt werden können wie etwa Papiergeld.  
Zu berücksichtigen ist allerdings, dass neue Vorkommen  
gefunden werden können. Außerdem kann durch neue  
Explorations- und Abbautechnologien die Förderung  
von bislang als unrentabel geltenden Vorkommen wirt-  
schaftlich werden.  
Liquide Märkte  
Edelmetalle haben den Vorteil, dass sie in der Regel  
unkompliziert und schnell gekauft und wieder verkauft  
werden können. Das unterscheidet sie von dem anderen  
wichtigen Sachwert, den Immobilien. Allerdings gilt das  
nicht für alle Edelmetall-Investments in gleichem Maße:  
Sehr liquide sind Gold- und Silberbarren sowie -münzen.  
Im Fall von Platin und Palladium sind viele Stückelungen  
und Münzen hingegen nur unregelmäßig zu haben.  
Extrem liquide und leicht zu handeln sind indirekte Edel-  
metallanlagen wie Exchange Traded Commodities  
(ETCs) (s. Kapitel „Direkte und indirekte Anlage in  
WARUM IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
6
Edelmetalle“, S. 31). Diese können jederzeit an der Börse  
gekauft und verkauft werden.  
Leichte Lagerbarkeit  
Dass Edelmetalle überhaupt zu einem so beliebten An-  
lageinstrument aufsteigen konnten, hängt – abgesehen  
vom schönen Aussehen – auch mit ihrer Haltbarkeit, der  
leichten Lagerbarkeit und Transportfähigkeit zusammen.  
Edelmetalle sind korrosionsbeständig, also in natürlicher  
Umgebung unter Einwirkung von Luft und Wasser dau-  
erhaft chemisch stabil. (s. Kapitel „Die einzelnen Edel-  
metalle“, S. 14)  
Industrieller Einsatz  
Speziell Silber, Platin und Palladium – Gold nur einge-  
schränkt – sind auch für die Industrie sehr wichtig  
(s. Kapitel „Die einzelnen Edelmetalle“, S. 14). Silber  
wird zum Beispiel für Polymerbeschichtungen be-  
nötigt, die in der Solarindustrie zum Einsatz kommen.  
Anonymität  
Für Gold spricht nach Ansicht mancher Anleger auch die  
Anonymität: In Deutschland und anderen EU-Ländern  
kann Gold bis zu einem Wert von unter 10.000 Euro pro  
Person und Kaufvorgang anonym erworben werden,  
anonymes Tafelgeschäft genannt. Erst bei höheren  
Summen ist zur Geldwäscheprävention ein Identifikati-  
onsnachweis, z. B. durch einen Personalausweis, nötig.  
Anonyme Tafelgeschäfte mit Gold sind allerdings grund-  
sätzlich nur beim Kauf, nicht aber beim Verkauf möglich.  
Anleger schätzen die Möglichkeit des  
anonymen Kaufs aus unterschied-  
lichen Gründen. So befürchtet so  
mancher eine staatliche Konfiszierung  
von Edelmetallen oder eine höhere  
Besteuerung. Beispiele für Goldver-  
bote gibt es reichlich, angefangen  
von der Weimarer Republik 1923,  
den USA 1933 und Frankreich 1936  
sowie in der Nachkriegszeit in Indien  
WARUM IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
7
1963 und Großbritannien 1966 (s.  
Kapitel „Die einzelnen Edelmetalle“,  
S. 14).  
Steuervorteil für Gold  
Für Gold gibt es einen Steuervorteil: EU-weit unterliegen  
Goldbarren nicht der Mehrwertsteuer, wenn sie eine  
Feinheit von mindestens 995/1000 aufweisen. Das gilt  
auch für Münzen, wenn sie vom Bundesfinanzministe-  
rium als offizielles Zahlungsmittel anerkannt sind und  
einen Goldgehalt von mindestens 900/1000 aufweisen.  
Silber, Platin und Palladium werden hingegen mit dem  
vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent belegt  
(s. Kapitel „Wie in Edelmetalle investieren?“, S. 47).  
Die Nachteile  
Keine Zinsen/Dividenden  
Auf Edelmetalle fallen keine Zinsen oder Dividenden an.  
Der Gewinn durch Preissteigerungen bleibt im langjähri-  
gen Vergleich hinter der Rendite von Aktien zurück3.  
Preisschwankungen  
Edelmetallpreise können hohen Schwankungen unter-  
liegen, ihre Entwicklung ist zudem schwer vorhersagbar.  
So stieg der Goldpreis von 2008 bis 2011 von 740 US-  
Dollar auf das Allzeithoch von über 1.900 US-Dollar,  
Ende 2018 lag der Preis aber wieder nur bei etwas über  
1.200 US-Dollar. Der Platinpreis hat sich gegenüber 2011  
mehr als halbiert, dagegen hat sich der Palladiumpreis  
in den vergangen zehn Jahren mehr als verfünffacht4.  
Edelmetalle sind somit keine risikolosen Investments.  
Gerade der Goldpreis gilt zudem als politisch – also  
über die Zentralbanken – beeinflussbar.  
3
z. B. Mercer Studie 2017  
Alle Preisinformationen: boerse-frankfurt.de,  
4
Stand August 2018  
WARUM IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
8
Exkurs  
Gold: Die richtige Anlage für ganz unterschiedliche  
Anlegertypen  
Anleger A geht davon aus, dass der Goldpreis steigen wird, und  
verweist auf die endlichen Vorkommen und die seiner Ansicht  
nach auch in den kommenden Jahren stabile Nachfrage. Um vom  
Preisanstieg zu profitieren, setzt A auf Gold.  
Anlegerin B ist trotz Beruhigung in der Eurozone skeptisch, was  
die weitere Entwicklung der gemeinsamen Währung angeht,  
sie befürchtet einen Zusammenbruch des Euro-Systems.  
Gold ist für sie das richtige Absicherungsinstrument, denn Gold  
habe schon zwei Weltkriege überstanden.  
Anleger C ist davon überzeugt, dass die Inflation in der Eurozo-  
ne wegen der expansiven Geldpolitik der EZB früher oder später  
stark steigen wird und will dagegen Vorsorge treffen.  
Anlegerin D ist mit ihren Investments breit engagiert und hält  
ein Portfolio aus Aktien und Anleihen. Zur weiteren Risiko-  
streuung will sie Gold kaufen.  
EDELMETALLE IM PORTFOLIO  
9
Edelmetalle im Portfolio  
Kaum jemand wird sein ganzes Vermögen in Gold oder  
anderen Edelmetallen anlegen – das wäre verfehlt.  
Denn eine Investition in Edelmetalle hat Nachteile und  
birgt Risiken, etwa durch mögliche hohe Preisschwan-  
kungen. Auch der Inflationsschutz ist nicht unumstritten  
(s. Kapitel „Warum in Edelmetalle investieren?“, S. 2).  
Edelmetalle werden daher fast ausschließlich als ein Be-  
standteil in einem diversifizierten Portfolio empfohlen.  
Für eine Beimischung spricht vor allem die fehlende  
Korrelation zu den traditionellen Anlageklassen Aktien  
und Anleihen. In der Weltfinanzkrise 2008 bis 2009  
haben viele ehemals als Diversifikatoren geltende Asset-  
Klassen im Aktienportfolio an Wert verloren, etwa An-  
leihen, Immobilien, Hedgefonds und andere Rohstoffe.  
Der Goldpreis stieg hingegen.  
Zahlreiche Untersuchungen belegen die stabilisierende  
Funktion von Edelmetallen in einem Portfolio. Empfeh-  
lungen über die genaue Höhe der geeigneten Bei-  
mischung gehen allerdings auseinander und reichen  
von 5 bis 25 Prozent.  
Die Mercer-Studie:  
Gold zur Abrundung des Portfolios  
Bekannt ist zum Beispiel eine Studie der Unternehmens-  
beratung Mercer. Diese bezieht sich auf institutionelle  
Investoren, die Ergebnisse können aber auch auf Privat-  
anleger übertragen werden.5  
5
„Gold als Anlageklasse für institutionelle Investoren“,  
Februar 2017, dritte, überarbeitete und aktualisierte Auflage  
EDELMETALLE IM PORTFOLIO  
10  
Untersucht wurde, wie sich die Beimischung von Gold  
in einem institutionellen Standardportfolio, das aus  
europäischen Largecap-Aktien und Staatsanleihen aus  
der Eurozone besteht, über die Zeit auswirkt. Ver-  
glichen wurde zu diesem Zweck die Wertentwicklung  
eines reinen Aktien-/Anleihen-Portfolios mit der eines  
Aktien-/Anleihen-Portfolios, dem 5 Prozent Gold  
beigemischt wurde – in der aktuellen Studie für den  
Zeitraum Januar 1989 bis Dezember 2016. Durch den  
langen Zeitraum wurden „reguläre“ Phasen, in denen  
sich die Renditen innerhalb erwarteter Bandbreiten  
bewegten, und Stress-Phasen, in denen die Renditen  
stark von den Erwartungen abwichen und die Volati-  
lität deutlich anstieg, abgedeckt.  
Mercer kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem in Kri-  
senzeiten bereits eine Goldbeimischung von 5 Prozent  
eine sinnvolle Diversifikation für ein Portfolio darstellen  
kann. Wie sich zeigte, weist Gold in Stress-Zeiten eine  
signifikant höhere Rendite. Die Korrelationen zwischen  
Gold und Aktien wurden in Stress-Phasen deutlich  
negativ, ebenso die Korrelation von Gold zu Staats-  
anleihen.  
Aber auch in einem Gesamtszena-  
rio, das zu 85 Prozent von einem  
krisenfreien Marktverlauf ausgeht,  
bietet die Beimischung von Gold  
zum Portfolio der Studie zufolge  
einen Nutzen, wenn auch nur einen  
moderaten: Das Portfolio mit Gold-  
beimischung erreichte jede Zielren-  
dite im gesamten Renditespektrum  
mit einem geringeren Verlustrisiko  
als das reine Aktien-/Anleihen-  
Portfolio.  
EDELMETALLE IM PORTFOLIO  
11  
Die Modellergebnisse für die beiden Kapital-  
marktregime (Quelle: Mercer 2017)  
Rendite  
10 %  
8 %  
6 %  
4 %  
2 %  
0 %  
-2 %  
-4 %  
-6 %  
Large-Cap-Aktien  
der Eurozone  
Staatsanleihen  
der Eurozone  
Gold  
Volatilität  
35 %  
30 %  
25 %  
20 %  
15 %  
10 %  
5 %  
0 %  
Large-Cap-Aktien  
der Eurozone  
Staatsanleihen  
der Eurozone  
Gold  
„reguläres“ Regime  
„Stress-Regime“  
kombiniert  
EDELMETALLE IM PORTFOLIO  
12  
Studie des World Gold Council:  
Goldbeimischung verringert Volatilität  
Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen:  
Im Januar 2018 veröffentlichte der World Gold Council,  
eine Organisation der Goldproduzenten, eine neue  
Untersuchung über die Bedeutung von Gold als stra-  
tegisches Asset: Analysiert wurde, wie sich die Bei-  
mischung von Gold zu einem Portfolio mit typischer  
Aufteilung – etwa der eines US-Pensionsfonds – aus-  
gewirkt hätte, und zwar im Zeitraum von Dezember  
2006 bis Dezember 2016.6  
Als typische Portfoliozusammensetzung galten dabei  
Anteile von 50 Prozent in Aktien, 25 Prozent in An-  
leihen und 25 Prozent in Alternative Investments wie  
REITS, Hedgefonds, Private Equity und Rohstoffen.  
Dabei wurden unterschiedliche Szenarien durchgespielt  
mit einer Beimischung von Gold in Höhe von 2 Prozent,  
5 Prozent und 10 Prozent und proportionaler Redu-  
zierung der anderen Asset-Klassen.  
Das Ergebnis: Eine Beimischung von 2, 5 oder 10 Pro-  
zent in Gold erhöht die Rendite und verringert gleich-  
zeitig die Volatilität des Gesamtportfolios, so dass unter  
dem Strich höhere risikobereinigte Renditen stehen.  
Das Fazit des World Gold Council: Aufgrund seiner aus-  
gesprochen geringen Korrelation zu den gängigsten  
Anlageklassen eignet sich Gold gut zur Diversifizierung  
eines Portfolios.  
6
„The relevance of gold as a strategic asset“,  
World Gold Council  
EDELMETALLE IM PORTFOLIO  
13  
Edelmetalle zur Risikostreuung  
Anleger sollten sich also bewusst sein: Edelmetalle  
liefern keinen laufenden Ertrag, eine – zumindest im  
Vergleich zum Aktienmarkt – langfristig höhere Ren-  
dite ist nicht zu erwarten, zudem sind die Preis-  
schwankungen hoch.  
Edelmetalle eignen sich aber gut  
zur Portfoliobeimischung, gerade für Anleger, die  
schon viele Anlageklassen im Portfolio haben  
für Anleger, die sich gegen eine Hyperinflation  
oder gegen Marktwertverluste durch Finanzkrisen  
absichern wollen.  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
14  
Die einzelnen Edelmetalle:  
Gold, Silber, Platin  
und Palladium  
Zu den Edelmetallen zählen im wissenschaftlichen Sinne  
nicht nur Gold, Silber, Platin und Palladium, vielmehr  
gibt es insgesamt acht Edelmetalle. Neben den vier  
Genannten gehören auch Ruthenium, Rhodium, Osmium  
und Iridium dazu. Edelmetalle unterscheiden sich durch  
besondere Eigenschaften von anderen Metallen, etwa  
durch die hohe Korrosionsbeständigkeit.7  
Für Anleger interessant sind vor allem Gold, Silber,  
Platin und Palladium, die daher auch als Anlagemetalle  
be-zeichnet werden. Dabei nimmt Gold ohne Zweifel  
die prominenteste Stellung ein, gefolgt von Silber und –  
mit großem Abstand – Platin und Palladium.  
Gold: Das besondere Edelmetall  
Schon seit Jahrtausenden wird Gold für rituelle Gegen-  
stände und Schmuck verwendet, als Zahlungsmittel in  
Form von Münzen soll es seit dem 6. Jahrhundert vor  
Christus genutzt worden sein. Warum gerade Gold unter  
den Edelmetallen eine so wichtige Rolle zukommen  
konnte, wird mit seinen besonderen Eigenschaften be-  
gründet, etwa der unverwechselbaren Farbe, dem be-  
sonderen Glanz, dem vergleichsweise hohen Gewicht  
und der schweren Fälschbarkeit. Gold kann außerdem  
gut bearbeitet werden, dennoch ist der Schmelzpunkt  
hoch. Nicht zuletzt sind die Vorkommen rar, so selten wie  
Platin, Palladium und Rhodium ist Gold allerdings nicht.8  
7
„Investieren in Strategische Metalle und Seltene Erden“,  
Mikael Henrik von Nauckhoff  
Ebenda  
Fiat ist Latein und bedeutet „es wird“  
8
9
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
15  
Der Goldstandard  
Besonders wichtig war Gold in Zeiten des Goldstan-  
dards, ein Währungssystem. Beim klassischen Gold-  
standard wurde der Wert einer Währung in Gold fest-  
gelegt. Zentralbanken garantierten einen festen Preis  
zwischen Geldeinheit und Gold und waren jederzeit  
bereit zu kaufen und zu verkaufen. Beschränkungen von  
Ex- und Importen gab es nicht. Dadurch entstanden  
auch feste Wechselkurse der Währungen untereinander.  
Der klassische Goldstandard spielte in der internatio-  
nalen Währungsordnung zwischen 1870 und 1914 eine  
dominierende Rolle. Mit dem ersten Weltkrieg wurde  
er abgeschafft und lebte in modifizierter Form mit  
dem Bretton Woods-Abkommen zum Ende des zwei-  
ten Weltkriegs wieder auf.  
Das Bretton-Woods-System  
Das 1944 für die Nachkriegszeit konzipierte Bretton-  
Woods-System sollte flexibler sein als der klassische  
Goldstandard, nach dem Chaos der Zwischenkriegs-  
jahre war Stabilität aber ebenfalls gefragt. Ankerwäh-  
rung des Bretton-Woods-Systems war der US-Dollar,  
das Tauschverhältnis zwischen US-Dollar und Gold  
wurde auf 35 US-Dollar je Unze Feingold festgelegt.  
Die US-Notenbank verpflichtete sich, Gold zu diesem  
Preis in unbegrenzten Mengen zu kaufen. Alle an-  
deren Länder hatten einen bestimmten Wechselkurs  
zum US-Dollar, der aber verändert werden konnte.  
1971 brach das Bretton-Woods-System zusammen, der  
damalige US-Präsident Richard Nixon hob die Goldbin-  
dung des US-Dollar auf. Seitdem ist das internationale  
Geldsystem ein nicht mehr an Edelmetalle gebundenes  
so genanntes „Fiat-Währungssystem“9. Bei einem sol-  
chen wird der Wert einer Währung über die Macht der  
Regierung gesichert, die Währung als gesetzliches  
Zahlungsmittel vorzuschreiben.  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
16  
Goldverbote  
In der Geschichte gab es immer wieder Goldverbote –  
ganz unabhängig vom Gesellschaftssystem. Beispiele  
aus der neueren Zeit sind Goldverbote in der Weimarer  
Republik 1923, den USA 1933, Frankreich 1936, Indien  
1963 und Großbritannien 1966. Auslöser für das Gold-  
verbot in der Weimarer Republik war die Hyper-  
inflation. Die Maßnahme war Teil der Bemühungen,  
den rasanten Verfall der Währung in den Griff zu be-  
kommen. In den USA wurde der private Besitz von Gold  
1933 im Rahmen einer ganzen Reihe von in Reaktion auf  
den Börsencrash von 1923 und die Große Depression  
erlassenen Gesetze unter Präsident Roosevelt verboten.  
Goldbestände wurden vom Staat konfisziert. Erst 1975  
wurde US-Bürgern wieder der private Besitz von Gold  
erlaubt.  
Heute gibt es im Übrigen durchaus Stimmen, die die  
Rückkehr zum Goldstandard fordern – als Antwort  
auf die Finanzkrise und die Probleme der aktuellen  
Finanzarchitektur.  
Goldproduzenten, Förderung und Vorkommen  
Das bislang schon geförderte Gold wird vom World  
Gold Council, dem Interessensverband der Goldpro-  
duzenten, auf 190.040 Tonnen geschätzt, zwei Drittel  
davon gibt es seit 1950.10 Da Gold quasi unzerstörbar  
ist, geht man davon aus, dass sich diese Menge auch  
noch im Umlauf befindet. Von dieser Menge entfallen  
48 Prozent auf Schmuck, 21 Prozent auf Anlagegold  
und 17 Prozent auf von Zentralbanken gehaltenes Gold.11  
10, 13  
World Gold Council  
World Gold Council: Metals Focus; GFMS, Thomson Reuters,  
11  
US Geological Survey, Mineral Commodiy Summary,  
12  
Januar 2018  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
17  
All dieses Gold zusammengenommen entspricht dem  
World Gold Council zufolge einem Würfel von 21,4  
Meter Seitenlänge.  
Angebot und Nachfrage  
Jedes Jahr kommen rund 3.000 Tonnen neu gewonne-  
nes Gold dazu, 2017 waren es 3.150 Tonnen. Südafrika  
hat seinen lange währenden Spitzenplatz unter den  
Goldproduzenten längst abgegeben: China war 2017  
mit 440 Tonnen der weltweit größte Goldförderer, ge-  
folgt von Australien mit 300 Tonnen, Russland mit 255,  
den USA mit 245 sowie Kanada (180 Tonnen), Peru (155  
Tonnen) und Südafrika (145 Tonnen).12  
Dem US Geological Survey 2018 zufolge belaufen sich  
die Reserven auf weitere 54.000 Tonnen. Die größten  
Reserven lagern laut den Untersuchungen in Australien,  
Südafrika und Russland.  
Doch Schätzungen über das sich noch in der Erde be-  
findende Gold gehen weit auseinander, seriöse Aus-  
sagen sind schwierig. So sind längst noch nicht alle Re-  
gionen der Welt erforscht. Daher ist es auch schwer  
zu sagen, ob der „Gold-Peak“, also der Höhepunkt der  
Goldförderung, bereits erreicht ist, wie einige „Gold-  
fans“ behaupten.  
Die großen Bergbaugesellschaften unterscheiden in  
ihren Jahres- und Quartalsberichten im Übrigen  
nach Reserven und Ressourcen: Unter Reserven sind  
Goldvorkommen zu verstehen, deren Förderung beim  
aktuellen Goldpreis Sinn machen würde, Ressourcen  
sind hingegen Goldvorkommen, die noch genauer un-  
tersucht werden müssen.13  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
18  
Exkurs  
Goldförderung14  
Im Durchschnitt dauert es zwischen zehn und zwanzig Jahren,  
bis eine Goldmine soweit ist, dass verarbeitbares Gold gefördert  
werden kann.  
Der erste Schritt ist die Exploration. Diese ist schwierig, dauert  
lange und kostet viel Geld, Know-how aus diversen Fächern wie  
Geografie, Geologie, Chemie und Ingenieurswissenschaften wird  
benötigt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Fundstätte tatsäch-  
lich zur Mine ausgebaut wird, liegt bei unter 0,1 Prozent“, schreibt  
der World Gold Council. Und nur 10 Prozent der weltweiten Gold-  
lagerstätten enthalten genügend Gold, um eine weitere Entwick-  
lung zu rechtfertigen.  
Die tatsächliche Entwicklung einer Mine dauert ein bis fünf Jahre.  
Sie beinhaltet die Planung und die Konstruktion selbst sowie die  
Einholung von Genehmigungen und Lizenzen. Meist muss nicht  
nur die Anlage selbst aufgebaut werden, sondern auch die um-  
gebende Infrastruktur in Form von Straßen und Häfen sowie ggf.  
auch Unterkünften für die Beschäftigten.  
Der eigentliche Betrieb läuft in der Regel zwischen 10 und 30  
Jahren. Das Gestein wird in Gesteinsmühlen zerkleinert, dann  
erfolgt die Laugung mithilfe von einer Cyanid-Lösung. Für die  
Produktion gelten heute hohe Umweltvorschriften. Wie lange  
Minen betrieben werden oder ob überhaupt, hängt auch von  
der Goldpreisentwicklung ab. Bei hohen Preisen lohnt sich auch  
die Förderung von Vorkommen mit niedrigem Goldgehalt oder  
der weitere Betrieb schwer zugänglicher Reserven.  
Sind keine Vorkommen mehr da oder lohnt es sich nicht mehr,  
diese abzubauen, folgt die Außerbetriebnahme der Mine inklusi-  
ve Abbau der Anlage, Reinigung und Renaturierung. Die Minen-  
gesellschaften übernehmen in der Regel noch für bis zu zehn  
Jahren oder mehr nach der Schließung die Verantwortung für  
die Förderstätte und die Wiederherstellung stabiler und gesun-  
der Umweltbedingungen.  
Die Nachfrage nach Gold kommt vor allem aus dem Schmuck-  
bereich, dem Investmentbereich und von Zentralbanken. Dem  
World Gold Council zufolge ist der Anteil der Schmuckindustrie  
an der weltweiten Nachfrage in den vergangenen Jahrzehnten  
zurückgegangen, machte im Zeitraum 2007 bis 2016 im Durch-  
14  
World Gold Council: https://www.gold.org/about-gold/  
gold-supply/lifecycle-of-a-gold-mine  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
19  
schnitt aber immer noch 52 Prozent aus. Die Schmucknachfrage  
wird stark von China und Indien dominiert. Kräftig angestiegen  
ist der Anteil des Goldes, der von Investoren gekauft wird, dem  
World Gold Council zufolge entfallen 25 Prozent auf Barren und  
Münzen, 3 Prozent auf die indirekte Goldanlage etwa über ETCs.  
Zentralbanken machten 2007 bis 2016 6 Prozent der Nachfrage  
aus. Dabei dient Gold heute nicht mehr zur Deckung der ausge-  
gebenen Banknoten wie zu Zeiten des Goldstandards, sondern  
zur Durchführung von Interventionen an den Devisenmärkten,  
zur Stärkung des Vertrauens in die Währung und als Absicherung  
bzw. Reserve für Krisenzeiten. Nach der Finanzkrise hat Gold für  
Zentralbanken im Übrigen wieder an Bedeutung gewonnen: Es  
sind vor allem Schwellenländer-Zentralbanken, die ihre Goldre-  
serven aufstocken, die Notenbanken der Industrieländer verkau-  
fen ihre Goldreserven zumindest nicht mehr.  
Die Nachfrage von Gold aus der Industrie machte 2007 bis 2016  
9 Prozent aus.  
durchschnittliche Goldnachfrage 2007 bis 2016  
Schmuck (52 %)  
Technologie (9 %)  
Barren u. Münzen (25 %)  
ETFs u. ä. (3 %)  
Zentralbanken (6 %)  
Sonstige (5 %)  
Quelle: „World Gold Council: The relevance of gold as a strategic  
asset”, Zahlen: ETF company filings, GFMS-Thomson Reuters, Metals  
Focus, World Gold Council  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
20  
Gold in der Finanz- und Eurokrise  
Die Schwankungen des Goldpreises beruhen weniger  
auf der physischen Nachfrage- und Angebotssituation  
als vielmehr auf den Erwartungen bezüglich der In-  
flationsentwicklung, möglichen Zinsbewegungen und  
geopolitischen Faktoren. Dabei gilt Gold als Krisenwäh-  
rung. Sowohl in der weltweiten Finanzkrise ab 2007  
als auch in der Eurokrise ab 2009 stieg der Goldpreis  
deutlich an und wurde seinem Ruf als Krisenwährung  
gerecht: Als Startpunkt der weltweiten Finanzkrise gilt  
die im Sommer 2007 einsetzende Immobilienkrise in  
den USA (Subprime-Krise). Banken gerieten in Be-  
drängnis, die Aktienkurse stürzten ab. Höhepunkt war  
der Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank  
Lehman Brothers am 15. September 2008. Während der  
Goldpreis vor Beginn der Finanzkrise um 700 US-Dollar  
lag, stieg er mit der Zuspitzung der Krise auf über 1.000  
US-Dollar im März 2008. Mit der Beruhigung ging der  
Preis dann wieder auf rund 725 US-Dollar zurück.15  
Der Finanzkrise folgte in Europa ab 2009 die Eurokrise:  
Auslöser war die Bekanntgabe der neu gewählten grie-  
chischen Regierung im Oktober 2009, dass die Netto-  
neuverschuldung 2009 nicht – wie von der Vorgänger-  
regierung bislang angegeben – rund 6 Prozent des BIP  
betrage, sondern mindestens das Doppelte. Ängste um  
mögliche Zahlungsausfälle und Austritte von Staaten  
aus der Eurozone oder gar eines Auseinanderbrechens  
der Eurozone kamen auf und ließen die Aktienmärkte  
abermals zusammenbrechen. Der Goldpreis stieg von  
unter 1.000 US-Dollars auf über 1.900 US-Dollars pro  
Feinunze im November 2011. Nach der Rettungsaktion  
durch die Troika aus Europäischer Kommission, EZB  
und IWF beruhigte sich die Lage, der Goldpreis gab  
wieder deutlich nach.16  
15  
boerse-frankfurt.de  
Ebenda  
16  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
21  
Das Wiederaufflammen der Griechenland-Krise 2015  
führte zu keinem deutlichen Anstieg des Goldpreises.  
Offenbar wurden die Ansteckungsgefahren wegen der  
einsetzenden makroökonomischen Erholung in weiten  
Teilen der Eurozone als gering eingeschätzt.  
Entwicklung des Goldpreises in Euro pro Gramm  
(Monatsschlusskurse)  
50  
Draghi-Rede  
Brexit-Votum  
US-Wahlen  
40  
30  
20  
10  
Griechenland-Krise  
Lehman-Pleite  
Subprime-Krise  
1986  
1990  
1995  
2000  
2005  
2010  
2015 2017  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
22  
Exkurs  
Goldbugs: Die fanatischen Goldanhänger  
Unter Goldanlegern gibt es eine Gruppe, die Gold für die einzige  
werthaltige Anlage hält: die Goldbugs. Sie sehen Gold nicht als  
eine Anlage unter vielen – mit Vor- und Nachteilen –, sondern ver-  
klären diese. Meist handelt es sich um eingefleischte Pessimisten,  
die mit einem Zusammenbruch des globalen Wirtschaftssystems  
rechnen. Goldbugs pflegen einen regen Austausch im Internet,  
etwa auf goldseiten.de.  
Das Goldpreisfixing  
Der globale Kassa-, Termin- und Optionshandel mit  
Gold läuft rund um die Uhr. London dominiert den  
Handel, weitere wichtige Goldhandelsplätze sind New  
York und Singapur. Der außerbörsliche Goldmarkt in  
London wird von der London Bullion Market Associati-  
on (LBMA) koordiniert und von der Financial Conduct  
Authority und der Bank of England reguliert. Die LBMA  
führt eine Liste mit den von ihr zertifizierten Raffinerien  
und erbringt auch Clearing-Leistungen. Im Rahmen ei-  
ner elektronischen Auktion ermittelt die ICE Benchmark  
Adminstration (IBA) in London zweimal täglich den  
Goldpreis („Goldpreisfixing“).  
Das Londoner Goldfixing hat seine Wurzeln im 17. Jahr-  
hundert, ab 1919 trafen sich Händler mehrerer Banken  
im Bankhaus Rothschild, um Angebot und Nachfrage  
zu bündeln und einen Goldpreis zu festzulegen.  
Ab Mai 2004 wurde der Preis telefonisch festgelegt.  
Auch im Zusammenhang mit Vorwürfen wegen Preis-  
manipulationen wurde die kleine Gruppe von Banken  
2015 erheblich erweitert, gleichzeitig erfolgte die Um-  
stellung auf ein elektronisches System.  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
23  
Aktuell (Stand August 2018) sind folgende Banken für  
das Fixing zuständig: Bank of China, Bank of Communi-  
cations, Goldman Sachs International, HSBC Bank USA  
N. A., Industrial and Commercial Bank of China (ICBC),  
INTL FCStone, Jane Street Global Trading LLC, JP  
Morgan Chase Bank N.A. London Branch, Koch Supply  
and Trading LP, Morgan Stanley, Standard Chartered  
Bank, The Bank of Nova Scotia – ScotiaMocattA and  
The Toronto Dominion Bank.17  
Goldanlage: Ein breites Angebot  
Das Angebot für Anleger, die in Gold investieren wollen,  
ist vielfältig. Als physisches Investment bieten sich Bar-  
ren und Münzen an, eine indirekte Anlage ist unter an-  
derem möglich über ETCs, ETFs, etc. (s. Kapitel „Direkte  
und indirekte Anlage in Edelmetalle“, S. 31).  
Börsenkürzel  
Für den standardisierten Goldhandel an Rohstoffbörsen  
wurde „XAU“ als eigenes Währungskürzel vergeben.  
Das „X“ signalisiert, dass es sich dabei um keine von  
einem Staat oder Staatenbund herausgegebene Wäh-  
rung handelt, AU steht für Aurum, den lateinischen  
Begriff für Gold.  
Die Maßeinheit für Gold ist die  
Feinunze (Troy Unze/oz), die  
31,1035 Gramm entspricht. Die  
Feinheit von Gold wird im inter-  
nationalen Edelmetallhandel in  
Tausendsteln angegeben, also  
zum Beispiel 999,90/1.000  
oder 995/1.000. In der Schmuck-  
branche gilt Karat als wichtigster  
Maßstab: 24 Karat entspricht  
999,9/1.000, 22 Karat 916,67/  
1.000, 18 Karat 750/1.000.  
17  
LBMA.org.uk  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
24  
Silber: nicht wirklich der „kleine Bruder“ von Gold  
Auch Silber wird schon seit Jahrtausenden als Wert-  
gegenstand und Wertaufbewahrungsmittel verwendet  
und hat lange mit Gold um den Spitzenplatz konkur-  
riert. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich Gold als Wäh-  
rungsmetall endgültig durch.  
Silber wird zwar oft als „kleiner Bruder“ von Gold be-  
zeichnet, weist aber viele abweichende Eigenschaften  
auf: Im Gegensatz zu Gold war und ist Silber auch für  
die Industrie und die Medizin sehr interessant.  
Der Vorteil von Silber ist die hohe elektrische und Wär-  
meleitfähigkeit sowie sein besonderes Reflexionsver-  
mögen. Extrem wichtig war Silber für die Fotoindustrie,  
heute findet sich Silber zum Beispiel in Plasmabild-  
schirmen, Solaranlagen, Spiegeln, Legierungen, Reflek-  
toren, Glas und Emaille. Die wichtigsten Vorkommen  
liegen in Mexiko, Peru und China.18  
Angebot und Nachfrage  
Die größten silberproduzierenden Länder waren 2017  
Mexiko, Peru, China, Russland und Polen. Mit anderen  
silberproduzierenden Ländern kamen diese 2017 auf  
ein gesamtes Fördervolumen von 25.000 Tonnen.19  
Dazu kommt die nicht unerhebliche Menge aus Reyc-  
ling.  
Größter Nachfrager nach Silber ist die Industrie, die  
dem Silver Institute zufolge, einem Interessensverband  
der Silberproduzenten, 2017 58,8 Prozent der Nach-  
frage stellte. Hier dominierten die Elektro-/Elektronik-  
und die immer wichtiger werdende Photovoltaikbran-  
che. An zweiter Stelle stand die Schmucknachfrage  
18  
Alle Informationen: „Investieren in Strategische Metalle und  
Seltene Erden. Mikael Henrik von Nauckhoff  
US Geological Survey, Mineral Commodiy Summary,  
19  
Januar 2018  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
25  
mit 20,5 Prozent, gefolgt von Barren und Münzen mit  
14,8 Prozent.20  
Preisbildung am Silbermarkt  
Silber gilt – wie Gold – auch als Absicherung gegen  
Inflation und Krisen. Doch der Silberpreis wird viel  
stärker als der Goldpreis durch industrielle Nachfrage  
bestimmt und ist dadurch konjunkturabhängiger.  
Selbst Krisen in einzelnen Branchen können den Silber-  
preis stark belasten. Insgesamt gilt der Silberpreis als  
deutlich volatiler als der Goldpreis, was auch mit dem  
kleineren Markt für Silber zusammenhängt.  
Seinem Ruf als Krisenwährung wurde Silber während  
der Finanzkrise mehr als gerecht: So legte der Silber-  
preis mit dem Ausbruch der Krise deutlich zu, zwi-  
schen Oktober 2008 und April 2011 vervierfachte sich  
der Preis. Seit dem am 25. April erreichten Hoch von  
49,83 US-Dollar pro Feinunze an der New York Mercan-  
tile Exchange (NYMEX) ging der Preis aber deutlich  
zurück.21  
Die Einführung des Silberfixings 1897 in London mar-  
kierte den Beginn der Marktstruktur. 2014 wurde das  
Fixing per Telefon durch die drei Banken Deutsche  
Bank, HSBC und Bank of Nova Scotia durch eine elek-  
tronische Preisfeststellung ersetzt. Die Chicago Mer-  
cantile Exchange (CME) bietet seitdem zusammen  
mit der London Bullion Market Association LBMA und  
mit dem Finanzdatenanbieter Thomson Reuters einen  
neuen, auf Auktionen basierenden Preismaßstab für  
Silber an. Wie das Goldfixing war auch das Silberfixing  
wegen Manipulationsvorwürfen in die Kritik geraten.  
20  
silverinstiute.org/GFMS, Thomson Reuters  
boerse-frankfurt.de  
21  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
26  
Silber wird unter anderem an der New York Commodi-  
ties Exchange (COMEX), einem Bereich der New York  
Mercantile Exchange (NYMEX), am Chicago Board of  
Trade (CBOT) und an der Tokyo Commodity Exchange  
(TOCOM) gehandelt.  
Silberanlage: Viele Möglichkeiten  
Wie Gold kann Silber zum einen durch den physischen  
Kauf von Barren und Münzen erworben werden, eine  
indirekte Anlage ist unter anderem möglich über ETCs,  
ETFs, etc. (s. Kapitel „Direkte und indirekte Anlage in  
Edelmetalle“, S. 31).  
In der Vergangenheit gab es immer  
wieder Versuche, den Silberpreis  
zu manipulieren. Der bekannteste ist  
der der Brüder Nelson Bunker Hunt  
und Herbert William Hunt, Söhne  
eines US-amerikanischen Ölmilliar-  
därs. Die beiden versuchten in den  
1970er Jahren zusammen mit ver-  
mögenden Spekulanten aus dem  
Nahen Osten, den Silberpreis durch  
massive Käufe in die Höhe zu trei-  
ben. Das gelang eine Zeitlang auch  
sehr gut, der Preis für eine Feinunze  
Silber stieg von 3,30 US-Dollar 1974  
auf 50 US-Dollar Ende der 1970er  
Jahre. Am „Silver Thursday“, dem  
27. März 1980, brachen die Preisen  
allerdings dramatisch ein, Hinter-  
grund waren Gewinnmitnahmen  
anderer Silberinvestoren sowie ein  
wegen des hohen Preises steigen-  
des Angebot. Den Brüdern entstan-  
den Milliarden-Verluste.  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
27  
Platin: Edelmetall mit Industrienachfrage  
Platin ist seltener als Gold. Platin hat Katalysatoreigen-  
schaften, es kann andere chemische Stoffe zu Reaktio-  
nen bewegen. Vorkommen finden sich hauptsächlich in  
Südafrika. Die Platinförderung liegt weit unter der Gold-  
und Silberförderung. Dazu ist die Herstellung von reinem  
Platin kompliziert und langwierig.  
Angebot und Nachfrage  
Größtes Förderland für Platin ist derzeit mit weitem Ab-  
stand Südafrika, kleinere Mengen kommen aus Russland,  
Zimbabwe, Kanada und den USA. Die weltweite Produk-  
tion belief sich 2017 auf geschätzte 200 Tonnen.22  
Platin findet vor allem in der Industrie Einsatz, besonders  
in Fahrzeugkatalysatoren von Dieselmotoren, außerdem  
auch in der Chemie- und Elektronikindustrie und der  
Medizintechnik. Es gibt auch eine gewisse Schmucknach-  
frage, die aber klein ist.  
Preisbildung bei Platin  
Der Platinpreis ist in erster Linie durch den Industriebe-  
darf bestimmt. Wegen der vorzugsweisen Verwendung  
für Fahrzeugkatalysatoren hängt die Entwicklung stark  
an der Autoindustrie. Platin ist bei Katalysatoren für  
Dieselmotoren die erste Wahl, Palladium hingegen für  
Benzinmotoren. Die zunehmende Verbreitung von Elek-  
trofahrzeugen, die ohne Katalysatoren auskommen,  
könnte sich allerdings negativ auf die Nachfrage nach  
Platin auswirken. Außerdem spielt die Dominanz Süd-  
afrikas bei der Produktion eine große Rolle. Kommt es  
dort, wie in der Vergangenheit häufig der Fall, wegen  
Streiks oder Engpässen bei der Stromversorgung zu  
Produktionsausfällen, schlägt sich das schnell im Platin-  
preis nieder.  
22  
Alle Zahlen: US Geological Survey, Mineral Commodity  
Summary, Januar 2018  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
28  
Preise für Platin werden – wie für  
Palladium – zweimal täglich von  
London Platin and Palladium Market  
(LPPM) festgelegt.  
Platinanlage: geringere Auswahl  
Auch Platin kann durch den physischen Kauf von Barren  
und Münzen erworben werden, allerdings ist die Aus-  
wahl hier deutlich geringer als bei Gold und Silber. Auch  
eine indirekte Anlage ist möglich, unter anderem über  
ETCs und ETFs (s. Kapitel „Direkte und indirekte Anlage  
in Edelmetalle“, S. 31).  
Palladium: Edel- und Industriemetall  
Palladium gehört zur Platingruppe, ist aber reaktions-  
freudiger als Platin. Es zeichnet sich durch ein beson-  
deres Speichervermögen von Wasserstoff aus und ist  
daher interessant als Speicher- und Reinigungs-  
medium.23  
Angebot und Nachfrage  
Die beiden größten Förderländer für Palladium sind  
aktuell Russland und Südafrika, weitere wichtige Produ-  
zentenländer sind Kanada, die USA und Zimbabwe.  
Die weltweite Produktion belief sich 2017 auf geschätzte  
210 Tonnen.24  
Die Palladiumnachfrage ist wie  
die nach Platin vor allem durch den  
industriellen Einsatz bestimmt,  
das größte Einsatzgebiet sind Fahr-  
zeugkatalysatoren. Palladium wird  
dabei vor allem bei Katalysatoren  
für Benzinmotoren verwendet, Platin  
hingegen für Dieselmotoren. Außer-  
dem findet Palladium in der Elektro-  
nik und Elektrotechnik Anwendung.  
23  
„Investieren in Strategische Metalle und Seltene Erden“,  
Mikael Henrik von Nauckhoff  
US Geological Survey, Mineral Commodity Summary,  
24  
Januar 2018  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
29  
Preisbildung am Palladiummarkt  
Die Preisbildung am Palladiummarkt ist abhängig von  
der Industrienachfrage. Die zunehmende Verbreitung  
von Elektrofahrzeugen könnte sich negativ auf die Nach-  
frage nach Palladium auswirken. Preise für Palladium  
werden – wie für Platin – zweimal täglich von London  
Platin and Palladium Market (LPPM) festgelegt.  
Palladiumanlage: ebenfalls beschränktes Angebot  
Palladium kann ebenfalls zum einen durch den physi-  
schen Kauf von Barren und Münzen erworben werden,  
wobei die Auswahl – wie bei Platin – nicht so groß ist  
wie bei Gold und Silber. Dazu kommt die indirekte An-  
lage, etwa über ETCs (s. Kapitel „Direkte und indirekte  
Anlage in Edelmetalle“, S. 31).  
Exkurs  
Sozial- und Umweltstandards: Goldförderung in  
der Kritik  
In den vergangenen Jahrzehnten geriet die Förderung von Gold  
und anderen Edelmetallen unter Umwelt- und sozialen Aspekten  
zunehmend in die Kritik. Die Vorwürfe reichten von katastropha-  
len Umwelt- und Arbeitsbedingungen über Kinderarbeit bis hin  
zur Kriegsfinanzierung durch den Handel mit dem Edelmetall.  
Prominentestes Beispiel sind Berichte über „Blutgold“ aus dem  
Kongo.  
Responsible Jewellery Council-Gütesiegel und Umicore-Echt-  
heitszertifikat  
Seit 2005 gibt daher eine Zertifizierung durch das Responsible  
Jewellery Council, einem internationalen Zusammenschluss von  
Unternehmen aus der Edelmetall- und Juwelierbranche, die das  
Vertrauen in die Branche durch Förderung verantwortungsvoller  
Unternehmenspraxis in der gesamten Lieferkette stärken wollen.  
Das Zertifikat zeichnet sich dadurch aus, dass u. a. goldpro-  
duzierende Unternehmen entlang der gesamten Leistungskette  
bestimmte Standards hinsichtlich einer ethischen, sozial- und  
umweltverträglichen sowie menschenrechtskonformen Unter-  
nehmenspolitik erfüllen müssen. Goldbarren von Herstellern, die  
das Zertifikat des Responsible Jewellery Council tragen, haben  
demnach einen „sauberen Stammbaum“ und erfüllen die Ansprü-  
che kritischer und umweltorientierter Anleger.  
DIE EINZELNEN EDELMETALLE  
30  
Die im Rahmen von Xetra-Gold® hinterlegten Barren stammen  
ausschließlich von Umicore, das auch an der Emittentin von  
Xetra-Gold, Deutsche Börse Commodities, beteiligt ist. Umicore  
stellt ausschließlich LBMA-zertifizierte (London Bullion Market  
Association) „Good Delivery“-Goldbarren her, die auch das Güte-  
siegel des Responsible Jewellery Council tragen. Anfang 2017  
hat Umicore außerdem ein eigenes Echtheitszertifikat eingeführt,  
das Goldbarrenkäufer auch gegen Manipulationen nach Her-  
stellung und Auslieferung eines Umicore-Goldbarrens absichert,  
etwa beim Kauf aus privater Hand. Damit erstreckt sich nun die  
Herkunfts- und Qualitätsgarantie von der Herstellung bis zum  
Anleger.  
Meist Gold aus Recycling  
Als Komplettdienstleister rund ums Gold sieht sich Umicore  
ohnehin in der Pflicht, Gold soweit möglich durch Recycling zu  
gewinnen, denn dies ist effizienter und vor allem umwelt-  
schonender als die Förderung von neuem Gold: Während für  
die Produktion eines 1 kg-Goldbarrens rund 200 Tonnen Erz ab-  
gebaut werden müssen, kann Umicore den exakt gleichen Gold-  
barren aus nur vier Tonnen Althandys gewinnen. Da Umicore seit  
langer Zeit schon selbst zahlreiche edelmetallhaltige Produkte  
– wie beispielsweise Autoabgaskatalysatoren – herstellt und auf  
diesem Gebiet Technologieführer ist, lag es auf der Hand, das  
Wissen auch zur Gewinnung von Gold und anderen Edelmetallen  
durch Recycling ebendieser Produkte und auch von Laptops  
oder Handys zu nutzen. Auf diese Weise wird ein geschlossener  
Goldkreislauf hergestellt.  
„Fair-trade Gold“  
Es gibt noch andere Siegel: So wurde im Februar 2011 von Fair-  
trade International und der Alliance for Responsible Gold Mining  
das „Fairtrade Gold“ eingeführt, das den Zulieferern faire Preise  
garantiert. Zum einen gibt es für „faires“ Gold eine Preisgarantie  
von 95 Prozent des von der LBMA festgestellten Goldpreises,  
zum anderen wird auf die Verbesserung der Lebens- und Arbeits-  
bedingungen der Goldschürfer gesetzt. So soll etwa der Einsatz  
von Chemikalien, die für Umwelt oder für die Goldschürfer schäd-  
lich sind, unterbunden werden.  
Weil mit dem Siegel ein deutlicher Aufpreis verbunden ist, sind  
auf dem Weltmarkt bislang nur kleine Mengen als fair gekenn-  
zeichnetes Gold verfügbar. In Deutschland vergibt zum Beispiel  
die Organisation TransFair (Fairtrade Deutschland) ein solches  
Siegel. „Faires“ Gold wird meist zu Schmuck verarbeitet, es gibt  
allerdings auch einige Anbieter von Fairtrade-Goldbarren, etwa  
Valcambi aus der Schweiz („Valcambi Green Gold Goldbarren“).  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
31  
Direkte und indirekte Anlage  
in Edelmetalle  
Bei Investments in Edelmetallen kann grundsätzlich  
zwischen direkter und indirekter Anlage unterschieden  
werden. Bei der direkten Anlage werden die Edelme-  
talle selbst erworben, bei der indirekten Anlage wird  
entweder auf edelmetallpreisbezogene Wertpapiere  
gesetzt oder auf Aktien von Minenunternehmen.  
Direkte Anlage in Edelmetalle  
Direkt investiert werden kann in Edelmetalle über Barren,  
Münzen, Schmuck und gegebenenfalls auch Nuggets,  
also auf natürliche Weise entstandene Edelmetallklum-  
pen. Goldschmuck gilt in einigen Ländern – allen voran  
Indien und China – als wichtige Vermögensanlage, in den  
westlichen Industriestaaten ist der Aufschlag für Design,  
Produktion und Vertrieb aber so hoch, dass sich Gold-  
schmuck unter Anlageaspekten in der Regel nicht lohnt.  
Barren  
Üblich für Privatanleger sind Barren ab einem Gramm bis  
hin zu einem Kilogramm. Bei den an Schokoladentafeln  
erinnernden „Tafelbarren“ ist durch exakte Sollbruch-  
stellen auch eine teilweise Wiederveräußerung möglich.  
Als Gütestandard für Barren hat sich das „Good-  
Delivery“-Siegel (deutsch: „in guter Auslieferung“) eta-  
bliert, das eine Feinheit von mindestens 995/1.000 bei  
Gold und 999/1.000 bei Silber vorschreibt und außer-  
dem die aufgeprägten oder eingestanzten Merkmale wie  
Gewicht sowie die ständige, ununterbrochene Aufbe-  
wahrung in akzeptierten Lagerungsanstalten garantiert.  
Barren mit „Good-Delivery“-Status werden weltweit  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
32  
akzeptiert und gehandelt. Verliehen wird das Siegel von  
der London Bullion Market Association LBMA.  
Münzen  
Daneben können Edelmetalle physisch auch über Mün-  
zen erworben werden. Staatliche Prägeanstalten der  
großen Förderländer produzieren diese Münzen, etwa  
US Mint in den USA, Royal Canadian Mint in Kanada,  
Perth Mint in Australien, Rand Refinery in Südafrika und  
China Mint in China. Damit unterliegt die Produktion  
staatlichen Qualitätskontrollen, Edelmetallgehalt, Münz-  
gewicht und Prägequalität sind garantiert.  
Wegen des Designs, der Herstel-  
lung und dem Vertrieb werden  
Münzen zu einem Preisaufschlag  
gegenüber dem Goldpreis gehan-  
delt. Zum Teil treibt eine beson-  
dere Nachfrage, zum Beispiel von  
Sammlern, die Preise in die Höhe.  
Lagermöglichkeiten für Barren und Münzen  
Barren und Münzen können zuhause gelagert werden,  
wegen der Diebstahlsgefahr bietet sich ein Safe an.  
Für die Verwahrung zuhause müssen Anleger bei grö-  
ßeren Mengen unter Umstände die Versicherungs-  
summe für die Hausratversicherung erhöhen, da die  
Versicherer Schäden nur bis zu einer bestimmten  
Höhe abdecken.  
Wem das zu unsicher ist, für den  
kommt ein Schließfach bei einer  
Bank oder einem Edelmetall-  
händler in Frage, das mit Kosten  
verbunden ist. Rechtlich gesehen  
sind Bankschließfächer übrigens  
Sondervermögen, sie sind im Fall  
der Insolvenz der Bank oder des  
Edelmetallhändlers also vom Zu-  
griff der Gläubiger ausgeschlossen.  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
33  
Das Edelmetalldepot  
Zudem bieten Banken und große Edelmetallhändler  
häufig auch die zentrale Verwahrung von Edelmetallen  
in Hochsicherheitstresoren an – auch „Edelmetall-  
depot“, „Golddepot“ oder „Tresorgold“ genannt. Lange  
war diese Art der Goldanlage vermögenden Kunden  
vorbehalten, mittlerweile gibt es aber verschiedene An-  
bieter, die Privatanlegern auch die Anlage geringer  
Summen in „Tresorgold“ ermöglichen. Anleger erwerben  
hier physisches Gold oder andere Edelmetalle, bekom-  
men dieses aber nicht ausgeliefert, vielmehr wird es für  
sie verwahrt. „Tresorgold“ ist versichert, der Anleger  
trägt auch kein Emittentenrisiko, da die Edelmetalle  
im Fall einer Insolvenz des Anbieters im Eigentum des  
Anlegers bleiben.  
Vor- und Nachteile der Edelmetallanlage  
in Barren oder Münzen  
Vorteile  
Edelmetall in direktem physischen Besitz  
sofortiger Zugriff möglich  
kein Kontrahentenrisiko  
großes Angebot am Markt  
Nachteile  
Transport-/Diebstahlrisiken bei Eigen-  
aufbewahrung  
Lagerkosten,  
evtl. Versicherungskosten  
hoher Spread bei Kauf kleiner Mengen  
schwer überschaubares Angebot  
mit zum Teil großen Preisunterschieden  
auch unseriöse Anbieter am Markt  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
34  
Indirekte Anlage in Edelmetalle  
Bei der indirekten Anlage in Edelmetalle werden diese  
nicht physisch erworben, vielmehr werden an den Edel-  
metallpreis gekoppelte Aktien oder andere Wertpa-  
piere von Minenbetreibern gekauft. Zu den wichtigsten  
Produkten, über die indirekt in Edelmetalle investiert  
werden kann, zählen ETCs, ETFs, Goldfonds und klas-  
sische Gold-Zertifikate oder -Futures (Derivate). Die  
Produkte zeichnen sich dadurch aus, dass sie an Börsen  
gehandelt werden können, zum Teil werden sie aber  
auch außerbörslich, OTC („Over-the-counter“) ge- und  
verkauft.  
Exchange Traded Commodities  
Exchange Traded Commodities, kurz ETCs, bilden die  
Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Rohstoffs  
ab. Sie bieten daher einen schnellen und transparenten  
Zugriff auf die wichtigsten Rohstoffe, ohne dass An-  
leger dabei Terminkontrakte erwerben oder Rohstoffe  
physisch beziehen müssen. Es gibt ETCs auf Edel-  
metalle, Industriemetalle, Energieträger wie Öl und Erd-  
gas sowie auf Agrarrohstoffe. Manche ETCs haben auch  
eine Währungsabsicherung. ETCs können an der Börse  
ge- und verkauft werden. Eine Laufzeitbegrenzung gibt  
es nicht.  
Rechtlich gesehen sind ETCs Zertifikate bzw. Inhaber-  
schuldverschreibungen, anders als die namensähnlichen  
ETFs (Exchange Traded Funds) handelt es sich nicht um  
Sondervermögen. Im Fall einer Insolvenz des Emitten-  
ten sind Anleger mit ETCs somit nicht geschützt. Daher  
sind ETCs häufig, aber nicht immer, besichert. Dafür  
kann der zugrundeliegende Rohstoff vom Emittenten  
hinterlegt werden, oder es gibt Treuhänder.  
Besonders verbreitet sind ETCs, die die Preisentwick-  
lung von Edelmetallen wie Gold und Silber abbilden. Bei  
einigen Gold-ETCs ist die Auslieferung von physischen  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
35  
Goldbarren möglich. Es gibt allerdings auch etliche  
Gold-ETCs, die die Entwicklung von Futures abbilden.  
Der Handel von ETCs funktioniert genauso wie der von  
Aktien oder ETFs. Ausgabeaufschläge und Rück-  
nahmegebühren beim Handel über die Börse fallen nicht  
an. Die Verwaltungsgebühren liegen zwischen 0,20 und  
1,20 Prozent.  
ETCs, die einen Future abbilden,  
sind eventuell von Rollverlusten  
betroffen, die durch Auslaufen des  
jeweils gültigen Future-Kontrakts  
entstehen können. (siehe auch Edel-  
metall-Futures S. 41)  
Vor- und Nachteile von ETCs  
Vorteile  
hohe Liquidität  
geringer Spread  
meist besichert: Physische Hinterlegung  
des Rohstoffs oder Treuhänder  
großes Angebot am Markt  
einfache Abwicklung über die Börse  
evtl. Möglichkeit der Auslieferung  
Nachteile  
kein direkter physischer Besitz  
bei physischer Absicherung: evtl. neben  
Lagerkosten höhere Verwaltungsgebühren  
Rolleffekte bei an Futures gekoppelten ETCs  
Kontrahentenrisiko  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
36  
Edelmetallfonds und -ETFs  
Reine Edelmetallfonds, die das gesamte Geld der An-  
leger in ein Edelmetall investieren, sind in Deutschland  
nicht zugelassen – anders als etwa in der Schweiz oder  
den USA. Gemäß der UCITS-Richtlinie („Undertakings  
for Collective Investments in Transferable Securities“)  
– einer EU-Regelung, die definiert, in welche Vermö-  
gensgegenstände und Finanzinstrumente eine Fonds-  
gesellschaft investieren darf – müssen aktiv gemanagte  
Fonds und ETFs ein Mindestmaß an Diversifizierung  
gewährleisten.  
Im Bereich der aktiv gemanagten Fonds bezeichnet  
sich der Hansagold von der Hamburger Fonds-  
gesellschaft Hansainvest (WKN A0Q27V) als „einziger  
deutscher Goldfonds“. Doch auch er darf nur bis zu 30  
Prozent seines Vermögens in physischem Gold anlegen,  
der Rest fließt in Verbriefungen, die die Entwicklung des  
Goldpreises abbilden, und zwar vorzugsweise solche,  
die mit Lieferansprüchen auf physisches Gold besichert  
sind. Aus Diversifikationsgründen kauft der Fonds auch  
Silber- und andere Edelmetallverbriefungen,  
gegebenenfalls auch Anleihen mit hoher Bonität.  
Edelmetall-ETFs  
Auch Edelmetall-ETFs, die ein einziges Edelmetall ab-  
bilden, können nur unter bestimmten rechtlichen  
Rahmenbedingungen aufgelegt werden, in der EU sind  
sie nicht erlaubt. Anders ist die Lage zum Beispiel in  
der Schweiz. Dort werden Gold-ETFs angeboten, die  
Gold physisch hinterlegen und rechtlich als Sonder-  
vermögen gestaltet sind. In den USA gibt es Gold-ETFs  
als börsengelistete Trusts, prominentestes Beispiel  
ist der SPDR Gold Shares, auch „Spider Gold“ genannt.  
Der Erwerb solcher Edelmetall-ETFs über eine auslän-  
dische Börse ist Inländern seit Inkrafttreten des Kapital-  
anlagegesetzbuches (KAGB) 2013 verboten.  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
37  
Rohstoff-ETFs  
Rohstoff-ETFs, die in Deutschland am Markt sind, inves-  
tieren nicht direkt in Rohstoffe, sie versuchen vielmehr,  
die Wertentwicklung von Rohstoffindizes nachzuvollzie-  
hen. Rohstoff-ETFs investieren in andere Wertpapiere  
und schließen eine Swap-Vereinbarung ab, mit der der  
ETF im Tausch gegen die Rendite der gehaltenen Wert-  
papiere die Index-Rendite erhält.  
Als Benchmark dienen die bekannten Rohstoffindizes.  
Diese unterscheiden sich nach Zusammensetzung und  
Gewichtung der einzelnen Rohstoffklassen stark.  
Wichtige Rohstoffindizes sind zum Beispiel:25  
Bloomberg Commodity Index (früher DJ-UBS  
Commodity Index): Breiter Rohstoffkorb aus  
20 Rohstoffen, Edelmetallgewichtung 15 Prozent  
Thomson Reuters/CoreCommodity CRB,  
19 Rohstoffe, Edelmetallgewichtung 7 Prozent  
RICI (Rogers International Commodity Index),  
sehr breiter Rohstoffkorb mit 37 Rohstoffen,  
Edelmetallgewichtung 11 Prozent  
Commerzbank Commodity ex Agriculture,  
12 Rohstoffe, Agrarrohstoffe ausgeklammert,  
Edelmetallgewichtung 33 Prozent  
S&P GSCI Energy & Metals Capped 35/20,  
Edelmetallgewichtung 15 Prozent  
25  
Edelmetallgewichtung: Stand August 2018, Bloomberg,  
Thomson/Reuters, rogersrawmaterials.com, Commerzbank,  
S&P Dow Jones Indices  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
38  
Vor- und Nachteile von Rohstoff-ETFs  
Vorteile  
hohe Liquidität  
geringer Spread  
großes Angebot am Markt  
einfache Abwicklung über die Börse  
Sondervermögen  
Nachteile  
keine reine Edelmetallanlage,  
sondern diversifizierter Rohstoffkorb  
kein direkter physischer Besitz  
Kontrahentenrisiko durch Swap-Vereinbarungen  
Derivate: Zertifikate, Futures und CFDs  
Mit Derivaten kann ebenfalls auf die Edelmetallpreis-  
entwicklung gesetzt werden, auch mit Hebel oder  
invers. Solche Derivate richten sich in erster Linie an  
Anleger, die eine klare Marktmeinung haben und spe-  
kulieren wollen. Zu den Derivaten auf Edelmetalle  
zählen klassische Zertifikate, Optionen, CFDs und  
Futures.  
Edelmetall-Zertifikate  
Edelmetall-Zertifikate bilden in der klassischen Form  
als Partizipations-Zertifikate die Edelmetallpreise 1:1 ab,  
d. h. sie entwickeln sich parallel zum Edelmetallpreis.  
Weitere stark verbreitete Edelmetall-Zertifikate ohne  
Hebel sind Discount- und Bonus-Zertifikate. Discount-  
Zertifikate zeichnen sich dadurch aus, dass Anleger  
sie zu einem Preis unter dem aktuellen Kurs des Basis-  
wertes („Discount“) erhalten. Im Gegenzug wird der  
mögliche Gewinn nach oben durch ein sogenanntes  
Cap begrenzt. Bonus-Zertifikate bieten am Laufzeit-  
ende eine Rückzahlung mindestens zum Bonus-Level.  
Berührt oder unterschreitet der Basiswert während  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
39  
der Laufzeit eine bestimmte Kursschwelle, verfällt der  
Bonus-Anspruch und der Anleger partizipiert 1:1 an der  
Wertentwicklung des Underlyings.  
Gehebelte Zertifikate  
Gehebelte Zertifikate entwickeln sich überproportional  
zum Edelmetallpreis. Mit ihnen können Anleger aggres-  
siver spekulieren, da sich Preisbewegungen schon bei  
kleinen Einsätzen auswirken. Zu den wichtigsten Hebel-  
produkten gehören Faktor-Zertifikate, Optionsscheine  
und Knock-out-Scheine:  
Faktor-Zertifikate  
Faktor-Zertifikate gewinnen oder verlieren gemäß  
des Faktors zwei, drei, vier oder bis zu 12 mal so viel  
wie der Preis des Edelmetalls.  
Optionsscheine  
Optionsscheine verbriefen das Recht, nicht aber die  
Verpflichtung, eine bestimmte Menge eines zugrunde-  
liegenden Gegenstands oder Basiswertes zu einem  
bestimmten Preis zu kaufen (Call) oder zu verkaufen  
(Put).  
Knock-out-Produkte  
Knock-out-Produkte sind mit einer Knock-out-  
Schwelle ausgestattet, notiert der Basiswert auf dieser  
Schwelle, verfällt das Knock-out-Papier wertlos.  
Darüber (Call) bzw. darunter (Put) entwickelt sich der  
Preis gehebelt zum Kurs des Basiswerts.  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
40  
Quanto-Zertifikate  
Sogenannte Quanto-Zertifikate beinhalten eine Wäh-  
rungsabsicherung, was sich allerdings auch in höheren  
Kosten widerspiegelt.  
Zertifikate gehören zur Gruppe der  
strukturierten Produkte, rechtlich  
gesehen sind sie Schuldverschrei-  
bungen. Ihr Vorteil ist, abgesehen  
von den klassischen Partizipations-  
scheinen, dass schon mit kleinen  
Summen „große Sprünge“ gemacht  
werden können, allerdings sind  
auch die Verlustrisiken hoch und  
der Totalverlust in vielen Fällen  
möglich. Alle Zertifikate unterliegen  
zudem dem Emittentenrisiko, fällt  
der Emittent aus, ist das Zertifikat  
also nichts mehr wert.  
Gehebelte Zertifikate und Optionsscheine eignen  
sich für erfahrene Anleger, die eine klare Marktmeinung  
haben und auch Totalverluste nicht scheuen.  
Rechtlich sind ETCs und Zertifikate sehr ähnlich, aller-  
dings werden sie an der Börse unterschiedlich gehan-  
delt. Während für ETCs Xetra® der Haupthandelsplatz  
ist mit Betreuung durch einen Designated Sponsor,  
werden Zertifikate über das Frankfurter Parkett ge-  
handelt und von Spezialisten betreut (s. Kapitel „Börse  
Frankfurt als Marktplatz für Edelmetall-ETCs“, S. 59).  
Zudem sind insbesondere strukturierte Produkte wie  
Knock-out-Zertifikate oder Discounter vergleichsweise  
komplex, ihr Angebot auch rein quantitativ deutlich  
unübersichtlicher.  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
41  
Vor- und Nachteile von Zertifikaten  
Vorteile  
hohe Liquidität  
geringer Spread  
keine Lagerkosten  
großes Angebot  
keine Verwaltungsgebühren  
Positionierungen schon bei kleinem  
Einsatz möglich  
Nachteile  
Kontrahentenrisiko  
keine Absicherung durch physischen Rohstoff  
je nach Zertifikat:  
hohes Verlustrisiko bis hin zum Totalausfall  
Edelmetall-Futures  
Edelmetall-Futures sind standardisierte, börsengehan-  
delte Terminkontrakte, bei dem Käufer und Verkäufer  
sich verpflichten, eine bestimmte Menge eines Basis-  
wertes bei Fälligkeit zu einem festgelegten Preis zu  
liefern bzw. abzunehmen. Mit Futures kann sowohl auf  
steigende als auch fallende Preise gesetzt werden.  
Bei Futures unterscheidet man zwei Positionen: Die  
Long-Position bezeichnet die Pflicht der Käufer, bei  
Fälligkeit den Basiswert abzunehmen und einen verein-  
barten Preis zu zahlen. Die Inhaber einer Short-Position  
erhält den vereinbarten Preis und verpflichtet sich, den  
Basiswert zu liefern. Allerdings wird der Großteil der  
heutigen Future-Kontrakte nicht mit dem Ziel abge-  
schlossen, Waren auf Termin zu kaufen, sondern um an  
Preisänderungen am Markt zu partizipieren.  
Die im Handel mit Gold-Futures und auch Gold-  
Optionen umsatzstärkste Börse ist die New Yorker  
Comex (Commercial Exchange). Die Kontraktgröße an  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
42  
der New Yorker COMEX liegt bei 100 Unzen Gold, was  
im August 2018 121.000 US-Dollar entsprach. Allerdings  
müssen Future-Käufer nicht den gesamten Gegenwert  
dieser Kontraktgröße tatsächlich bezahlen, sondern nur  
einen bestimmten Prozentsatz als Sicherheitsleistung  
(Margin) hinterlegen, zum Bespiel 10.000 US-Dollar.  
Dadurch entsteht ein Hebeleffekt: Bei einem Anstieg  
des Goldpreises würden die Anleger überproportional  
profitieren, bei einem Rückgang allerdings auch über-  
proportional verlieren.  
Futures sind daher nichts für uner-  
fahrene Privatanleger: Der Handel  
mit Futures erfordert viel Know-  
how und Erfahrung sowie eine gute  
Trading-Infrastruktur.  
Dasselbe gilt für die ebenfalls zu den Termingeschäften  
gehörenden Optionen. Eine Option ist das verbriefte  
Recht, aber nicht die Pflicht, eine bestimmte Menge  
eines Basiswertes zu einem vereinbarten Preis (Basis-  
preis) innerhalb eines festgelegten Zeitraums oder  
zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwerben (Call)  
oder zu veräußern (Put). Der Optionskäufer zahlt dem  
Verkäufer für das Ausübungsrecht einen Optionspreis  
(Optionsprämie). Dafür verpflichtet sich der Verkäufer,  
wenn die Option ausgeübt wird, den Basiswert gegen  
Zahlung des Basispreises bereitzustellen oder zu über-  
nehmen. Nehmen Optionsinhaber ihr Ausübungsrecht  
nicht in Anspruch, erlischt das Optionsrecht am Ende  
der Laufzeit, und die Option verfällt.  
Ein wichtiger Aspekt eines Rohstoff-Investments über  
Futures und Optionen sind die Rolleffekte. In Kürze er-  
läutert: Wenn Anleger mit einem steigenden Preis in der  
Zukunft rechnen, liegt der Preis eines Futures über dem  
Preis des Edelmetalls selbst. Geht man von fallenden  
Preisen aus, sind die Futures hingegen preisgünstiger  
als das Edelmetall. Am Laufzeitende, also zum Liefer-  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
43  
termin, gleichen sich beide Preise an. Wollen Anleger  
in einer bullishen Phase neu investieren, rollen genannt,  
müssen sie einen teureren Kontrakt kaufen.  
CFDs  
CFDs (Contracts for Difference oder Differenzkontrakte)  
bilden die Kursentwicklung von Aktien, Anleihen,  
Indizes, Devisen und auch Rohstoffen nach, gehandelt  
wird aber nicht physisch, sondern es findet lediglich  
ein Differenzausgleich statt. Wie bei Termingeschäften  
muss eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegt wer-  
den. CFDs ermöglichen Investitionen mit hohem Hebel.  
Sie werden OTC („Over the counter“) gehandelt, also  
nicht an Börsen, und sind hochspekulativ. Damit eignen  
sie sich nur für sehr gut informierte Anleger, denen be-  
wusst ist, dass mit den erhöhten Chancen auch erhöhte  
Risiken verbunden sind. Zudem agieren CFD-Händler in  
einer geschlossenen Umgebung mit dem Anbieter, es  
gibt keine weiteren Teilnehmer. Alle Gewinne der Anleger  
sind Verluste des Anbieters und umgekehrt.  
Minenaktien und Minenaktienfonds/-ETFs  
Eine ganz andere Möglichkeit, von den Entwicklungen  
der Edelmetallpreise zu profitieren, sind Minenaktien.  
Tendenziell weisen diese eine gewisse Parallelität zu den  
Preisen von Gold, Silber, Platin und Palladium auf. Aller-  
dings nur tendenziell: Minenaktien sind Aktien und damit  
auch abhängig von der allgemeinen Entwicklung am  
Aktienmarkt. Außerdem sind sie beeinflusst von unter-  
nehmensspezifischen Faktoren wie etwa der Effizienz  
in der Edelmetallförderung, den Erträgen aus anderen  
Minenerzeugnissen, der Unternehmensführung, der  
Finanzierungssituation oder der Ergiebigkeit der Minen.  
Minenunternehmen sind auch häufig betroffen von  
politischen Entwicklungen in den Förderländern und  
waren in den vergangenen Jahren auch immer wieder  
von Streiks betroffen, die zu Produktionsausfällen führ-  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
44  
ten. In der Praxis hat sich gezeigt, dass Minenaktien  
noch volatiler sind als Aktien anderer Branchen.  
Aktien der großen Minenbetreiber notieren meist an  
den Börsen ihrer Heimatländer, vor allem den USA,  
Australien, Südafrika und Kanada, haben aber meist  
auch noch ein Zweit-Listing in London und werden  
an der Frankfurter Börse gehandelt. Zu den größten  
Goldförderern gehören Newmont Mining aus den  
USA, Barrick Gold, Kinross und Goldcorp aus Kanada,  
Newcrest aus Australien und AngloGold Ashanti  
und Goldfields aus Südafrika. Wichtige Silberprodu-  
zenten sind Fresnillo, Glencore und Goldcorp, zu  
den großen Platin- und Palladiumförderern gehören  
Anglo American, Vale und Norilsk Nickel.  
Aufgrund der Streuung eignen sich daher eher Minen-  
fonds bzw. -ETFs. Zu den größten aktiv gemanagten  
Minenfonds in Deutschland zählen der BlackRock  
Global Funds – World Gold in US-Dollar und Euro (WKN  
974119, A0M9SB), der Franklin Gold and Precious Metals  
(WKN A1CU83) und der Deutsche Invest I Gold and  
Precious Metals Equitites (WKN DWS0TP). Zu den gro-  
ßen Minenbetreiber-ETFs in Deutschland gehören der  
iShares Gold Producers (WKN A1JKQJ), der ComStage  
NYSE Arca Gold BUGS (WKN ETF091), der L&G Gold  
Mining (WKN A0Q8NC) und der VanEck Vectors Gold  
Miners (WKN A12CCL).  
Mit Minenfonds und -ETFs können zwar die  
Defizite des einen Unternehmens eventuell  
durch die Vorteile des anderen ausgeglichen  
werden, letztlich handelt es sich bei Minen-  
fonds, seien es aktiv gemanagte Fonds oder  
ETFs, aber um Branchenfonds. Die Abhängig-  
keit von den Edelmetallnotierungen und die  
damit stark schwankenden Unternehmens-  
ergebnisse in der Bergbaubranche führen zu  
einer besonderen Risikokonzentration.  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
45  
Exkurs  
Minenbetreiber-Indizes  
Zu den wichtigsten Gold- & Silberminen-Indizes weltweit gehören  
ohne Zweifel der „XAU“ und der „HUI“.  
Der Philadelphia Gold and Silver Index, anlehnend an sein Kürzel  
oft auch als „XAU-Index“ bezeichnet, bildet Aktien von interna-  
tionalen Gold- und Silberproduzenten ab. Berechnet wird er von  
der Nasdaq (früher Philadelphia Stock Exchange). Im Unterschied  
zum NYSE Arca Gold BUGS enthält er auch Aktien von Unter-  
nehmen, die ihre Förderung durch Futures absichern. Der Index  
wird in US-Dollar berechnet und ist ein Kursindex, es fließen also  
keine Dividenden in die Berechnung mit ein. Aufgelegt wurde  
der Philadelphia Gold and Silver Index am 19. Januar 1979 an der  
Philadelphia Stock Exchange, die Indexbasis lag damals bei 100  
Punkten.  
Der NYSE Arca Gold BUGS Index ist ein Aktienindex, der die  
Kursentwicklung von internationalen Goldproduzenten und gold-  
fördernden Bergbauunternehmen abbildet. Der Index läuft auch  
unter dem Namen „HUI-Index“. „BUGS“ steht für „Basket  
of Unhedged Gold Stocks“, auf deutsch „Aktienkorb von Gold-  
unternehmen, die sich nicht mit Futures abgesichert haben“.  
Der Index wird in US-Dollar berechnet und ist ein Kursindex, es  
fließen keine Dividenden in die Berechnung mit ein. Der ur-  
sprünglich AMEX Gold BUGS heißende Index wurde am 15. März  
1996 bei einem Basiswert von 200 Punkten aufgelegt.  
An der Börse Frankfurt werden derzeit (Stand August 2018)  
mehrere ETFs gehandelt, die sich auf den NYSE Arca Gold  
BUGS Index beziehen, zum Beispiel der VanEck Vectors Gold  
Miners (WKN A12CCL), der Comstage NYSE Arca Gold Bugs  
(WKN ETF091) und der Market Access NYSE Arca Gold Bugs  
(WKN A0MMBG).  
Andere Edelmetall-Indizes, auf die sich an der Börse Frankfurt  
gelistete ETFs beziehen, sind der S&P Commodity Producers  
Gold Index, der DAXglobal Gold Miners, der Solactive Global Pure  
Gold Miners und der Market Vectors Global Junior Gold Miners  
mit dem iShares Gold Producers (WKN A1JKQJ), dem L&G Gold  
Mining (WKN A0Q8NC), dem UBS Solactive Global Pure  
Gold Miners (WKN A1JVYP) und dem VanEck Vectors Junior  
Gold Miners (WKN A12CCM).  
Optionsscheine oder Zertifikate werden nur auf den XAU-Index  
angeboten.  
DIREKTE UND INDIREKTE ANLAGE IN EDELMETALLE  
46  
Vor- und Nachteile Minenaktienfonds/-ETFs  
Vorteile  
hohe Liquidität  
großes Angebot von aktivem Management  
bis hin zu Indexabbildung  
einfache Abwicklung über die Börse  
Nachteile  
Entwicklung kann von Rohstoffpreisentwicklung  
stark abweichen  
hohe Volatilität von Minenaktien  
evtl. hohe Fondsgebühren  
Vergleich unterschiedlicher Formen der Goldanlage  
Partizipation an Eigentums-  
der Preisent-  
Anlageform wicklung  
recht am  
Edelmetall  
Besteuerung  
in Deutschland dem Preisrisiko  
Risiken neben  
Direkt  
Barren und direkt  
Münzen  
Direktes  
Einkommens-  
steuer nur bei  
Haltedauer bis  
1 Jahr  
Verwahrrisiko  
Eigentum  
Indirekt  
ETCs  
direkt  
Schuldrecht-  
licher An-  
Abgeltungs-  
steuer,  
Kontrahenten-  
risiko  
spruch, ggf.  
besichert  
Ausnahme:  
ETCs mit Liefer-  
anspruch wie  
Xetra-Gold®  
Zertifikate  
Je nach Produkt: nein  
direkt oder mit  
Abgeltungs-  
steuer  
Kontrahenten-  
risiko  
Hebel/invers  
Minenaktien indirekt  
Nein, nur  
Abgeltungs-  
steuer  
Unternehmens-  
risiken  
Eigentums-  
recht an  
Gesellschaft  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
47  
Wie in Edelmetalle  
investieren?  
Am Anfang steht die Entscheidung für Edelmetalle in  
physischer Form oder Edelmetallverbriefungen.  
Ist diese Entscheidung gefallen, wird es konkreter: Wie  
und wo kann man Edelmetalle bzw. Edelmetallver-  
briefungen kaufen?  
Physischer Erwerb von Edelmetallen  
Wer physische Edelmetalle kaufen möchte, hat mehrere  
Möglichkeiten: Zum einen gibt es etablierte, niedergelas-  
sene Händler wie Degussa oder Pro Aurum, die in vielen  
Städten Filialen haben. Ihr Vorteil: Eine Direktabwick-  
lung ist möglich, Versandkosten entfallen. Des Weiteren  
bieten auch viele Banken Edelmetalle an. Beide sind im  
Vergleich zu Online-Händlern etwas teurer.  
Am günstigsten ist die dritte Variante: der Online-Kauf  
bzw. -Verkauf. Hier muss besonders auf die Seriosität  
der Anbieter geachtet werden (Mitgliedschaft im Berufs-  
verband des deutschen Münzhandels). Internetportale  
bieten Preisvergleiche.  
Generell gilt: Der Kauf physischer Edelmetalle in  
kleinen Mengen ist meist mit prozentual höheren Auf-  
schlägen verbunden als der größerer Mengen.  
Mehrwertsteuer:  
Goldmünzen und -barren sind für  
den Kapitalanleger seit Anfang  
1993 steuerfrei. Bei Silber, Platin  
und Palladium wird hingegen eine  
Mehrwertsteuer von 19 Prozent  
auf Münzen und Barren angesetzt.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
48  
Gold und Silber: Qualitätsstandards der LBMA  
Käufer sollten darauf achten, dass Goldbarren eine  
Reinheit von 999,9/1.000 haben und von der  
LBMA (London Bullion Market Association) zertifiziert  
sind. Auf der sogenannten Good-Delivery-Liste der  
LBMA werden die Namen der Unternehmen genannt,  
die nach den LBMA-Qualitätsstandards produzieren.  
Für Gold sind das in Deutschland aktuell  
(Stand August 2018):  
Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG,  
Pforzheim  
Aurubis AG, Hamburg (früher Norddeutsche  
Affinerie AG),  
C. Hafner GmbH & Co KG, Pforzheim  
Heimerle + Meule GmbH, Pforzheim  
Heraeus Deutschland GmbH & Co. KG, Hanau  
Für Silber (Stand August 2018):  
Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG,  
Pforzheim  
Aurubis AG, Hamburg (früher Norddeutsche  
Affinerie AG),  
Doduco GmbH, Pforzheim  
Heraeus Deutschland GmbH & Co. KG, Hanau  
Saxonia Edelmetalle GmbH, Halsbrücke  
Goldbarren gibt es mit dem Gewicht von 1 g bis 1 kg,  
Silberbarren sogar bis 15 kg, am üblichsten sind  
100 g, 1 Unze (1oz) oder 10 g. Je größer die Stückelung,  
desto geringer ist tendenziell das sogenannte Aufgeld,  
also die Differenz zwischen Materialwert und Verkaufs-  
preis. Große Einheiten haben aber auch Nachteile:  
Ein Teilverkauf ist schwieriger. Kleine bis mittelgroße  
Barren sind daher in der Praxis beliebter.  
Die weltweit wohl bekannteste Goldmünze ist der  
südafrikanische Krügerrand, weitere wichtige Münzen  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
49  
sind Maple Leaf aus Kanada, Wiener Philharmoniker  
aus Österreich, Nugget Kangaroo aus Australien und  
American Eagle aus den USA.  
Unter den Silbermünzen dominieren Maple Leaf und  
American Silver Eagle, seit 2017 gibt es auch silberne  
Krügerrand-Münzen. Die weit verbreiteten Münzen  
stammen aus staatlicher Produktion, Qualität und  
Echtheit sind daher garantiert. Im Vergleich zu Barren  
ist das Aufgeld von Münzen oft etwas höher.  
Platin  
Platinbarren und -münzen werden im Vergleich zu  
denen aus Gold und Silber viel seltener ge- und ver-  
kauft. Die Vielfalt bei den Motiven ist daher geringer,  
die Auflagen sind weniger hoch. Üblich sind, wie bei  
den anderen Edelmetallen, Barren von 1 g bis 1 kg.  
Unter den Platinmünzen am weitesten verbreitet sind  
der kanadische Maple Leaf, der Isle of Man Noble  
(„Wikingerschiff“) und der australische Koala.  
Die Anlagemünzen weisen eine für Platin typische  
Feinheit von 999,5/1.000 auf.  
Palladium  
Auch Palladium wird in Form von Barren und Münzen  
angeboten, die aber ebenfalls viel seltener sind als die  
aus Gold und Silber. Barren sind in der Regel in Größen  
zwischen 1 g und 1 kg erhältlich und haben immer eine  
Feinheit von 999,5/1.000.  
Typische Münzen sind der Maple Leaf aus Kanada, der  
australische Emu sowie die Palladiummünzen der Cook  
Islands mit dem Segelschiff „Bounty“ als Motiv.  
Die Feinheit von Palladiummünzen beträgt in aller Regel  
999,5/1.000.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
50  
Wie informieren?  
Der World Gold Council (gold.org), der Interessensverband der  
Goldproduzenten, stellt seriöses Datenmaterial zum Goldmarkt  
zur Verfügung.  
Die London Bullion Market Association (LBMA) hat auf ihrer  
Webseite zahlreiche Analysen und Prognosen zur Goldpreisent-  
wicklung von Banken und Agenturen zusammengestellt  
(lbma.org.uk).  
Gold.de hat den Anspruch, Leitmedium für Gold in Deutschland  
zu sein, und bietet neben konkreten Preisen auch viele Informa-  
tionen und Analysen.  
Auch auf xetra-gold.com finden sich Marktkommentare und  
Hintergrundinformationen zu Gold, auf boerse-frankfurt.de  
können Anleger die Preisentwicklung von Rohstoffen, ETCs,  
ETFs, Minenaktien und Zertifikaten verfolgen und Rohstoffmarkt-  
berichte lesen.  
Indirekte Anlage  
Der Erwerb physischer Edelmetalle hat einige Nachteile,  
zum Beispiel fallen Aufbewahrungs- und ggf. auch  
Versicherungskosten an, die Kauf/Verkaufsspannen sind  
oft hoch. Wer all das scheut, trotzdem aber auf die  
Edelmetallpreisentwicklung setzen möchte, für den  
kommt die indirekte Anlage in Frage über ETCs,  
Edelmetallfonds/-ETFs, Derivate, Zertifikate, Futures,  
CFD oder Minenaktienfonds/-ETFs.  
Über ETCs auf Edelmetallpreise setzen  
Eine (nahezu) 1:1-Abbildung des Edelmetallpreises  
bieten ETCs. Wer sich grundsätzlich für ETCs ent-  
schieden hat, steht vor der Qual der Wahl: Wie finde ich  
den für mich passenden ETC? Welcher Anbieter soll  
es sein? Die folgenden Ausführungen geben Kriterien  
zur Entscheidungsfindung an die Hand.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
51  
In welches Edelmetall will ich investieren?  
Im ersten Schritt müssen sich Anleger entscheiden, in  
welches Edelmetall sie investieren wollen. Während  
die Preise für Silber, Platin und Palladium insbesondere  
von der industriellen Nachfrage getrieben werden,  
wird der Goldpreis stärker von anderen Faktoren beein-  
flusst, etwa der Suche nach einem „sicheren Hafen“  
(s. Kapitel „Die einzelnen Edelmetalle“, S. 14).  
Soll der ETC physisch besichert sein oder nicht?  
ETCs sind Inhaberschuldverschreibungen und unter-  
liegen daher dem Emittentenrisiko. Wer dieses Risiko  
scheut, sollte sich für einen ETC mit physischer Be-  
sicherung entscheiden.  
Welcher Emittent ist der richtige?  
An der Börse Frankfurt werden (Stand August 2018)  
ETCs von sieben Emittenten angeboten: ETF Securities,  
BNP Paribas, Xtrackers, Comstage (Commerzbank),  
Invesco, Boost und Deutsche Börse Commodities.  
Doch welcher Anbieter passt? Im Folgenden werden  
Kriterien genannt, anhand derer Anleger ETCs verschie-  
dener Anbieter vergleichen können. Wichtig zu beach-  
ten ist allerdings: Zwar können Faktoren wie Liquidität,  
Kosten oder Tracking Error zu einer abweichenden  
Entwicklung von ETCs führen. Die größten Risiken – und  
die größten Chancen – ergeben sich aber aus der Ent-  
wicklung des zugrundeliegenden Edelmetallpreises.  
Liquidität des ETCs  
Extrem wichtig für die Auswahl eines bestimmten  
ETCs ist dessen Liquidität, denn Anleger wollen sicher  
sein, gegebenenfalls so schnell wie möglich wieder  
verkaufen zu können. Die Liquidität kann sich bei ETCs  
unterschiedlicher Anbieter auf ein und dasselbe Edel-  
metall durchaus deutlich unterscheiden.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
52  
Mit dem Xetra-Liquiditätsmaß  
XLM hat die Deutsche Börse eine  
Kennzahl eingeführt, mit der die  
Marktliquidität von ETFs und ETCs  
in einer einzigen Zahl ausgedrückt  
wird. Je geringer das XLM, desto  
geringer sind die sogenannten  
Market Impact-Kosten beim Handel  
eines ETFs oder ETCs und desto  
höher sind die Liquidität und die  
Handelseffizienz.  
Kosten  
Ein weiteres wichtiges Entscheidungskriterium für  
den ETC eines bestimmten Anbieters sind die Kosten,  
die auch bei ETCs auf ein- und dasselbe Edelmetall  
sehr unterschiedlich ausfallen können. Leider wird es  
von ETC-Anbietern nicht einheitlich gehandhabt,  
welche Größe angegeben wird – nur die reinen Verwal-  
tungskosten oder die Gesamtkostenquote. Letztere  
enthält neben den Verwaltungskosten auch Posten  
wie Handelskosten, Kosten für Prüfung und Druck der  
Rechenschaftsberichte und ist aussagekräftiger.  
Konstruktion des ETC  
Anleger sollten die im Verkaufsprospekt erläuterte  
Konstruktion des ETC sehr genau auf mögliche zusätz-  
liche Risiken prüfen, etwa Liefer-, Abwicklungs- oder  
Kreditrisiken.  
Tracking Error  
Der Tracking Error, auf Deutsch „Nachbildungsfehler“,  
zeigt an, wie stark ein ETC von der Preisentwicklung  
des Edelmetalls abweicht.  
Handelsspanne  
Als Handelsspanne („Spread“) bezeichnet man den  
Abstand zwischen Geld- und Briefkursen.  
Für Anleger stellt der Spread indirekte Kosten dar.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
53  
Größe des ETC  
Wenn einem ETC auf Dauer zu wenig Vermögen zu-  
fließt, kann der Emittent diesen schließen.  
Wer das vermeiden möchte, sollte auf die Größe des  
ETCs achten.  
Risiken und Kosten der unterschiedlichen  
Anlageformen  
Minen-  
Physi-  
sches  
Gold  
aktien-  
fonds/-  
ETFs  
Zertifi-  
kate  
Futures/  
Optionen CFDs  
ETCs  
Emittenten- nein  
ja, dafür  
häufig  
nein, da  
Sonder-  
ja, da  
ja  
ja  
risiko  
Schuld-  
physisch  
besichert  
vermögen verschrei-  
bung  
Preisfest-  
stellung  
fortlau-  
fend  
fortlau-  
fend  
fortlau-  
fend  
fortlau-  
fend  
fortlau-  
fend  
fortlau-  
fend  
Liquidität  
hoch  
hoch  
hoch  
hoch  
hoch  
abhängig  
vom  
Anbieter  
Wiederanla- nein  
gerisiko  
nein  
nein  
bei  
ja  
ja  
Produk-  
ten mit  
Laufzeit-  
begren-  
zung  
Kosten Kauf/ hohe  
banken-  
banken-  
banken-  
banken-  
anbieter-  
Verkauf  
Geld-  
abhängi- abhängi- abhängi- abhängi- abhängi-  
Brief-  
ge Spesen ge Spesen ge Spesen ge Trans- ge Spesen  
spannen  
aktions-  
gebühren  
Lager-/Ver- meist  
sicherungs-  
nein  
nein  
nein  
nein  
nein  
kosten  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
54  
Regulatorische Vorgaben  
für regulierte Investoren (s. Mercer-Studie)  
Behandlung von Goldanlagen unter deutschem VAG  
Institutionelle Anleger, deren Kapitalanlage durch das deutsche  
Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) reguliert wird, dürfen  
seit Mai 2010 („Verordnung über die Anlage des gebundenen  
Vermögens von Versicherungsunternehmen“) Rohstoffrisiken  
über Fonds und an Rohstoffe gekoppelte Wertpapiere und ETPs  
eingehen.  
Auszuschließen ist jedoch die Möglichkeit einer physischen  
Lieferung der den Anlageprodukten zugrunde liegenden Roh-  
stoffe an den Investor. Die Rohstoffquote begrenzt derartige  
Anlagen zudem auf maximal 5 Prozent des Sicherungsvermögens.  
Am 22. Juli 2013 wurde das neue Kapitalanlagegesetzbuch  
(KAGB) in Deutschland als lokales Umsetzungsgesetz der euro-  
päischen „Alternative Investment Fund Managers Directive“  
(AIFMD) wirksam und ersetzte das bis dahin gültige Investment-  
gesetz (InvG).  
Da sich die Versicherungsregulierung an zahlreichen Stellen auf  
Begrifflichkeiten des InvG bezieht, war eine Neufassung der  
Anlageverordnung notwendig, die im März 2015 in Kraft trat.  
Wesentliche Änderung in Hinblick auf Gold war eine neue  
Kategorie „sonstige AIF“, unter der nun Rohstoff- sowie Hedge-  
fonds-Anlagen zusammengefasst und auf maximal 7,5 Prozent  
beschränkt sind. In einem nächsten Schritt erfolgte eine Neu-  
fassung des Versicherungsaufsichtsgesetzes, so dass die  
Anlageverordnung ebenfalls hieran angepasst werden musste.  
Die letzte Fassung der Anlageverordnung ist seit 22. April 2016 in  
Kraft, und „sonstige AIF“ werden darin weiterhin auf 7,5 Prozent  
beschränkt. Am 12. Dezember 2017 hat die Bundesanstalt für Fi-  
nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) das neue Kapitalanlagerund-  
schreiben veröffentlicht, das das bisherige Rundschreiben vom  
April 2010 ersetzt. Änderungen in Bezug auf die Investierbarkeit  
von Gold unter deutschem VAG wurden nicht vorgenommen.  
Behandlung von Goldanlagen unter Solvency II  
Im Rahmen der Anfang 2016 in Kraft getretenen Solvency-II-  
Regulierung mit Solvabilitätsvorschriften für die Eigenmittel-  
ausstattung von Versicherungsunternehmen werden alternative  
Anlageformen wie Hedgefonds und Rohstoffe ähnlich wie  
Aktien behandelt. Rohstoffanlagen und somit auch direkte und  
indirekte Anlagen in Gold müssen zu 49 Prozent mit Eigenkapital  
unterlegt werden, um den Stresstest zu bestehen.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
55  
Im Gegensatz zur Situation unter Solvency I wird also nicht mehr  
das Gesamtportfolio gegen eine Anzahl vorgegebener Stress-  
Szenarios geprüft, sondern einzelne Anlageklassen mit Kapitalan-  
forderungen belegt. Da die Berücksichtigung alternativer An-  
lageklassen bei der strategischen Asset Allocation früher zu einem  
unter Rendite/Risiko-Gesichtspunkten besseren Portfolio führte,  
entstanden dem Rohstoffinvestor keine Nachteile im Stresstest.  
Nun ist bei einer Investition in Rohstoffanlagen zu prüfen, ob die  
Diversifikationsvorteile durch Rohstoffinvestments nicht zu-  
mindest teilweise durch höhere aufsichtsrechtlich erforderliche  
Eigenkapitalkosten zunichte gemacht werden.  
Generelle Risiken von Edelmetallanlagen  
Marktrisiko  
Wertverlust im Falle eines sinkenden Edelmetallpreises.  
Am Rohstoff- gilt wie am Aktien-, Renten- oder  
Devisenmarkt: Kurse können steigen, aber auch fallen.  
Angebotsveränderung  
Ein überraschend steigendes Angebot durch den Ver-  
kauf vieler Anleger, eine nicht erwartete Mehrpro-  
duktion oder – im Fall von Gold – Verkäufe von Zentral-  
banken können sich negativ auf den Preis auswirken.  
Nachfrageveränderung  
Eine überraschend fallende Veränderung der Nachfrage  
seitens der Schmuckproduzenten, der Industrie und  
der Anleger kann sich negativ auf den Preis auswirken.  
Gold-Investments mit Währungs-  
risiko? Gold ist ein Rohstoff, der  
üblicherweise in verschiedensten  
Gewichtsgrößen gekauft wird,  
etwa in Unzen oder Gramm, und  
in gesetzlichen Zahlungsmitteln,  
wie US-Dollar oder Euro, bezahlt  
wird. Mit Xetra-Gold erwerben  
Anleger ausschließlich eine Position  
in Gold gegen Euro, für Anleger  
im Euro-Raum besteht daher kein  
Wechselkursrisiko. Allerdings  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
56  
orientiert sich der Preis von Xetra-  
Gold® am Weltmarktpreis für Gold  
und den jeweils aktuellen Wechsel-  
kursen.  
Minenaktien  
Bei Investitionen in Minenaktien sind Anleger strate-  
gischen und operativen Unternehmensrisiken aus-  
gesetzt, die beispielsweise aus einer mangelhaften  
Unternehmensführung oder einem unzureichenden  
Risikomanagement herrühren.  
Eigentums-, Kontrahentenrisiko  
je nach Anlageform: Eigentumsrisiko aufgrund der  
Verwahrung, Kontrahentenrisiko hinsichtlich eines  
Produktanbieters.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
57  
Exkurs  
Die Abgeltungssteuer:  
Ausnahme für Xetra-  
Gold  
Abgeltungssteuer für physische Edelmetalle  
Gewinne aus der Veräußerung von physischen Edel-  
metallen wie Barren oder Münzen fallen nach einer  
Mindesthaltedauer von zwölf Monaten nicht unter die  
Abgeltungssteuer – anders als etwa Gewinne aus  
Aktien oder Fondsbeteiligungen.  
Für viele andere Edelmetallprodukte gilt die Ab-  
geltungssteuer aber durchaus, etwa für die meisten  
ETCs und für Zertifikate. Es gibt aber Ausnahmen:  
Gewinne aus dem Verkauf von ETC-Anteilen mit physi-  
scher Liefermöglichkeit wie Xetra-Gold® sind steuerfrei,  
wie der Bundesfinanzhof (BFH) als oberstes deutsches  
Finanzgericht am 12. Mai 2015 entschieden hat  
(Aktenzeichen: VIII R 35/14, VIII R 4/15 und VIII R 19/14).  
Das heißt: Xetra-Gold ist steuerlich wie physisches  
Gold zu behandeln. Dem Bundesfinanzgerichtshof zu-  
folge handelt es sich bei Xetra-Gold nämlich nicht  
um eine Kapitalforderung, sondern um eine Forderung  
auf Sachleistung. Ob Xetra-Gold-Anleger dabei von  
der Möglichkeit Gebrauch machen, sich das hinterlegte  
Gold in Barrenform ausliefern zu lassen oder ihre An-  
teilscheine über die Börse verkaufen, spielt laut BFH für  
die Besteuerung keine Rolle.  
WIE IN EDELMETALLE INVESTIEREN?  
58  
Da sich das Bundesfinanzministerium dieser Auf-  
fassung angeschlossen hat und depotführende  
Kreditinstitute dieser Auffassung seit Anfang 2016  
folgen müssen, dürfen Banken auf Gewinne aus  
der Veräußerung oder Einlösung von Xetra-Gold keine  
Abgeltungssteuer mehr einziehen. Es bleibt aber bei  
der Steuerpflicht des Veräußerungs- oder Einlösungs-  
gewinns für Privatanleger, wenn die Veräußerung  
bzw. Auslieferung innerhalb eines Zeitraums von einem  
Jahr nach Anschaffung erfolgt – wie das auch bei  
physischen Edelmetallen der Fall ist.  
Privatanleger müssen solche Gewinne in ihrer Einkom-  
mensteuererklärung in der Anlage SO deklarieren.  
Für Detailfragen zur steuerlichen  
Behandlung sollten sich Anleger  
allerdings an einen Steuerberater  
wenden.  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
59  
Börse Frankfurt als Marktplatz  
für Edelmetall-ETCs  
ETC-Handel an der Börse  
Frankfurt  
Das ETC-Segment der Deutschen Börse bietet im Euro-  
raum die größte Auswahl an Exchange-Traded  
Commodities. Seit dem Start 2006 stieg die Anzahl der  
verfügbaren ETCs auf knapp 250 im August 2018.  
ETCs bilden die Preisentwicklung von Rohstoffen aus  
den vier Anlageklassen Edelmetalle, Industriemetalle,  
Energie und landwirtschaftliche Produkte ab.  
Neben klassischen Long- werden auch Short-Strategien  
und gehebelte Engagements angeboten. Darüber  
hinaus können Anleger auch in die Wertentwicklung  
einzelner Rohstoffe wie Gold, Öl und Industriemetalle  
unter Ausschluss von Währungsrisiken („Euro hedged“)  
investieren.  
Gold-ETCs haben an der Börse Frankfurt unter den  
ETCs mit Abstand das größte Vermögen in ihrer  
Verwaltung (Assets under Management). Zu den wich-  
tigsten ETCs gehören Xetra-Gold®, ETFS Physical Gold,  
Invesco Physical Gold, Gold Bullion Securities von ETF  
Securities und Xtrackers Physical Gold. Wichtigster  
Silber-ETC ist der ETFS Physical Silver, die wichtigsten  
Platin- und Palladium-ETCs sind die physisch besicher-  
ten Produkte von ETF Securities.  
ETCs werden wie Aktien und ETFs an der FWB® Frank-  
furter Wertpapierbörse mit den zwei Handelsplätzen  
Xetra® und Börse Frankfurt gehandelt – und zwar wäh-  
rend der gesamten Handelszeit fortlaufend. Designated  
Sponsors haben sich verpflichtet, Anteile an Anleger zu  
kaufen oder zu verkaufen, was die Liquidität sichert.  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
60  
Die fortlaufende Quotierung mit Mindestvolumina  
bietet Preistransparenz und -sicherheit.  
Wie bei Aktien und ETFs können auch beim Handel mit  
ETCs Market-, Limit- und Stop-Orders aufgegeben  
werden. Die kleinste handelbare Einheit ist ein Anteil.  
Übersicht aller auf Xetra handelbaren Rohstoffe  
Leve- Leve-  
raged raged  
Leve-  
raged  
Long Short long  
short Long Short long  
Gesamt  
39  
Landwirt-  
schaftliche  
Produkte  
11  
6
10  
3
8
1
Alle  
21  
6
6
2
17  
5
15  
3
6
6
2
3
1
7
65  
18  
Rohstoffe  
Energie  
Industrie-  
metalle  
Edelmetalle  
Gesamt  
24  
62  
6
13  
10  
31  
56  
20  
45  
25  
0
2
185  
Einzelne Rohstoffe  
Rohstoffindizes  
ETCs auf Xetra® und Börse Frankfurt  
Die Vorteile auf einen Blick  
zusätzliche Diversifizierung des Portfolios durch  
Rohstoffe  
größtes Produktangebot im Euroraum  
einfach zu handeln wie eine Aktie  
hohe und gesicherte Liquidität durch Liquiditäts-  
spender (Designated Sponsors und Spezialisten)  
Preisverbindlichkeit durch fortlaufende  
Quotierung und Mindestvolumina  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
61  
fortlaufender europaweiter Handel von 9:00 bis  
17:30 Uhr auf Xetra® und von 8:00 bis 20:00 Uhr  
auf Börse Frankfurt.  
Einsatz verschiedener Ordertypen möglich  
geringe Managementgebühren  
Was ist Xetra-Gold?  
Zu den bekanntesten Gold-ETCs in Deutschland  
gehört Xetra-Gold®, ein Wertpapier, das den Goldpreis  
annähernd 1:1 abbildet. Xetra-Gold wurde 2007 von  
der Deutsche Börse Commodities, einem Joint Venture  
der Deutschen Börse und mehrerer Banken, auf den  
Markt gebracht. Kauf und Verkauf sind extrem einfach  
und sehr kostengünstig. Der ETC wird – wie Aktien  
über den Handelsplatz Xetra der Deutsche Börse AG  
gehandelt. Eine Besonderheit: Xetra-Gold-Käufer  
können sich den Gegenwert in Gold ausliefern lassen.  
Während Gold bisher vor allem in  
US-Dollar pro Unze gehandelt  
wurde, bildet Xetra-Gold den Gold-  
preis in Euro pro Gramm ab. Jedes  
Xetra-Gold-Wertpapier stellt den  
Wert von einem Gramm Gold dar.  
Der Preis von Xetra-Gold orientiert  
sich am Weltmarktpreis für Gold  
und den jeweils aktuellen Wechsel-  
kursen.  
Rechtlich gesehen ist Xetra-Gold eine Inhaberschuld-  
verschreibung, die einen Lieferanspruch auf Gold  
verbrieft und durch Gold in physischer Form und als  
Lieferanspruch gedeckt ist: Zu 95 Prozent ist das  
Gold in physischer Form in den Tresoren von Clear-  
stream – einer Tochter der Deutsche Börse AG –  
eingelagert. Der restliche Teil des Goldes wird als Liefer-  
anspruch auf Gold gegen den Hanauer Goldverarbeiter  
Umicore unterhalten. Das Unternehmen gehört zum  
belgischen Umicore-Konzern, der auch auf der Good-  
Delivery-Liste der LBMA steht.  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
62  
Da Xetra-Gold® zu 100 Prozent mit Gold besichert ist,  
wird es steuerlich wie physisches Gold behandelt, wie  
der Bundesfinanzhof 2015 in oberster Instanz entschie-  
den hat (s. Kapitel „Wie in Edelmetalle investieren?“,  
S. 47). Der Verkauf von Xetra-Gold ist also nach einer  
Haltedauer von mindestens einem Jahr steuerfrei –  
ein wichtiger Vorteil gegenüber anderen Wertpapieren  
aus dem Goldsektor.  
Beim Kauf von Xetra-Gold fallen im Gegensatz zum  
Kauf von Gold in Form von Barren und Münzen kein  
Ausgabeaufschlag und keine Transport- und Versiche-  
rungskosten an, sondern lediglich die im Börsenhandel  
mit Wertpapieren üblichen Transaktionskosten.  
Die Spreads bei An- und Verkauf sind deutlich niedriger  
als bei herkömmlichen auf Gold basierenden Finanz-  
produkten. Managementgebühren gibt es ebenso nicht.  
Anleger zahlen Depotgebühren in der mit ihrer Depot-  
bank vereinbarten Höhe.  
Vorteile Xetra-Gold  
physische Hinterlegung  
Auslieferungsanspruch  
hohe Liquidität  
niedrige Gebühren  
niedrige Geld- / Briefspannen  
Handel in Euro  
Xetra-Gold in Zahlen  
Mittlerweile ist der Bestand von Xetra-Gold auf fast  
180,5 Tonnen Gold angewachsen (November 2018).  
Gleichzeitig beläuft sich die Zahl der Ausübungen des  
physischen Goldes seit 2007 auf beinahe 1000 Auslie-  
ferungen, mit einem Gesamtvolumen von ca. 5 Tonnen.  
Der Anteil am Orderbuchumsatz von ETCs auf Xetra  
liegt bei 53 % (Oktober 2018).  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
63  
Entwicklung des Xetra-Gold-Bestands  
Bestand in 1.000 Stück  
Physisch (kg)  
178.833  
176.450  
t
200  
160  
120  
80  
40  
0
2008  
2010  
2012  
2014  
2016  
2018  
Stand: 30. November 2018  
Quelle: Deutsche Börse Commodities  
Goldbestand  
Ausgelieferte Menge  
Entwicklung der Auslieferung von Xetra-Gold  
Buchgold (kg)  
2,383  
1200  
1000  
800  
600  
400  
200  
0
2008  
2010  
2012  
2014  
2016  
2018  
Stand: 30. November 2018  
Quelle: Deutsche Börse Commodities  
Gesamtzahl der Ausübungen  
Ausübungen pro Monat  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
64  
FAQs zu Xetra-Gold  
Wie können Anleger Xetra-Gold ordern?  
Xetra-Gold® mit der Wertpapierkennnummer A0S9GB  
und der ISIN DE000A0S9GB0 kann über jedes  
Wertpapier-Ordersystem (z. B. das der depotführen-  
den Bank), das Anschluss an den Handelsplatz Xetra®  
gewährt, gekauft werden. Zusätzlich wird Xetra-Gold  
auf dem Frankfurter Parkett und an verschiedenen  
Regionalbörsen gehandelt. Xetra-Gold wird in Deutsch-  
land, Österreich, Luxemburg, den Niederlanden und  
in Großbritannien öffentlich angeboten.  
Ist Xetra-Gold voll durch Gold gedeckt?  
Xetra-Gold ist zu 100 Prozent durch Gold gedeckt.  
Das Gold ist zu 95 Prozent in physischer Form in den  
Tresoren der Clearstream – dem deutschen Zentral-  
verwahrer für Wertpapiere – eingelagert. Der restliche  
Teil des Goldes wird als Lieferanspruch auf Gold  
gegen die Umicore AG & Co. KG, Hanau unterhalten.  
Wie sicher wird das Gold verwahrt?  
Der physische Deckungsbestand hinter Xetra-Gold  
lagert nach hohen Sicherheitsstandards im deutschen  
Zentraltresor für Wertpapiere, in dem Werte über meh-  
rere Billionen Euro verwahrt werden.  
Ist das Gold gegen Verlust versichert?  
Das physische Gold ist bis zu einer Höhe von 125 Milli-  
onen Euro pro Kalenderjahr gegen unbeabsichtigten  
Verlust versichert. Größere Deckungshöhen werden von  
Sicherheitsexperten als nicht notwendig angesehen.  
Wird das eingelagerte Gold verliehen?  
Nein. Der physische Deckungsbestand hinter Xetra-  
Gold wird nicht verliehen.  
Ist Xetra-Gold währungsgesichert?  
Mit Xetra-Gold erwerben Anleger ausschließlich eine  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
65  
Position in Gold gegen Euro. Allerdings orientiert sich  
der Preis von Xetra-Gold® am Weltmarktpreis für Gold  
und den jeweils aktuellen Wechselkursen.  
Welche Kosten entstehen bei Kauf/Verkauf?  
Beim Kauf und Verkauf von Xetra-Gold entstehen aus-  
schließlich die für Wertpapiertransaktionen an Börsen  
üblichen Entgelte, die Anlegern von Banken in Rech-  
nung gestellt werden. Ein Ausgabeaufschlag wird nicht  
erhoben, ebenso fallen keine Managementgebühren an.  
Welche Kosten entstehen bei der Verwaltung?  
Für die Verwahrung fallen Entgelte in Höhe von 0,025  
Prozent an, die von der Clearstream Banking AG, der  
Verwahrstelle, monatlich im Rahmen der Depotentgelt-  
Berechnung in Abzug gebracht werden. Inwieweit  
dieses Entgelt (zzgl. gesetzliche Mehrwertsteuer) an  
den Anleger weiterbelastet wird, hängt von dem Ver-  
tragsverhältnis zwischen dem Käufer von Xetra-Gold  
und seiner depotführenden Bank ab.  
Was ist der Unterschied von Xetra-Gold zu einem  
Gold-ETF?  
Xetra-Gold gehört zu den Exchange Traded Commo-  
dities (ETCs) und ist rechtlich gesehen eine Inhaber-  
schuldverschreibung, die einen Lieferanspruch auf Gold  
verbrieft und durch Gold in physischer Form und als  
Lieferanspruch gegen Umicore gedeckt ist. Reine Gold-  
ETFs, die ETF-typisch ein Sondervermögen darstellen,  
sind in Deutschland nicht zum Vertrieb zugelassen  
(s. Kapitel „Direkte und indirekte Anlage in Edelmetalle“,  
S. 31).  
… zu einer Goldaktie?  
Eine Goldaktie bzw. Goldminenaktie ist ein Anteils-  
schein an einem goldfördernden Unternehmen, also  
einer Minen- oder Explorationsgesellschaft (s. Kapitel  
„Direkte und indirekte Anlage in Edelmetalle“, S. 31).  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
66  
….zu einem Gold-Zertifikat?  
Ein Gold-Zertifikat ist eine Inhaberschuldverschreibung,  
die einen Zahlungsanspruch verbrieft, der in seiner  
Höhe vom Goldpreis abhängt. Gold-Zertifikate sind  
nicht durch physisches Gold gedeckt.  
… zu einem Goldbarren?  
Ein Goldbarren ist physisches Gold, das viele  
Anleger bei sich zu Hause deponieren, um in Krisen  
ein universelles Zahlungsmittel zu besitzen.  
Wie funktioniert die Auslieferung?  
Anleger wenden sich zur Auslieferung von Gold an  
ihre Hausbank. Aus operativen Gründen kann Gold nur  
an eine Geschäftsstelle einer Bank ausgeliefert werden.  
Der Kundenberater des Anlegers beantragt beim  
depotführenden Institut der Hausbank die Auslieferung.  
Eine genauere Prozessbeschreibung findet sich auf  
Welche Kosten entstehen bei der Auslieferung?  
Der Anleger kann jederzeit seinen in Xetra-Gold®  
verbrieften Anspruch auf Lieferung von einem Gramm  
Gold je Schuldverschreibung geltend machen.  
Die Kosten hierfür schließen die Formung von Gold-  
barren, Verpackung, Transport, Versicherung und  
ein Abwicklungsentgelt von Clearstream ein. Die Höhe  
ist abhängig von der Menge des auszuliefernden  
Goldes und dem Standort der Hausbank des Anlegers.  
Sie sind z. B. bei Lieferung eines Kilobarrens in etwa  
mit der Handelsspanne vergleichbar, die beim Direkt-  
erwerb eines Kilobarrens bei einer Bank oder einem  
Goldhändler anfallen. Detaillierte Auskünfte zum Pro-  
zess der Auslieferung und zu den damit verbundenen  
Kosten sind auf xetra-gold.com abrufbar.  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
67  
Edelmetall-ETCs und Xetra-Gold an der  
Börse Frankfurt kaufen  
Edelmetall-ETCs inklusive Xetra-Gold® werden vor  
allem auf Xetra® gehandelt, und zwar börsentäglich von  
9:00 bis 17:30 Uhr. Daneben bietet das Frankfurter  
Parkett mit 8:00 bis 20:00 Uhr längere Handelszeiten.  
Auf Xetra stellen mehrere Designated Sponsors Liqui-  
dität bereit und sorgen für Spannen, die deutlich  
niedriger sind als bei herkömmlichen auf Edelmetallen  
basierenden Finanzprodukten. Für Xetra-Gold be-  
trägt die maximale Geld-Brief-Spanne 1 Prozent; seit  
Einführung wird Xetra-Gold jedoch in der Regel mit  
Handelsspannen von durchschnittlich circa 0,1 Prozent  
gehandelt. Die Quotierung richtet sich dabei nach dem  
aktuellen Goldpreis in US-Dollar und dem Wechselkurs  
zwischen US-Dollar und Euro.  
So handeln Sie ETCs an der Börse Frankfurt  
Schritt 1: Sie brauchen ein Depot  
Wenn Sie schon ein Aktiendepot haben, dann können  
Sie es auch für Ihre ETC-Anteile nutzen, sie müssen  
kein separates Depot bei einer Investmentfondsgesell-  
schaft eröffnen. Depots werden von Discount-Brokern  
und von klassischen Banken angeboten. Die Leistungen  
können sehr unterschiedlich sein, deshalb sollten  
Sie Konditionen und Gebühren genau vergleichen.  
Schritt 2: ETCs auswählen  
Eine Liste der handelbaren Edelmetall-ETCs finden  
Sie auf boerse-frankfurt.de. Ihrer Bank geben Sie nun –  
wie bei einer Aktienorder – die WKN oder ISIN.  
Schritt 3: Börsenplatz wählen  
Wenn Sie Ihren Auftrag zwischen 9:00 und 17:30 Uhr  
über Xetra und einen Designated Sponsor platzieren  
möchten, wählen Sie „Xetra“ als Handelsplatz. Über  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
68  
einen Spezialisten auf dem Frankfurter Parkett können  
Sie von 8:00 bis 20:00 Uhr Ihre Order platzieren. Dann  
geben Sie bei Orderaufgabe im Internet, am Telefon  
oder bei Ihrem Berater „Frankfurt“ als Börsenplatz an.  
Schritt 4: Ordertyp wählen  
Mit der Auswahl des Ordertyps legen Sie fest, wie der  
Kauf oder Verkauf ausgeführt werden soll.  
Billigst/Bestens  
Mit „Billigst“-Kaufaufträgen werden die Papiere zum  
derzeit geringstmöglichen Kurs gekauft; mit „Bestens“-  
Verkaufsaufträgen verkaufen Sie zum aktuell höchst-  
möglichen Kurs. Allerdings empfiehlt es sich im hoch-  
liquiden ETC-Handel, Ihren Auftrag zu limitieren.  
Limit  
Ein vom Anleger bestimmter Preis, der beim Kauf nicht  
überschritten und beim Verkauf nicht unterschritten  
werden darf. Der Auftrag wird nur bis zur gewählten  
Preisobergrenze oder Preisuntergrenze ausgeführt.  
Stop-Loss-Order/Stop-Buy-Order  
Bei einer Stop-Order wird der ETC-Anteil automatisch  
verkauft oder gekauft, wenn der Kurs eine Schwelle  
erreicht, die Sie vorgegeben haben. Stop-Orders sind  
also Kauf- oder Verkaufsorders, die erst ab einem be-  
stimmten Preis ausgeführt werden.  
Sie müssen den Kurs eines Wertpapiers nicht ständig  
verfolgen und können in der Regel trotzdem – beispiels-  
weise bei einem Kursrutsch durch ein Stop-Loss-Limit  
– Verluste begrenzen. Die Wertpapierorder wird bei  
Er-reichen oder Unterschreiten des Stop-Limits in eine  
unlimitierte Verkaufsorder – „Bestens“ – umgewandelt  
und zur nächsten Preisfeststellung ausgeführt.  
Umgekehrt verhält es sich bei einem Stop-Buy-Limit:  
Hier wird aus der Stop-Buy-Order nach Erreichen oder  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
69  
Überschreiten des Stop-Buy-Limits eine „Billigst“-  
Order.  
Trailing-Stop-Order  
Dabei handelt es sich um eine Stop-Order, bei der sich  
das Stop-Limit entsprechend der Referenzpreisent-  
wicklung anpasst. Der Anleger muss somit den Markt  
nicht permanent beobachten, um sein Stop-Limit zu  
optimieren. Die Anpassung des Trailing-Stop-Limits  
kann dabei in absoluten oder prozentualen Abständen  
zur jeweiligen Referenz gewählt werden.  
Welche Ordertypen es gibt und wie  
Sie diese einsetzen können, wird  
auf boerse-frankfurt.de/ordertypen  
ausführlich beschrieben.  
Schritt 5: Ordergültigkeit für den Zeitpunkt  
Als nächstes müssen Sie beim ETC-Kauf die Order-  
gültigkeit festlegen. Sie bestimmt, wie lange Ihr  
Auftrag gültig bleibt. Ohne konkrete Angaben sind  
Orders 360 Tage gültig.  
Tagesgültig  
Diese Order gilt einen Tag lang. Entweder kann sie an  
diesem Tag, wie vom Kunden spezifiziert, ausgeführt  
werden oder sie wird zum Handelsschluss verworfen.  
Ultimo  
Die Order gilt für einen kompletten Monat. Entweder  
wird sie in diesem Monat, wie vom Kunden spezifiziert,  
ausgeführt oder sie wird zum Handelsschluss des letz-  
ten Handelstages verworfen.  
Good-till-canceled  
Die Order besteht so lange, bis sie ausgeführt oder  
vom Ordergeber gelöscht wird.  
BÖRSE FRANKFURT – MARKTPLATZ FÜR EDELMETALL-ETCS  
70  
Datum  
Die Order gilt bis zu einem bestimmten Datum,  
das der Anleger festgelegt hat.  
Anlegerschutz inklusive:  
Die Handelsüberwachungsstelle  
Ein ordnungsgemäßer Ablauf des Börsenhandels  
und faire Kurse liegen im Interesse aller Marktteil-  
nehmer. Eine mehrstufige Marktaufsicht gewährleistet  
beides. Sie überwacht den Handel, um die Anleger zu  
schützen und das Vertrauen in die Marktmechanismen  
zu festigen.  
Die Handelsüberwachungsstelle ist Teil dieser Markt-  
aufsicht und ein eigenständiges Aufsichtsorgan der  
Börse. Sie überwacht den Handel und die Geschäfts-  
abwicklung, prüft die Preisfeststellung beim Handel  
in den elektronischen Systemen von Xetra® und Eurex®.  
Dazu erfasst sie alle Daten im Börsenhandel und in  
der Börsengeschäftsabwicklung und wertet sie aus.  
Sie prüft alle Unregelmäßigkeiten und teilt ihre Er-  
gebnisse unverzüglich der Aufsichtsbehörde und der  
Geschäftsführung der Börse mit. Die Handelsüber-  
wachungsstelle der Börse Frankfurt arbeitet eng mit  
der Börsenaufsichtsbehörde und der BaFin (Bunde-  
sanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) zusammen.  
Ihr Kontakt zur Handelsüberwachung  
Bei Fragen zur Preisfeststellung oder zum Handel  
können Anleger sich direkt an die Handelsüber-  
wachungsstelle wenden. Zu erreichen ist sie innerhalb  
Deutschlands über die kostenfreie Hotline 08 00-2 30  
20 23, außerhalb Deutschlands über +49-(0)69-2 11-1  
13 10 (8:00 bis 20:00 Uhr) oder per E-Mail an  
ZUKUNFT DER EDELMETALLE  
71  
Zukunft der Edelmetalle  
Preisentwicklung schwer  
absehbar  
Rohstoffinvestments eignen sich vor allem als Instru-  
ment zur Risikostreuung. Sie werden auch gerne als  
Versicherung fürs Depot bezeichnet. Allerdings sollten  
sich Anleger bewusst machen, dass Edelmetalle weder  
Dividenden noch Zinsen abwerfen wie andere Anlage-  
formen.  
Dennoch wollen Anleger wissen, wie sich die Preise der  
Edelmetalle in Zukunft entwickeln. Wirklich seriöse Aus-  
sagen darüber sind allerdings nicht möglich.  
Die Goldpreisentwicklung hängt stark ab von der poli-  
tischen und wirtschaftlichen Stabilität, die Preisent-  
wicklung von Silber, Platin und Palladium von der indus-  
triellen Nachfrage. Geopolitische Entwicklungen sind  
schwer vorhersehbar, immer wieder gibt es Kriege und  
Konflikte, die edelmetallproduzierende Länder betref-  
fen. Wann eine Krise tatsächlich so schlimme Ausmaße  
annimmt, dass sie zum Beispiel den Goldpreis nachhal-  
tig in die Höhe treibt, ist ebenfalls schwer auszumachen,  
die meisten Krisen gehen letztlich gut aus.  
Auch die Schmucknachfrage zu prognostizieren ist  
schwierig, sie ist beeinflusst von Modetrends und Ent-  
wicklungen in Ländern wie China und Indien.  
Die Nachfrage der Zentralbanken ist ebenfalls schwer  
absehbar. So hatten die Goldbestände der Zentralban-  
ken bis 2008 noch kontinuierlich abgenommen, danach  
stiegen sie aber wieder an, was fast ausschließlich  
auf die anziehende Nachfrage von Zentralbanken aus  
Schwellenländern zurückzuführen ist.26  
ZUKUNFT DER EDELMETALLE  
72  
Ob sich der Trend fortsetzen wird, ist aber ungewiss.  
Was das Angebot angeht, könnte dies mit dem tech-  
nischen Fortschritt deutlich wachsen – zu Ungunsten  
des Goldpreises.  
Mögliche Szenarien für den Goldpreis  
Für den Goldpreis hat die Unternehmensberatung  
Mercer drei mögliche Szenarien vorgestellt27:  
Szenario 1  
Zweifel am globalen Währungs- und Wirtschaftssystem  
kehren zurück, verstärkt durch einen Rückfall in die  
Rezession, eine Stagflation oder einen starken Anstieg  
der Inflationsraten durch die anhaltend expansive Geld-  
politik entwickelter Staaten. In diesem Szenario würde  
Gold zunehmend als ultimatives Geldvermögen be-  
trachtet werden, mit der Folge stark steigender Preise.  
Szenario 2  
Gewisse Zweifel am globalen Währungs- und Wirt-  
schaftssystem bleiben mittelfristig bestehen und der  
Goldpreis verbleibt auf seinem aktuellen Niveau.  
Der Goldpreis kann kurzfristig steigen, wenn neue In-  
vestoren, etwa Finanzinvestoren, Gold weiterhin als  
„Versicherung“ kaufen.  
Szenario 3  
Die Weltwirtschaft stabilisiert sich und die Wahrneh-  
mung von Gold als Rohstoff verfestigt sich. In diesem  
Szenario dürfte der Goldpreis von seinem aktuellen Ni-  
veau zurückgehen, um ausschließlich die Nachfrage aus  
der Industrie und dem Schmucksektor zu reflektieren.  
Es besteht das Risiko eines schnellen Goldpreisverfalls,  
wenn die Weltwirtschaft ihren Erholungspfad fortsetzt.  
26  
World Gold Council:  
„The relevance of Gold as a strategic asset“  
Mercer: „Gold als Anlageklasse für institutionelle  
27  
Investoren“, Februar 2017  
ZUKUNFT DER EDELMETALLE  
73  
Exkurs  
Bitcoins als „neues Gold“?  
Kryptowährungen wie Bitcoins wurden in den vergangenen Jah-  
ren häufig als moderne Alternative zu Gold bzw. „digitales Gold”  
bezeichnet. In der Tat gibt es einige Parallelen: Auch Krypto-  
währungen gelten ihren Anhängern als wirksamer Schutz gegen  
den Zusammenbruch des staatlichen Geldsystems, sowohl Gold  
als auch Kryptowährungen sind unabhängig vom Staat, Zentral-  
banken und Geschäftsbanken. Zudem sind sie nur in begrenzter  
Menge verfügbar, werfen keine regelmäßigen Erträge ab, sind  
teilbar, haltbar, transportierbar und (weitgehend) fälschungs-  
sicher und anonym.  
Allerdings gibt es auch eine Reihe von Unterschieden:  
Gold ist eine schon seit Jahrtausenden bewährte Wertanlage.  
Wer nach viele Jahren einen Goldbarren oder Goldmünzen  
verkaufen möchte, kann ziemlich sicher sein, dass diese noch  
einen Wert haben wird. Was Kryptowährungen angeht, ist es  
hingegen noch unklar, ob sie sich überhaupt durchsetzen und  
wenn ja, welche von ihnen – denn die Konkurrenz ist groß.  
Nicht wenige Experten halten Bitcoins und andere Krypto-  
währungen für ein großes Schneeballsystem.  
Zudem bleibt die Volatilität der Crypto Coins ein großes Problem:  
Auch wenn der Goldpreis durchaus stark schwanken kann,  
Kryptowährungen wie der Bitcoin schwanken noch stärker:  
Nach dem Allzeithoch bei 19.843 US-Dollar im Dezember 2017  
stürzte der Kurs innerhalb kurzer Zeit auf unter 7.500 US-Dollar  
ab (finanzen.net).  
ZUKUNFT DER EDELMETALLE  
74  
Acht Wahrheiten über Edelmetallanlagen  
Ist Gold der ideale Inflationsschutz?  
Nicht unbedingt: Gold taugt eher als Krisenwährung für  
echte Katastrophen, bei niedrigen Inflationsraten ist ein  
Schutz nicht immer gegeben.  
Ist Gold eine stabile Anlage?  
Nein, der Goldpreis unterliegt hohen Schwankungen,  
die Investoren berücksichtigen sollten.  
Taugt Gold als Alleinanlage?  
Gold als Alleinanlage ist wegen der hohen Preis-  
schwankungen zu riskant. Gold kann seine Stärken als  
Baustein in einem gut diversifizierten Gesamtportfolio  
ausspielen, in dem durch die Goldbeimischung das  
Risiko gesenkt werden kann.  
Werden die Edelmetallpreise wegen der Endlichkeit  
der Vorkommen auf Dauer steigen müssen?  
In der Tat werden die Vorkommen irgendwann einmal  
zu Ende gehen, doch dieses Ende ist nicht absehbar.  
Der technische Fortschritt ermöglicht den Zugriff auf  
immer neue Vorkommen.  
Wird die industrielle Nachfrage nach Platin und Palla-  
dium immer steigen?  
Beide Edelmetalle finden vor allem Verwendung in der  
Autoindustrie und dort konkret in Katalysatoren.  
Wie die Autoindustrie sich in Zukunft entwickelt, ist un-  
gewiss. Unter Umständen werden für neue Formen der  
Fortbewegung, Stichwort Elektromobilität, kein Platin  
oder Palladium mehr benötig. Dafür könnten sich aber  
andere Einsatzmöglichkeiten auftun.  
Eignen sich Minenaktien als Ersatz für direkte Edelme-  
tallinvestments oder Edelmetallverbriefungen?  
Minenaktien geben tendenziell die Preisentwicklung  
von Rohstoffen wider. Allerdings bergen sie auch ganz  
ZUKUNFT DER EDELMETALLE  
75  
andere, unternehmensspezifische Risiken, derer sich  
Anleger bewusst sein sollten. Als Ersatz für eine Direkt-  
anlage in Edelmetallen oder eine Anlage in Edelmetall-  
ETCs eignen sie sich nicht.  
Ist der Direktkauf von Edelmetallen immer besser als  
der Erwerb von Goldverbriefungen?  
Nein, beide Formen des Edelmetallinvestments haben  
Vor- und Nachteile. Wer etwa den Zusammenbruch der  
Wirtschaft befürchtet, möchte vielleicht lieber einen  
Barren Gold in der Hand halten können, wer daran kein  
Interesse hat und Lager- und Versicherungskosten  
meiden möchte, für den kommen indirekte Investments  
eher in Frage.  
Sind Edelmetall-ETCs wegen des Emittentenrisikos zu  
gefährlich?  
Nein, denn bei vielen ETCs wird das Edelmetall  
physisch hinterlegt und kann auf Wunsch auch  
ausgeliefert werden.  
76  
NOTIZEN  
77  
STICHWORTVERZEICHNIS  
78  
Stichwortverzeichnis  
Abgeltungssteuer …………………………………………………. 57  
Alleinanlage.…………………………………………………………. 74  
Angebotsveränderung.…………………………………………. 55  
Angebot und Nachfrage ………………………… 17, 24, 27, 28  
Anlegerschutz ………………………………………………………. 70  
Anonymität.……………………………………………………………. 6  
Barren……………………………………………………………………. 31  
Besonderes Edelmetall Gold …………………………………..14  
Bitcoins…………………………………………………………………. 73  
Börsenkürzel…………………………………………………………. 23  
Bretton-Woods-System………………………………………….. 15  
CFDs.……………………………………………………………………. 43  
Derivate: Zertifikate, Futures und CFDs …………………. 38  
Direkte Anlage………………………………………………….. 31, 74  
Dividenden……………………………………………………………… 7  
Edelmetalldepot……………………………………………………. 33  
Edelmetallfonds- und ETFs……………………………………. 36  
Edelmetall-Futures…………………………………………………. 41  
Edelmetall-Zertifikate.…………………………………………… 38  
Eigentums-, Kontrahentenrisiko.……………………………. 56  
Emittentenrisiko ……………………………………………………. 75  
Endliche Vorkommen ………………………………………… 5, 74  
ETCs auf Xetra und Börse Frankfurt…………………..60,67  
Exchange Traded Commodities.……………………………. 34  
Fairtrade Gold ……………………………………………………….30  
Faktor-Zertifikate ………………………………………………….. 39  
FAQs zu Xetra-Gold……………………………………………….64  
Finanzkrise…………………………………………………………….20  
Gehebelte Zertifikate…………………………………………….. 39  
Generelle Risiken…………………………………………………… 55  
Goldanlage……………………………………………………………. 23  
Goldbugs………………………………………………………………. 22  
Goldförderung……………………………………………………….. 18  
Goldpreisfixing.…………………………………………………….. 22  
STICHWORTVERZEICHNIS  
79  
Goldproduzenten, Förderung und Vorkommen………. 16  
Goldstandard…………………………………………………………. 15  
Größe des ETC………………………………………………………. 53  
Handelsspanne……………………………………………………… 52  
Indirekte Anlage/Goldverbriefungen …………. 34, 50, 75  
Industrieller Einsatz ………………………………………………… 6  
Industrielle Nachfrage …………………………………………… 74  
Inflationsschutz …………………………………………………….. 74  
Knock-out-Produkte.…………………………………………….. 39  
Konstruktion des ETCs.…………………………………………. 52  
Korrelation ……………………………………………………………… 5  
Kosten…………………………………………………………………… 52  
Kritik an der Goldförderung…………………………………… 29  
Liquide Märkte………………………………………………………… 5  
Liquidität……………………………………………………………….. 51  
Market Impact-Kosten.………………………………………….. 52  
Mercer-Studie …………………………………………………………. 9  
Minenaktien als Ersatzprodukt………………………………. 74  
Minenaktien und Minenaktienfonds/-ETFs ………..43, 56  
Minenbetreiber-Indizes………………………………………….. 45  
Münzen.………………………………………………………………… 32  
Nachfrageveränderung …………………………………………. 55  
Optionsscheine……………………………………………………… 39  
Ordergültigkeit……………………………………………………… 69  
Ordertypen.………………………………………………………….. 68  
Palladium………………………………………………………….28, 49  
Physische Besicherung…………………………………………… 51  
Physischer Erwerb ………………………………………………… 47  
Platin……………………………………………………………….. 27, 49  
Preisbildung……………………………………………….. 25, 27, 29  
Preisschwankungen.……………………………………………….. 7  
Portfoliobeimischung …………………………………………….. 13  
Qualitätsstandards der LBMA ………………………………..48  
Quanto-Zertifikate ………………………………………………… 39  
Responsible Jewellery Council………………………………. 29  
Recycling……………………………………………………………….30  
Rohstoff-ETFs……………………………………………………….. 37  
Risiken und Kosten…………………………………………… 53, 55  
STICHWORTVERZEICHNIS  
80  
Risikostreuung……………………………………………………….. 13  
Silberanlage.…………………………………………………………. 26  
Stabile Anlage ………………………………………………………. 74  
Steuervorteil für Gold……………………………………………… 7  
Stop-Loss-Order/Stop-Buy-Order…………………………. 68  
Studie des World Gold Council ………………………………. 12  
Szenarien für den Goldpreis ………………………………….. 72  
Tracking Error……………………………………………………….. 52  
Trailing-Stop-Order……………………………………………….. 69  
Verbote………………………………………………………………….. 16  
Volatilität……………………………………………………………….. 12  
Vor- und Nachteile der Edelmetallanlage …………… 3, 33  
Vor- und Nachteile Minenfonds/-ETFs …………………...46  
Vor- und Nachteile von ETCs…………………………………. 35  
Vor- und Nachteile von Zertifikaten………………………..40  
Wahl des Emittenten ……………………………………………… 51  
Xetra-Gold …………………………………………………………….. 61  
Xetra-Liquiditätsmaß…………………………………………….. 52  
Zehn Wahrheiten über Edelmetallanlagen……………… 74  
Zukunft der Edelmetalle…………………………………………. 71  
Herausgeber  
Deutsche Börse AG  
60485 Frankfurt am Main  
Deutschland  
boerse-frankfurt.de  
Hotline +49-(0)69-211-18310  
E-Mail  
Autoren: Anna-Maria Borse, Edda Vogt  
Dezember 2018  
Bestellnummer: 2100-4825  
Eingetragene Marken  
DAX®, DAXglobal®, Eurex®, FWB®, Xetra®, Xetra-Gold® sind  
eingetragene Marken der Deutschen Börse AG.  
Hinweis  
Die vorliegende Broschüre ist ein unverbindlicher Ratgeber; für  
ihre Vollständigkeit und Richtigkeit übernimmt der Herausgeber keine  
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