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KAPITEL 1  
Warum Edelmetall-  
Investments in jedes  
Depot gehören  
ÜBERSICHT  
Grund 1: Edelmetalle als Schutz vor  
Inflation 10  
Grund 3: Gold, Silber & Co. als  
Bargeldersatz 16  
Inflation(sgefahr) im Euro-Raum:  
die Ursachen 10  
Inflation bei modernen Währungen  
jederzeit möglich 11  
Die Folgen einer Inflation: wie hoch  
der Kaufkraftverlust ausfällt 12  
Warum Edelmetalle vor Inflation  
schützen 14  
Grund 4: Anonymität 18  
Grund 5: Wertkomprimierung und  
universelle Gültigkeit 20  
Grund 6: Gold als zinsfreie  
Geldanlage 22  
Grund 7: Spekulation auf  
Wertzuwachs 22  
Grund 2: Schutz vor Währungsein-  
schnitten und -zusammen-  
brüchen 14  
»Das Verlangen nach Gold, ist nicht jenes nach Gold. Es ist zum Zwecke von Freiheit  
und Wohlfahrt.«  
Ralph Waldo EmERson, Us-amERikanischER philosoph (1803 – 1882)  
Gold ist schön, Gold ist begehrt, Gold  
zeugt von Wohlstand. Das mag für  
viele Menschen Grund genug sein,  
Gold anzuhäufen. Aber reichen die-  
se Gründe aus, um die Geldanlage  
in Gold sachlich zu rechtfertigen?  
Nein. Wer sich mit dem Gedanken  
trägt, einen Teil seines Vermögens  
in Gold oder andere Edelmetalle zu  
investieren, der sollte sich zunächst  
Gedanken dazu machen, warum dies  
sinnvoll sein könnte.  
Es gibt gute Gründe, die dafür spre-  
chen, einen Teil Ihres Vermögens in  
Edelmetalle zu stecken. Aber es gibt  
auch häufig angeführte Gründe, die  
zumindest zweifelhaft sind. Zudem  
passt ein Edelmetall-Investment  
nicht zu jedem Anleger und nicht zu  
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10 1 Warum Edelmetall-Investments in jedes Depot gehören  
jeder Lebenssituation, in der Sie sich  
als Interessent womöglich befinden.  
Am Anfang geht es also darum, die  
Motivation für den Kauf von Gold,  
Silber, Platin & Co. zu klären und  
zu überlegen, wann ein Edelmetall-  
Investment für Sie in Frage kommt.  
GRUND 1: EDELMETALLE ALS SCHUTZ  
VOR INFLATION  
Eines der wichtigsten Motive, sich Edelmetalle in den Tresor zu legen, ist sicher-  
lich der Schutz vor Inflation. Als Inflation wird der schleichende Wertverlust  
einer Währung bezeichnet, ganz gleich, ob es hier um den Euro, den US-Dollar,  
den Schweizer Franken oder den chinesischen Yuan geht. Um im Euro-Raum  
zu bleiben: Es steht zu befürchten, dass 100 Euro heute gemessen an ihrer Kauf-  
kraft weitaus mehr wert sind als 100 Euro in fünf, zehn oder 20 Jahren. Eine  
leichte Inflation lässt sich unter normalen Umständen gut verkraften, wenn die  
Guthabenzinsen, die Sie auf der Bank für Ihre Einlagen bekommen, über der  
Inflationsrate liegen. Allerdings können Sie darauf nicht immer vertrauen.  
Inflation(sgefahr) im Euro-Raum: die Ursachen  
Eine Reihe von Gründen hat in den zurückliegenden Jahren die Gefahr einer  
Inflation im Euro-Raum erhöht und teilweise bereits zu einer inflationären  
Entwicklung geführt. Da wäre zum einen die Geldpolitik der Europäischen  
Zentralbank (EZB): Nach dem Vorbild der US-Notenbank hat die EZB stets  
dann Geld ins System gepumpt, wenn die Wirtschaft strauchelte und nicht  
gerade ein akuter Anstieg der Inflationsrate zu verzeichnen war. Von der  
Leitzinssenkung über Negativzinsen auf Geschäftsbank-Einlagen bis hin  
zum Ankauf von Anleihen reicht in solchen Situationen das Instrumentari-  
um. Eine solche Geldpolitik bleibt nicht ohne negative Auswirkungen auf die  
Stabilität einer Währung.  
Sind die Leitzinsen niedrig, dann sind Kredite billig. Die Banken verleihen im-  
mer mehr Geld. Zugleich sparen die Menschen immer weniger, weil sie kaum  
Zinsen bekommen. Das viele Geld, das in Umlauf kommt, erhöht die Nachfrage  
nach Waren und Dienstleistungen aller Art. Erhöht sich nicht zugleich das An-  
gebot, steigen früher oder später die Preise. Setzt die Zentralbank sogar noch  
Negativzinsen auf die Einlagen fest, die die Geschäftsbanken bei ihr parken,  
verstärkt sich dieser Effekt. Der Aufkauf von Anleihen, auch »Quantitative Ea-  
sing« (QE) genannt, erhöht die Geldmenge zusätzlich. Zwischen 2015 und  
2022 kaufte die EZB für mehr als 3,2 Billionen Euro Staatsanleihen von stark  
verschuldeten Mitgliedsländern der Euro-Zone, aber auch andere Schuldtitel  
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Grund 1: Edelmetalle als Schutz vor Inflation 11  
auf. Sie zahlte mit Barmitteln, um den Inhabern solcher Anleihen ihre womög-  
lich ausfallgefährdeten Papiere abzunehmen. Genauso gut hätte sie Geld dru-  
cken können. Die Wirkung solcher Maßnahmen ist stets gleich: Die Welt wird  
mit Geld geflutet, das quasi aus dem Nichts erschaffen wird.  
Die Corona-Pandemie 2020 bis 2022, der Einmarsch Russlands in die Ukrai-  
ne im Frühjahr 2022 und der Kriegsbeginn im Nahen Osten im Herbst 2023  
versetzte die Welt in Aufruhr. Eine Unterbrechung der Lieferketten sowie  
krisen- und kriegsbedingte Engpässe führten zu rapide steigenden Preisen,  
nicht nur bei Rohstoffen, Vor- und Industrieprodukten, sondern auch bei  
Energieträgern wie Erdgas und Erdöl. In Tarifverhandlungen reagieren die  
Gewerkschaften mit immer höheren Lohnforderungen, um den Kaufkraft-  
verlust ihrer Mitglieder durch den Preisanstieg auszugleichen. Für weiter  
steigende Preise sorgt auch der Versuch, den klimaschädlichen CO2-Ausstoß  
durch fossile Energien zu bepreisen. All das kann durchaus dazu führen, dass  
sich die Preisspirale immer schneller dreht.  
Auf den Anstieg der monatlichen Inflationsrate im Herbst 2022 auf über  
10 Prozent reagierte die EZB zwar mit einer Leitzinserhöhung und einem  
Stopp ihres QE-Programms. Es erscheint jedoch zweifelhaft, ob es dabei  
bleibt. Das billige Geld ist immer noch die schnellste Kur, um eine akute Wirt-  
schaftskrise abzuwenden. Nur stabilisiert sich die Wirtschaft dadurch nicht  
auf Dauer. Die Euro-Staaten zeigen zudem wenig Ambitionen, ihr Schulden-  
problem zu lösen und ihre Ausgaben einzudämmen. Auch in Deutschland ist  
fraglich, ob die Schuldenbremse Bestand haben wird oder mit immer neuen  
Argumenten für einen angeblichen Notfall außer Kraft gesetzt wird. Ob es  
bald so kommt oder nicht: Mit einer Inflationsgefahr müssen Sie stets rech-  
nen. Über die Hintergründe erfahren Sie im nächsten Abschnitt mehr.  
Inflation bei modernen Währungen jederzeit möglich  
Womöglich haben Sie aufgrund der bisherigen Ausführungen den Eindruck  
bekommen, eine Geldmengen-Ausweitung sei vor allem ein aktuelles Prob-  
lem im Euro-Raum. Das ist aber keineswegs so. Geldschöpfung, also die Aus-  
weitung der Geldmenge, und die damit einhergehende Inflationsgefahr kann  
immer und überall passieren.  
Um Belege für diese Behauptung zu finden, lohnt sich ein Blick in die Ver-  
gangenheit: Immer wenn sich die Staaten verschuldet haben – vorzugsweise  
für Rüstungsindustrie und Kriegsführung -, haben deren Regierungen ver-  
sucht, den Schuldenberg durch übermäßige Inflationierung zu verringern.  
Denn bei einer Inflation werden die Schulden kleiner. Die Zeche bezahlen  
muss der Bürger, der sich für sein vorhandenes, zum Teil mühsam verdientes  
und angespartes Geld plötzlich weitaus weniger kaufen kann als vorher.  
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12 1 Warum Edelmetall-Investments in jedes Depot gehören  
Möglich ist eine solche Inflationierung immer dann, wenn eine Währung  
nicht durch Gold gedeckt ist und folglich keinen Anspruch auf Herausgabe  
einer bestimmten Goldmenge begründet.  
Tatsache ist: Die heutigen Währungen sind praktisch allesamt nach einem  
Muster gestrickt, die eine Geldmengen-Ausweitung leicht macht. Seit dem  
Ende des Bretton-Woods-Abkommens 1971 gibt es dies- und jenseits des  
Atlantiks keine goldgedeckte Währung mehr. Euros, US-Dollars, Schweizer  
Franken oder Norwegische Kronen lassen sich zu jeder Zeit beliebig vermeh-  
ren. Und sobald ein Staat oder Staatenverbund – siehe Euro! – vor Schulden  
nur so strotzt, werden die Mächtigen die Notenpresse anwerfen und Inflation  
herbeiführen oder diese zumindest billigend in Kauf nehmen, um das Schul-  
denproblem auf elegante und von den Bürgern scheinbar unbemerkte Weise  
zu lösen. So macht es aktuell nicht nur die Europäische Zentralbank, sondern  
seit Jahren und Jahrzehnten auch die US-Notenbank Federal Reserve. Der  
Kaufkraftverlust kommt schleichend. Das heißt allerdings nicht, dass seine  
Auswirkungen harmlos wären.  
Die Folgen einer Inflation: wie hoch der Kaufkraftverlust ausfällt  
Wie wirkt sich Inflation aus? Sonnenklar ist: Je höher die Inflationsrate (in  
Deutschland auch »Verbraucherpreisindex« genannt) und je länger der Zeit-  
raum, der verstreicht, desto größer ist der Kaufkraftverlust. Dieser trifft vor  
allem jene hart, die ein großes Geldvermögen angehäuft haben. Tabelle 1.1  
Inflationsrate von . . .  
3 Prozent  
5 Prozent  
8 Prozent  
10 Prozent  
15 Prozent  
20 Prozent  
2 Jahre 942,60 Euro 907,03 Euro 857,34 Euro 826,45 Euro 756,14 Euro 694,44 Euro  
4 Jahre 888,49 Euro 822,70 Euro 735,03 Euro 683,01 Euro 571,75 Euro 482,25 Euro  
6 Jahre 837,48 Euro 746,22 Euro 630,17 Euro 564,47 Euro 432,33 Euro 334,90 Euro  
8 Jahre 789,41 Euro 676,84 Euro 540,27 Euro 466,51 Euro 326,90 Euro 232,57 Euro  
10 Jahre 744,09 Euro 613,91 Euro 463,19 Euro 385,54 Euro 247,18 Euro 161,51 Euro  
12 Jahre 701,38 Euro 556,84 Euro 397,11 Euro 318,63 Euro 186,91 Euro 112,16 Euro  
14 Jahre 661,12 Euro 505,07 Euro 340,46 Euro 263,33 Euro 141,33 Euro  
77,89 Euro  
54,09 Euro  
37,56 Euro  
26,08 Euro  
18,11 Euro  
12,58 Euro  
16 Jahre 623,17 Euro 458,11 Euro 291,89 Euro 217,63 Euro 106,86 Euro  
18 Jahre 587,39 Euro 415,52 Euro 250,25 Euro 179,86 Euro  
20 Jahre 553,68 Euro 376,89 Euro 214,55 Euro 148,64 Euro  
22 Jahre 521,89 Euro 341,85 Euro 183,94 Euro 122,85 Euro  
24 Jahre 491,93 Euro 310,07 Euro 157,70 Euro 101,53 Euro  
80,81 Euro  
61,10 Euro  
46,20 Euro  
34,93 Euro  
Tabelle 1.1 Die Kaufkraft von 1000 Euro in Abhängigkeit von Inflationsrate und verstri–  
chener Zeit.  
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Grund 1: Edelmetalle als Schutz vor Inflation 13  
zeigt, welche Kaufkraft bei einer Summe von 1000 Euro noch übrig bleibt,  
wenn die entsprechende Inflation (in Prozent) herrscht und eine bestimmte  
Anzahl von Jahren vergangen ist.  
Angenommen, die Inflation bleibt bei noch mäßigen 3 Prozent pro Jahr.  
Nach zehn Jahren haben Sie dann bereits ein gutes Viertel Ihres Geldvermö-  
gens – gemessen in heutiger Kaufkraft – verloren. Nach 24 Jahren ist nur  
noch knapp die Hälfte davon übrig. Sie verlieren also Geld, obwohl auf Ihren  
Kontoauszügen nach wie vor der gleiche Betrag in Höhe von 1000 Euro  
ausgewiesen ist wie anfangs.  
Gehen wir einmal von einer sehr hohen Inflationsrate aus, die sich auf 20  
Prozent pro Jahr beläuft. Nach zehn Jahren können Sie sich von den ur-  
sprünglichen 1000 Euro nur noch Waren und Dienstleistungen im Wert von  
161,51 Euro kaufen. Wenn Sie die heutige Kaufkraft als Maßstab nehmen,  
ist das gerade einmal ein Sechstel des ursprünglichen Wertes! Nach 24 Jahren  
ist noch ein lächerlicher Kaufkraft-Rest von 12,52 Euro übrig.  
Der Wertverfall durch Inflation lässt sich auch grafisch darstellen, wie  
Abbildung 1.1 zeigt. Dargestellt sind hier die Wertentwicklung des Gel-  
des über einen Zeitraum von 24 Jahren für eine Inflationsrate von 3 Pro-  
zent (mittelgraue Linie), von 10 Prozent (schwarze Linie) und von 20  
Prozent (hellgraue Linie).  
Sie sehen: Je höher die Inflationsrate, desto höher der absolute jährliche  
Wertverlust vor allem in den Anfangsjahren.  
1000,00  
3%  
900,00  
800,00  
700,00  
600,00  
500,00  
400,00  
300,00  
200,00  
100,00  
0,00  
10%  
20%  
2
4
6
8
10  
12  
14  
16  
18  
20  
22  
24  
Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre  
Abbildung 1.1 Kaufkraftentwicklung von 1000 Euro bei einer Inflationsrate von 3 Pro–  
zent, von 10 Prozent und von 20 Prozent. Quelle: Eigene Darstellung.  
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14 1 Warum Edelmetall-Investments in jedes Depot gehören  
Warum Edelmetalle vor Inflation schützen  
Wer von einem künftigen Inflations-Szenario ausgeht, wird zwangsläufig  
nach Anlagemöglichkeiten für sein Geld suchen, die dem schleichenden  
Wertverlust nicht unterworfen sind. In Frage kommen hier praktisch nur  
Sachwerte, vor allem Aktien, Immobilien und Gold bzw. auch andere  
Edelmetalle. Denn am Markt wird ihr Wert laufend neu bemessen – bei Ak-  
tien und Edelmetallen börsentäglich, bei Immobilien zumindest dann, wenn  
sie wieder zum Verkauf stehen. Hat die Währung zwischenzeitlich durch In-  
flation an Kaufkraft verloren, dann steigen im Gegenzug ganz einfach die  
Preise, sodass bei diesen Vermögenswerten ein Werterhalt gegeben ist.  
Aber Vorsicht: Anders als Aktien und Immobilien sind Edelmetalle kein  
Produktivvermögen. Das heißt, sie werfen nicht laufend Dividenden oder  
Mietzinsen bzw. – wie beim selbstgenutzten Eigenheim – eine Rendite in  
Form der gesparten Miete ab. Wer also in Edelmetalle investiert, sollte  
wissen: Zum Werterhalt sind sie geeignet, nicht aber zwangsläufig zur lau-  
fenden Vergrößerung des vorhandenen Vermögens. Zwar kann es sein,  
dass ihr Preis steigt. Das geschieht aber nicht durch laufend erzielte Zin-  
sen und Dividenden, sondern schlichtweg durch eine erhöhte Nachfrage  
am Markt. Zudem ist ein Preisanstieg nicht zwangsläufig. Es kann auch zu  
Verlusten kommen, wenn am Markt die Verkäufer und nicht die Käufer  
den Ton angeben.  
Für Privatanleger erscheint es deshalb ratsam, maximal 10 Prozent des eige-  
nen Vermögens in Edelmetalle zu investieren, bei sehr vermögenden Men-  
schen können es auch 15 Prozent sein. Daneben sollte das Anlage-Portfolio  
aus Aktien, Immobilien, Festgeld und liquiden Notreserven auf einem Giro-  
oder Tagesgeldkonto bestehen. Letzteres verhindert zwar keinen Kaufkraft-  
verlust durch Inflation, sorgt aber für die nötige Liquidität, wenn etwa am  
eigenen Haus das Dach dringend reparaturbedürftig ist oder wenn das Auto  
überraschend durch ein neues ersetzt werden muss. Indem Sie einen Teil  
Ihrer Reserven auf ein Tagesgeldkonto legen, sind Sie als Anleger nicht gleich  
gezwungen, vorhandene Immobilien, Aktien und Edelmetall-Bestände zu  
verkaufen, wenn Ihnen größere Ausgaben ins Haus stehen.  
GRUND 2: SCHUTZ VOR WÄHRUNGSEINSCHNITTEN  
UND -ZUSAMMENBRÜCHEN  
Längst ist es kein Geheimnis mehr: Der Euro wackelt. Eine ganze Reihe  
hochverschuldeter Staaten rüttelt an den Fundamenten der Gemeinschafts-  
währung. War der Euro ursprünglich von den Politikern dazu gedacht, den  
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Grund 2: Schutz vor Währungseinschnitten und -zusammenbrüchen 15  
Zusammenhalt in der Europäischen Union zu stärken und Handelshinder-  
nisse zu beseitigen, zeigt sich nun: Es widerspricht allen volkswirtschaftli-  
chen Grundsätzen, so viele höchst unterschiedliche Volkswirtschaften in ei-  
ner Währungsunion zusammenzubinden. Denn den wirtschaftlich  
schwächeren Ländern fehlt aufgrund der einheitlichen Währung(spolitik)  
die entscheidende Möglichkeit, ihre Exporte anzukurbeln: die Abwertung  
ihrer Währung. Und die wirtschaftlich stärkeren Länder, die ohnehin schon  
viel exportieren, profitieren trotzdem nicht durchweg von der gemeinschaft-  
lichen Währung. Denn ihrer Bevölkerung geht durch einen schwachen Euro  
viel an Kaufkraft verloren, über die eine eigene Währung kraft Aufwertung  
verfügen würde. Dass der Euro in absehbarer Zeit zusammenbricht, ist somit  
kein Orakel von Delphi, sondern ein höchst reales Szenario.  
Übrigens sind Währungsreformen in der Geschichte gar nicht so selten.  
Seit die Münzen mangels Edelmetallgehalt keinen Wert mehr an sich haben  
und seit es außerdem Banknoten gibt, die nichts anderes als ein Zahlungs-  
versprechen darstellen, sind Währungen immer wieder in mehr oder weni-  
ger großen zeitlichen Abständen zusammengebrochen. Das liegt daran –  
siehe oben –, dass sich Geldscheine beliebig nachdrucken lassen und dass  
dies umso hemmungsloser getan wird, je unkonkreter dieses Zahlungsver-  
sprechen der jeweiligen Zentralbank ist. Ein Goldstandard – also das  
Versprechen, seine Geldscheine jederzeit gegen eine bestimmte Menge  
Gold eintauschen zu können – mag vielleicht einige Jahre oder sogar Jahr-  
zehnte andauern. Über kurz oder lang wird er jedoch ausgesetzt – wie das  
im Deutschen Reich während des Ersten Weltkriegs der Fall war und wie  
das auch in den USA und den westlichen europäischen Ländern nach dem  
Ende des Bretton-Woods-Abkommens zu beobachten war. Dann wird  
mehr oder weniger hemmungslos Geld gedruckt, für die Staaten eine gute  
Möglichkeit, die bis dato aufgetürmten Schulden auf dem Rücken der  
Bürger zu entwerten.  
Zwangsläufig aber wird ein solches System irgendwann instabil. In Deutsch-  
land hat die Hyperinflation im Jahr 1923 tiefe Spuren hinterlassen und war  
jahrzehntelang der Grund für die sehr strikte Geldpolitik der Deutschen  
Bundesbank. Besagte Hyperinflation ist nur ein Beispiel für einen Wäh-  
rungszusammenbruch: Die Milliarden und Billionen von Deutschen  
Reichsmark, die in der Weimarer Republik ausgegeben wurden, waren das  
Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt waren. Klarer Fall: Wenn die Inflati-  
on so weit fortgeschritten ist, hilft nur eine Währungsreform, um das  
erschütterte Vertrauen in ein gesetzliches Zahlungsmittel wiederherzustel-  
len. So weit war es dann auch im Oktober 1924 gekommen. Erst die Einfüh-  
rung der Rentenmark und später der Reichsmark beendete den Spuk mit  
der Preisexplosion.  
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16 1 Warum Edelmetall-Investments in jedes Depot gehören  
Klar ist: Geldbestände sind bei einer Währungsreform stets gefährdet. Man  
muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um Währungszusammenbrüche  
und -reformen für wahrscheinlich zu halten – es genügen ein paar Kenntnis-  
se zur globalen Wirtschaftsgeschichte.  
Kein Mensch weiß, wie nach einem Währungszusammenbruch oder einer  
Währungsreform die Folgewährung aussehen wird. Und niemand weiß au-  
ßerdem, ob die alte Währung gegen eine neue eingetauscht werden kann –  
und wenn ja, welches Umtauschverhältnis dann zwischen der alten und der  
neuen Währung gelten wird. Wohl dem, der sein Vermögen bei einer solchen  
Zeitenwende nicht vollständig in der alten Währung gebunkert hat, sondern  
eine zeitlose Alternative wie Gold oder Silber besitzt.  
GRUND 3: GOLD, SILBER & CO. ALS  
BARGELDERSATZ  
Manchmal braucht es gar keine Währungsreform, um ein Zahlungsmittel  
außer Kraft zu setzen. Mitunter genügt es, wenn eine Regierung im angebli-  
chen Kampf gegen Korruption und Schattenwirtschaft in Sachen Bargeldbe-  
schränkung über die Stränge schlägt. Dafür ist Indien ein gutes Beispiel. Es  
schaffte im November 2016 über Nacht die sehr gängigen und überaus  
beliebten 500- und 1000-Rupien-Scheine ab. Das bedeutete eine faktische  
Enteignung all derer, die Bargeld gehortet hatten und sich meist nicht in der  
Lage sahen, ihr vorhandenes Geldvermögen noch rechtzeitig in weiterhin  
gültige, kleinere Scheine umzutauschen.  
Man mag viel darüber spekulieren, ob ein so rigides Vorgehen auch in  
Deutschland respektive im Euro-Raum möglich wäre. Sicher ist aber: Die  
klassische Funktion der Wertaufbewahrung, die die Ökonomen den  
Zahlungsmitteln oft zuschreiben, erfüllt Gold auf lange Sicht gesehen besser  
als jede nationale Währung.  
Exkurs: 100 Jahre Wertaufbewahrung  
Ein anschauliches historisches Beispiel dafür liefert das Deutsche Kaiserreich  
zwischen 1871 bis 1915. Damals gab es für ein und denselben Nennwert –  
nämlich 20 Reichsmark – sowohl Goldmünzen als auch Scheine. Noch herrschte  
in dieser Zeit der sogenannte Goldstandard, das heißt, Papierscheine konnten  
jederzeit gegen eine Goldmünze mit gleichem Nennwert eingetauscht werden.  
Die Kaufkraft des 20-Reichsmark-Scheines war somit genau gleich wie die der  
entsprechenden Goldmünze, die ein Gewicht von 7,96 Gramm bei einem  
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Grund 3: Gold, Silber & Co. als Bargeldersatz 17  
Gold-Feingehalt von 900/1000 aufweist, also zu 90 Prozent aus Gold und zu 10  
Prozent aus Kupfer besteht. Beides – Schein und Münze – konnte nach Belieben  
gegeneinander ausgetauscht werden – und das passierte auch andauernd. Heute  
aber können Sie den 20-Reichsmark-Schein für einen einstelligen Eurobetrag auf  
der Auktionsplattform Ebay ersteigern. Dagegen zahlen Sie für die Goldmünze  
inzwischen rund 300 Euro. Das zeigt: Die Goldmünze hat ihren Wert mehr als  
100 Jahre lang bewahrt, der Schein dagegen ist nach Abschaffung der Reichs-  
mark als Zahlungsmittel praktisch wertlos geworden.  
Es gibt aber auch noch ein weiteres Argument, das im Zusammenhang mit  
Bargeldrestriktionen und Bargeldabschaffung für den Besitz von Edelmetal-  
len spricht: Gold, Silber, Platin und Palladium können nicht mit Negativzin-  
sen belegt werden. Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Denn  
Sie wissen bereits: Die Europäische Zentralbank verlangte 2014 bis 2019 von  
den Geschäftsbanken Zinsen dafür, dass sie ihre Barbestände bei ihr parken  
durften. Diese sogenannte Einlagefazilität (also das »Konto«, das normale  
Geschäftsbanken bei der Zentralbank für überschüssige Liquiditätsreserven  
unterhalten) wurde zeitweise mit Negativzinsen von bis zu 0,5 Prozent pro  
Jahr belegt. Im Klartext heißt das: Für jede 1000-Euro-Einheit, die die Kre-  
ditinstitute nicht in Umlauf brachten, zahlten sie einen Strafzins von immer-  
hin 5 Euro pro Jahr.  
Doch ein solches Vorgehen betrifft bei Weitem nicht nur die Geschäftsban-  
ken. Denn die reichen die Strafzinsen teilweise einfach an ihre Kunden  
weiter. Einige Geldinstitute erhoben damals ihrerseits Strafzinsen auf die  
Kontoguthaben ihrer Kunden. Die meisten nahmen nur Großkunden und  
Unternehmen mit hohen Kontoguthaben in die Pflicht. Doch irgendwann  
fielen die Hemmnisse, auch weniger betuchte Kunden mit Strafzinsen  
zu belegen.  
In derartigen Situationen können Sie als Bankkunde den Negativzinsen ent-  
gehen, indem Sie einfach Bargeld horten, anstatt Ihr Guthaben auf ein Konto  
einzuzahlen. Aber die Bestrebungen, das Bargeld deutlich einzuschränken  
oder gar ganz abzuschaffen, ziehen sich über den gesamten Globus. Vorgeb-  
lich wird dem Bargeld der Kampf angesagt, um Schwarzmärkte auszutrock-  
nen, Schwarzarbeit unmöglich zu machen und Kriminalität zu bekämpfen.  
Doch das Motiv dürfte auch darin liegen, die Bürger via Negativzinsen zur  
Kasse zu bitten. Ob das dann, wie vom US-amerikanischen Starökonom und  
Befürworter einer Bargeld-Abschaffung, Kenneth Rogoff, behauptet, die  
Wirtschaft ankurbelt, sei dahingestellt. Tatsache ist: Eine schleichende Ent-  
eignung der Bürger wäre damit in Gang gesetzt.  
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18 1 Warum Edelmetall-Investments in jedes Depot gehören  
Wer sich bei zunehmenden Bargeldrestriktionen gegen eine solche Enteig-  
nung wappnen will, der ist gut beraten, als Bargeldersatz auf Gold und Silber  
auszuweichen. Hier sind Negativzinsen schlichtweg nicht denkbar.  
GRUND 4: ANONYMITÄT  
Sie haben es bereits gelesen: Für den Inflationsschutz geeignet sind prinzi-  
piell auch Aktien und Immobilien. Edelmetalle haben aber gegenüber die-  
sen beiden Vermögensarten einen besonderen Vorteil: Sie können anonym  
gekauft und aufbewahrt werden. Seit Januar 2020 ist dies in Deutschland  
allerdings nur bis zu einem Wert von 2000 Euro möglich. Zuvor war ein  
anonymer Kauf noch bis 9999,99 Euro möglich. Das heißt: Wenn Sie aktu-  
ell Gold, Silber, Platin oder Palladium für mehr als 2000 Euro kaufen, dann  
wird der Verkäufer Sie darum bitten, Ihren Personalausweis vorzulegen. Er  
wird sich davon eine Kopie machen oder Ihre persönlichen Daten notieren  
und diese Daten auf Nachfrage den Strafverfolgungsbehörden vorlegen.  
Fünf Jahre lang muss er die Aufzeichnung zum Kauf mitsamt Ihren  
Personalausweis-Daten aufbewahren. Erst dann darf er sie löschen bezie-  
hungsweise vernichten.  
Man muss jedoch kein Geldwäscher, Hehler oder anderweitig Krimineller  
sein, um Wert auf Anonymität zu legen. Auch normale, rechtschaffene Bürger  
haben ein Interesse daran, nicht als Goldinhaber in irgendwelchen Listen oder  
Dokumenten aufgeführt zu werden. Für die meisten Edelmetall-Investoren  
geht es darum, das eigene Vermögen vor dem Zugriff des Staates zu schützen.  
Denn die Tendenz zu steigenden Steuern zeichnet sich vielfach ab, und gerade  
vorhandene Vermögenswerte, die irgendwo registriert sind, wecken bei den  
regierenden Politikern häufig entsprechende Begehrlichkeiten.  
Wer sich Anonymität wünscht, für den scheiden Aktien und Immobilien als  
Wertanlage aus. Denn wer Aktien hat, der braucht ein Wertpapier-Depot.  
Das läuft beim depotführenden Kreditinstitut auf den Namen des jeweiligen  
Anlegers und ist somit alles andere als anonym. Seit dem Jahr 2005 haben die  
Behörden in Deutschland durch das sogenannte Kontenabrufverfahren zu-  
dem die Möglichkeit herauszufinden, wer welche Konten und Depots inne-  
hat beziehungsweise wer über eine Vollmacht auf welche Konten und Depots  
zugreifen kann. Die Zahl besagter Kontoabrufe ist Jahr für Jahr angestiegen,  
seit ein Gesetz diese Möglichkeit geschaffen hat. Noch haben Sozialbehör-  
den, Finanzämter und andere Stellen der öffentlichen Verwaltung keine Be-  
fugnis, über die Höhe der auf einem Konto oder Depot liegenden Mittel be-  
ziehungsweise Vermögenswerte Auskunft zu verlangen. Doch erscheint es  
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Grund 4: Anonymität 19  
durchaus wahrscheinlich, dass diese Möglichkeit bald geschaffen wird.  
Entsprechend könnte sich der Staat ganz leicht einen Überblick darüber ver-  
schaffen, wer ein Vermögen angehäuft hat und bei wem folglich über Steu-  
ern, Gebühren und Abgaben leicht etwas zu holen wäre.  
Auch Immobilien kann niemand anonym halten. Jeder Immobilieneigentü-  
mer muss sich ins Grundbuch eintragen lassen. Entsprechend besteht auch  
hier die Möglichkeit, Immobilien nicht nur mit der bereits bestehenden  
Grunderwerbs- und Grundsteuer zu belasten, sondern zusätzlich mit weite-  
ren Zwangsabgaben. Wer glaubt, ein solches Szenario gehöre ins Reich der  
Verschwörungstheorien, der irrt, wie das Beispiel der DIW (siehe »Exkurs:  
DIW schlägt Zwangsanleihe auf Immobilien vor«) eindrücklich beweist.  
Exkurs: DIW schlägt Zwangsanleihe auf Immobilien vor  
Das renommierte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin  
veröffentlichte im Jahr 2012 einen Bericht, in dem Zwangsanleihen auf Immobi-  
lien als gute Möglichkeit dargestellt werden, die Schuldenkrise in den Euro-  
Ländern zu lösen. Bei einem persönlichen Freibetrag von 250 000 Euro könnten  
alle Bürger mit darüber hinausgehendem Immobilienvermögen gezwungen wer-  
den, für zehn Prozent von dessen Wert eine Anleihe des Staates zu kaufen. Das  
könnte ein wichtiger Schritt zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte sein,  
so das DIW – und übrigens nicht nur für Deutschland, sondern auch für die be-  
sonders hoch verschuldeten Euro-Südländer. Wenn Sie Immobilieneigentümer  
sind, betrachten Sie einmal den Wert Ihrer eigenen Immobilie: Falls diese nicht  
irgendwo auf dem Land fernab von jeder Großstadt liegt oder in höchst marodem  
Zustand ist, wird ihr Wert den vorgeschlagenen Freibetrag leicht übertreffen.  
Dieser Vorschlag würde, wenn er umgesetzt wird, also keinesfalls nur reiche Im-  
mobilienhaie treffen, sondern einen Großteil der Eigenheimbesitzer – und auch  
diverse Vermieter, die womöglich auf die Vermietung angewiesen sind, weil ihre  
Altersrente sonst nicht für das Leben im Ruhestand reicht.  
Zugegeben: Auch Edelmetalle wecken die Begehrlichkeiten des Staates.  
Es gibt in der Geschichte genügend Beispiele für staatliche Verbote von pri-  
vatem Goldbesitz (sogenanntes »Goldverbot«) , so zum Beispiel im Deutsch-  
land der Weimarer Republik oder in den USA im Zeitraum zwischen 1933  
und 1974. Aber auch wenn der Goldbesitz zeitweise illegal war, dürften es  
doch einige Eigentümer von Gold in dieser Zeit geschafft haben, ihre  
Goldbestände vor den staatlichen Behörden zu verstecken und es auf diese  
Weise vor einer Konfiszierung zu bewahren, selbst wenn für dieses Verhalten  
drakonische Strafen angedroht wurden. Für die Regierungen war nicht von  
vornherein absehbar, was bei den Privatleuten zu holen sein könnte. Und das  
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wird in absehbarer Zeit auch so bleiben, wenn Sie auf Edelmetalle setzen.  
Denn diese können Sie anonym kaufen, vorausgesetzt, Sie überschreiten pro  
Kauf die für Tafelgeschäfte geltende Barzahlungsgrenze von aktuell 2000  
Euro nicht. Der Staat braucht also nichts davon erfahren, welches Vermögen  
Sie sich in Gold, Silber, Platin oder Palladium zulegen.  
Und was das Szenario eines Goldverbots angeht: Die Vergangenheit beweist,  
dass die Durchsetzung in der Praxis gar nicht so leicht ist. Vom US-  
Goldverbot zwischen 1933 und 1974 ist zwischenzeitlich bekannt, dass es  
wohl nur zur Ablieferung geschätzter 30 Prozent der privat vorhandenen  
Goldreserven geführt hat. 70 Prozent der Münzen und Barren bewahrten  
die Bürger erfolgreich vor dem Zugriff staatlicher Stellen. Dabei handelten  
keinesfalls alle illegal. Denn immerhin war der Besitz von fünf Feinunzen  
pro Person weiterhin erlaubt, was einer sechsköpfigen Familie ermöglichte,  
insgesamt 30 Feinunzen ganz legal zu horten. Außerdem wurden Sammler-  
münzen und Goldschmuck nicht konfisziert – sie durften ebenfalls bei  
ihren Eigentümern verbleiben.  
Wie auch immer also ein künftiges Goldverbot aussehen könnte: Wer starke  
Nerven und keine Bedenken gegen einen entsprechenden Gesetzesverstoß  
hat, für den ist anonymer Edelmetallbesitz ein wirksamer Schutz vor einem  
stets drohenden Vermögenszugriff des Staates.  
GRUND 5: WERTKOMPRIMIERUNG UND  
UNIVERSELLE GÜLTIGKEIT  
Womit können Sie überall auf der Welt zahlen? Mit einem Stapel Eurono-  
ten im Portemonnaie würden Sie in manchen Gegenden in Asien, Nord-  
und Südamerika oder Australien schnell an Ihre Grenzen stoßen. Bei  
Gold- oder Silbermünzen beziehungsweise -barren dagegen ist eine uni-  
verselle Gültigkeit als Zahlungsmittel gegeben. Voraussetzung dafür ist al-  
lerdings, dass Ihr Gegenüber die Möglichkeit hat, die Echtheit und den  
Feingehalt zu prüfen.  
Ist das der Fall, dann kommen Sie mit Gold und Silber überall auf der Welt  
durch. Gerade in Krisenzeiten kann das von unschätzbarem Vorteil sein.  
Dazu kommt: Bei Gold, Platin und Palladium sind sehr hohe Werte auf  
kleinstem Raum komprimiert. Das erleichtert in echten Krisenfällen – etwa  
wenn eine Flucht vor Terror, Krieg oder einem Unrechtsregime nötig wird –  
den Neustart an einem anderen Ort auf dieser Welt. Dass auch dieses Szenario  
in der Neuzeit leider nicht völlig ausgeschlossen ist, zeigt die jüngste  
Entwicklung in der Türkei: Wie schnell hat sich aus einem vergleichsweise  
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Grund 5: Wertkomprimierung und universelle Gültigkeit 21  
stabilen und sicheren Staat unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan eine Will-  
kürherrschaft etabliert, die alle potenziell Andersdenkenden unterdrückt  
oder gezielt ausschaltet? Wie viele türkische Oppositionelle haben seitdem  
auch in Deutschland Asyl beantragt?  
Theoretisch könnte man von einer Wertkomprimierung auch mit Diaman-  
ten oder anderen Edelsteinen profitieren. Hier muss allerdings ein Fach-  
mann bzw. eine Fachfrau die Bewertung vornehmen. Denn etwa bei  
Diamanten die vier wertbestimmenden Cs (Carats, Colour, Clarity, Cut, also  
Gewicht in Karat, Farbe, Lupenreinheit und Schliff) zu beurteilen, erfordert  
einiges an Expertise. Bei Edelmetallen dagegen zählt allein das Feingewicht,  
auch wenn die Echtheitsprüfung zugegebenermaßen ebenfalls mit einigem  
Aufwand verbunden ist (siehe »Kapitel 5: Kauf und Verkauf von Edelmetal-  
len: So geht’s«).  
Die Wertkomprimierung bringt allerdings in echten Not- und Krisenzeiten  
auch Nachteile mit sich. Gold soll in solchen Phasen vor allem als Tauschmit-  
tel dienen, etwa bei Nahrungsmittel-Knappheit. Wer allerdings ausschließ-  
lich Gold vorhält, und das womöglich in vergleichsweise großen Gewichts-  
einheiten, der dürfte Schwierigkeiten bekommen. Denn ein Brot oder einen  
Schinken gegen einen Goldbarren einzutauschen, wäre ein ausgesprochen  
schlechtes Geschäft. Immerhin wird Gold heute auch schon in »Barren« ab  
einem Gramm angeboten, und es gibt Tafelbarren (CombiBars), von denen  
sich 1-Gramm-Stücke wie Schokolade abbrechen lassen.  
Die Alternative lautet Silber. Hier allerdings ist die Wertkomprimierung  
nicht so groß, und deshalb erscheint dessen Eignung für eine Mitnahme auf  
der Flucht fraglich. Denn wer kann und will schon kilogrammweise Silber  
mitschleppen, wenn er möglicherweise auf ein schnelles Fortkommen ange-  
wiesen ist? Aus diesem Grund empfiehlt sich auch bei Edelmetall-Investments  
eine gewisse Verteilung auf verschiedene Edelmetalle: Silber für die vielen  
kleinen Bezahlvorgänge, die womöglich zuhause unter widrigen Umständen  
nötig sind, Gold für den Neustart an einem anderen Ort.  
Aber von Krisen-, Kriegs- und Fluchtszenarien einmal ganz abgesehen, gibt  
es auch Weltenbummler, die Gold mitnehmen, um stets zahlungsfähig zu  
sein, wo auch immer sie hinreisen. Zwar existieren in praktisch allen Län-  
dern Wertgrenzen, und mitgebrachte Vermögen oder Zahlungsmittel, die  
über diese Wertgrenzen hinausgehen, müssen bei Grenzübertritt beim Zoll  
deklariert und womöglich verzollt werden. Innerhalb der vorgegebenen  
Grenzen mag ein universelles Zahlungsmittel dennoch gelegen kommen,  
und bestimmte Anlagemünzen, z. B. der südafrikanische Krügerrand, sind  
praktisch überall auf der Welt bekannt genug, um gegen lokale Zahlungs-  
mittel eintauschbar zu sein.  
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GRUND 6: GOLD ALS ZINSFREIE GELDANLAGE  
Ob aus ethischen oder religiösen Gründen: Es gibt viele Menschen, die unser  
Geldwesen in seiner aktuellen Form ablehnen, weil es auf dem Prinzip der  
Verzinsung beruht. Verzinsung aber bedeutet, dass Menschen, die viel Geld  
haben, durch das Verleihen oder Investieren ihres Geldes zu noch mehr Geld  
kommen, ohne dafür arbeiten zu müssen. Verzinsung impliziert auch das  
Streben nach immer mehr und schnellerem Wachstum – was zwangsläufig in  
bestimmten Abständen zu Zusammenbrüchen führen muss. Schließlich gibt  
es auch Religionen, die Zinsen verbieten. Im Mittelalter war das auch im  
Christentum der Fall, und bis in unsere Zeit hinein verbietet der Islam seinen  
gläubigen Anhängern, mit Zinsen Geschäfte zu machen. Folglich bieten sich  
Gold und andere Edelmetalle als Geldanlage an, die gerade keine Zinsen ab-  
wirft und den Fokus vorrangig auf Werterhalt legt, anstatt auf einen Wert-  
zuwachs. Man braucht der Ideologie einer zinsfreien Marktwirtschaft nicht  
selbst anzugehören, um verstärkt auf Gold, Silber, Platin und Palladium zu  
setzen. Es genügt das Wissen, dass die Zinskritik beziehungsweise das reli-  
giöse Zinsverbot für eine stetige Nachfrage nach Edelmetallen sorgt, die qua-  
si eine zinsfreie Alternative zu den ansonsten vorhandenen Zahlungs- und  
Wertaufbewahrungsmitteln sind. Auch das mag den einen oder die andere  
davon überzeugen, das eigene Anlageportfolio um diverse Edelmetallmün-  
zen und -barren zu ergänzen.  
GRUND 7: SPEKULATION AUF WERTZUWACHS  
Was im letzten Abschnitt schon angeklungen ist, soll hier noch einmal the-  
matisiert werden: Edelmetalle sind kein Produktivvermögen. Anders als  
Festgeld, das Zinsen bringt, als Aktien, die Dividenden abwerfen, oder als  
Immobilien, bei denen Sie laufende Mieteinnahmen erzielen, bringen Ihnen  
Gold, Silber, Platin & Co. nicht automatisch laufende Einkünfte ein. Ein  
Wertzuwachs durch Vermehrung des ursprünglichen Vermögens und durch  
den Zinseszinseffekt ist damit ausgeschlossen. Was Zinskritiker freut, macht  
gewinnorientierte Anleger womöglich weniger glücklich.  
Für manche Edelmetall-Investoren steht aber ohnehin die Spekulation auf  
steigende Preise im Vordergrund. Allerdings sei hier klar gesagt: Steigende  
Preise sind zwar möglich und im Hinblick auf eine kommende Inflation oder  
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Grund 7: Spekulation auf Wertzuwachs 23  
Währungsreform sogar wahrscheinlich. Mit Gold, Silber, Platin oder Palla-  
dium aber systematisch und womöglich noch binnen eines genau festgeleg-  
ten Zeitraumes Kursgewinne zu erzielen, ist jedoch eine Rechnung, die nicht  
immer aufgeht. Vor allem aber sind Edelmetall-Investments, die in der Hoff-  
nung auf eine positive Preisentwicklung getätigt werden, mit einem hohen  
Risiko behaftet. Denn alle Edelmetalle schwanken stark im Preis, und für  
diese Schwankungen sind nicht nur Spekulationen der Marktteilnehmer ver-  
antwortlich, sondern teilweise auch die Wechselkursveränderungen zwi-  
schen den einzelnen Währungen sowie die Nachfrage aus der Industrie.  
Außerdem geht der Kauf von Edelmetallen in physischer Form, also als  
Münzen und Barren, stets mit einem sogenannten Aufgeld einher. Sie zahlen  
also mehr als den reinen Materialpreis – und abhängig von Edelmetall, Form  
und Stückelung kann das mitunter sogar erheblich mehr sein. In der Regel  
starten Sie zumindest beim physischen Kauf somit mit einem Verlust. Der  
lässt sich zwar reduzieren oder vermeiden, wenn Sie auf börsennotierte  
Wertpapiere umsatteln, die wahlweise den Preis von Gold, Silber & Co. nur  
abbilden (Index-Zertifikate, siehe Kapitel 6) oder sogar einen Lieferanspruch  
begründen (Exchange Traded Commodities, siehe ebenfalls Kapital 6). Aber  
Kosten im Zusammenhang mit Edelmetall-Investments sind nun einmal da.  
Das gilt auch für Abschläge, die beim Verkauf von Edelmetallen ebenfalls  
üblich sind. All das wirkt sich negativ auf die Rendite aus.  
Näheres zur Preisbildung und -entwicklung von Edelmetallen finden Sie im  
nächsten Kapitel, wo es außerdem darum geht, welche Edelmetalle sich über-  
haupt für ein Investment eignen, wozu sie jeweils verwendet werden und wer  
die größten Nachfrager sind.  
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24 1 Warum Edelmetall-Investments in jedes Depot gehören  
FAZIT:  
Es gibt viele gute Gründe, die da-  
für sprechen, in Edelmetalle zu in-  
vestieren. Die wichtigsten sind der  
Schutz vor Inflation sowie potenziel-  
len Währungszusammenbrüchen,  
die geschichtlich betrachtet gar  
nicht so selten und prinzipiell auch  
im Euro-Raum denkbar sind. Auch  
dienen Gold, Silber, Platin & Co. als  
zeitloser Bargeldersatz, was ange-  
sichts stetig sinkender Barzahlungs-  
grenzen und einer aktuell verstärk-  
ten Debatte über die vollständige  
Abschaffung von Bargeld ebenfalls  
für viele Käufer eine zentrale Rolle  
spielt. Edelmetalle lassen sich zu-  
dem bis zur geltenden Barzahlungs-  
grenze von derzeit 2 000 Euro ano-  
nym kaufen und halten. Es handelt  
sich also um eine Vermögensform,  
die sich vor dem Zugriff des Staates  
vergleichsweise gut schützen lässt.  
Wer zudem auch in heutigen Zeiten  
Szenarien von Flucht, Vertreibung  
und erzwungener Auswanderung  
für möglich hält, der schätzt bei  
Edelmetallen die große Wertkom-  
primierung, die den Transport von  
hohen Vermögenswerten in klei-  
nen Gewichts- und Volumeneinhei-  
ten leicht macht. Auch als zinsfreie  
Geldanlage sind Gold, Silber, Platin  
und Palladium beliebt, teilweise aus  
religiösen Gründen, etwa im Islam,  
teilweise auch unter politisch mo-  
tivierten Kritikern des Zinswesens.  
Ein weiteres wichtiges Motiv für den  
Edelmetall-Kauf ist für Anleger der  
feste Glaube an einen Wertzuwachs  
und damit die Spekulation auf zu-  
künftige Gewinne, die zwar möglich,  
aber keinesfalls garantiert sind.  
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